# taz.de -- Religionspolitischer Kongress der Grünen: Grüne wollen keinen Lai… | |
> Die Trennung von Kirche und Staat hat für die Grünen ausgedient. So will | |
> man geänderten Realitäten und dem Religionspluralismus gerecht werden. | |
Bild: Beide im Katholiken-ZK: Ministerpräsident Kretschmann (BaWü) und Vize-M… | |
DÜSSELDORF taz | Fast 30 Jahre ist es her, dass der Kölner Erzbischof | |
Joseph Kardinal Höffner erklärte, die Grünen seien für Katholiken nicht | |
wählbar. Heute ist ungewiss, ob die Ökopartei die Kirche oder die Kirche | |
sie übernommen hat. Die beiden wichtigsten LandespolitikerInnen der Grünen, | |
der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann und | |
Nordrhein-Westfalens stellvertretende Ministerpräsidentin Sylvia Löhrmann, | |
sitzen im Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK). | |
Bei den Protestanten sind Grüne ebenfalls an vorderster Front dabei, wie | |
das Beispiel der Ex-EKD-Präses Katrin Göring-Eckardt zeigt. Auch die | |
Berliner Landesvorsitzende Bettina Jarasch ist Mitglied im ZdK. Die Grünen | |
haben Jarasch mit der Leitung einer Kommission beauftragt, die | |
Reformvorschläge für die Neujustierung des Verhältnisses von Staat und | |
Religions- sowie Weltanschauungsgemeinschaften erarbeiten soll. | |
„Wir müssen den geänderten Realitäten und dem Religionspluralismus gerecht | |
werden“, sagte Jarasch beim ersten religionspolitischen Kongress der Grünen | |
am Samstag im Düsseldorfer Landtag. Bei dem Kongress mit mehr als 300 | |
Teilnehmern, darunter zahlreiche christliche Theologen, aber auch Vertreter | |
islamischer Verbände und von Weltanschauungsgemeinschaften sowie jüdische | |
Wissenschaftler, waren die Ereignisse in Frankreich stets gegenwärtig. | |
„Spätestens die Attentate von Paris zeigen: Wir müssen Religionen reinholen | |
in den öffentlichen Diskurs“, sagte Jarasch. | |
Die Grünen setzen deshalb nicht auf eine strikte Trennung von Kirche und | |
Staat. „Wir sind uns einig darüber, dass wir kein laizistisches Modell wie | |
in Frankreich fordern“, sagte NRW-Chef Sven Lehmann. In Frankreich wird | |
Religion ausschließlich im nichtöffentlichen Raum praktiziert. Das wollen | |
die Grünen nicht. | |
## Ein „interaktives“ Modell | |
Sie plädieren für ein „interaktives“ Modell. „Staat und | |
Religionsgemeinschaften müssen sich aufeinander beziehen“, erklärte | |
Lehmann. So könne die Gesellschaft Einfluss nehmen, etwa durch islamischen | |
Religionsunterricht an Schulen. „Islamischer Religionsunterricht ist | |
Prävention gegen Radikalisierung“, glaubt Lehmann. | |
Aber auch jenseits dieses Aspektes hätten Schüler Anspruch auf islamischen | |
Religionsunterricht, betonte NRW-Schulministerin Löhrmann. Anders als in | |
vielen anderen Ländern gibt es den in NRW bereits. Aber noch in zu wenigen | |
Schulen, kritisierte Aiman Mazyek vom Zentralrat der Muslime in | |
Deutschland. Er warnte davor, dass die Forderung nach Säkularisierung dazu | |
führt, muslimischen Gemeinschaften Rechte vorzuenthalten, die christliche | |
haben: „Macht das nicht auf unsere Kosten.“ | |
Manche Grüne plädieren allerdings für eine stärkere Trennung von Kirche und | |
Staat, etwa der ehemalige Europaabgeordnete Frieder Otto Wolf, heute | |
Präsident des Humanistischen Verbands, der Konfessionslose repräsentiert. | |
Das deutsche Staatskirchenmodell sei unwiederbringlich dahin, sagte Wolf. | |
„Der Versuch, den Islam an Bord zu holen, um die Privilegien der Kirchen zu | |
rechtfertigen, wird nicht funktionieren“, sagte er. | |
18 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Anja Krüger | |
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