# taz.de -- Offshore-Suche in der Arktis: Grönlands Ölträume geplatzt | |
> Konzerne haben kein Interesse mehr an der Exploration in der Arktis und | |
> geben ihre Lizenzen zurück. Das liegt nicht nur am derzeit billigen Öl. | |
Bild: Protest vor der Bohrinsel Stena Don in 2010. | |
STOCKHOLM taz | Die Konzerne, die zwischen den Eisbergen vor der | |
westgrönländischen Küste nach Öl bohren wollten, hätten viel Geld sparen | |
können – wenn sie vor vier, fünf Jahren auf Greenpeace gehört hätten. Aber | |
damals gelang es den UmweltaktivistInnen mit waghalsigen Aktionen nur | |
zeitweise, die Offshore-Ölsuche zu stoppen. | |
Jetzt geben die Unternehmen selbst auf: Die norwegische Statoil, die | |
französische GDF Suez und die dänische Dong haben ihre teuer erworbenen | |
Genehmigungen für Öl- und Gasexplorationen zum Jahresanfang zurückgegeben, | |
wie jetzt bekannt wurde. Auch das Angebot der Regierung, die kommenden zwei | |
Jahre auf Lizenzgebühren zu verzichten, konnte sie nicht umstimmen. Man | |
habe nicht mehr vor, nach Öl zu suchen, hieß es. | |
Die britisch-niederländische Shell und die schottische Cairn Energy | |
behielten zwar ihre Lizenzen, haben aber ebenfalls keine Bohrpläne für die | |
nächsten Jahre. Cairn hat nach eigenen Angaben rund 1 Milliarde Euro | |
versenkt. | |
Statoil-Kommunikationschef Knut Rostad begründet den Rückzug damit, dass | |
ein globaler Akteur die Regionen mit höheren Profitchancen vorziehen müsse. | |
Die Stellungnahme von GDF Suez lässt dagegen ahnen, dass man das Engagement | |
als einen von Anfang an kapitalen Fehler ansieht: Ein „Gebiet mit sehr | |
geringer Infrastruktur, ziemlich hohen Umweltanforderungen und großen | |
klimatischen Herausforderungen“ sei eben „zu teuer“. Konkret wurde für | |
Offshore-Förderung vor Grönland mit Kosten von 100 US-Dollar pro Barrel | |
gerechnet. | |
## Unabhängigkeit von Dänemark | |
Für die grönländische Regierung, die davon träumte, sich mit Einnahmen aus | |
der Ausbeutung von Bodenschätzen voll unabhängig von Dänemark zu machen, | |
ist das keine gute Nachricht. Zumal verschiedene Analysten meinen, dass das | |
billige Öl allenfalls einer der Gründe für den Rückzug der Konzerne ist: | |
Sie planten ja in einer Perspektive von zwei bis drei Jahrzehnten, sagt | |
Malte Humpert, Chef des Arctic Institute in Washington. Offenbar schätzten | |
sie die Zukunftsaussichten für Öl und Gas auch auf längere Sicht als nicht | |
gut ein. | |
„Hoffentlich taucht das Interesse an arktischen Ressourcen nie mehr auf“, | |
meint Jon Burgwald, der für das Greenpeace-Programm verantwortlich ist. Die | |
Arktisländer müssten erkennen, dass sie ihre Hoffnungen nicht auf Öl | |
gründen sollten. Schließlich zeige eine kürzlich in der Zeitschrift Nature | |
veröffentlichte Studie des britischen University College, dass alle | |
fossilen Brennstoffe dort im Boden bleiben müssten, wenn das Klimaziel | |
eingehalten werden soll, die Erwärmung der Erdatmosphäre auf 2 Grad zu | |
beschränken. | |
Burgwald empfiehlt Grönland, sich auf andere Entwicklungsmöglichkeiten für | |
ihr Land zu besinnen. Bei einigen Politikern scheint er damit offene Türen | |
einzurennen. Finanz- und Rohstoffminister Andreas Uldum erklärte jüngst, | |
man wolle sich Island zum Vorbild nehmen und nun verstärkt auf Tourismus | |
setzen. | |
19 Jan 2015 | |
## AUTOREN | |
Reinhard Wolff | |
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