Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Das Altern der Grönlandwale: Mit Plankton über 200 werden
> Die Langlebigkeit der Meeressäuger liegt wahrscheinlich in ihren Genen
> begründet. Sie können über zwei Jahrhunderte alt werden und sind sehr
> widerstandsfähig gegen Krebs.
Bild: So elegant möchte man auch noch im hohen Alter aussehen
LIVERPOOL dpa | Das Geheimnis der Langlebigkeit von Grönlandwalen liegt
vermutlich in ihren Genen. Mit einem möglichen Alter von über 200 Jahren
sind Grönlandwale die langlebigsten bekannten Säugetiere. Die Forscher
entzifferten das komplette Genom der Tiere und verglichen zentrale
Unterschiede mit dem Genom anderer Wale und Säugetiere. Ihr Ergebnis:
Grönlandwale weisen Besonderheiten bei den Genen auf, die mit Zellteilung,
Erbgut-Reparatur, Krebs und Alterungsprozessen verbunden sind.
Diese Besonderheiten erhöhen vermutlich die Langlebigkeit der Tiere und
steigern etwa ihre Widerstandskraft gegen Krebs. Insofern könnte die im
Journal Cell Reports veröffentlichte Studie Hinweise für Forschungen zu
Alterungsprozessen generell geben. „Unser Verständnis der Lebensdauer
verschiedener Arten ist noch gering.
Die Ergebnisse unserer Untersuchungen geben uns genetische Kandidaten für
künftige Studien“, erklärt der Biologe João Pedro de Magalhães von der
britischen Universität von Liverpool. Seiner Ansicht nach haben die
verschiedenen Arten unterschiedliche „Kniffe“ für eine längere Lebensdauer
entwickelt. „Indem wir die Tricks des Grönlandwals entdecken, ist es uns
vielleicht möglich, sie auf den Menschen zu übertragen, um altersbezogene
Krankheiten zu bekämpfen“, so Magalhães.
Das Team um den Biologen Michael Keane sequenzierte das komplette Genom des
Grönlandwals (Balaena mysticetus). Diese Walart lebt in den arktischen
Meeren und kann bis zu 18 Meter lang werden bei einem Gewicht von bis zu
100 Tonnen. Die Tiere ernähren sich von Plankton, das sie mit ihren Barten
aus dem Wasser filtern.
## Walgene für eine Maus
Trotz ihrer Größe und der damit einhergehenden großen Anzahl von Zellen -
große Wale haben über tausendmal mehr Zellen als Menschen - ist ihr
Krebsrisiko nicht erhöht. Die Forscher vermuten daher, dass die Wale über
natürliche Mechanismen verfügen, die Krebs effektiver als bei anderen Arten
unterdrücken. Sie entdeckten auch Änderungen in Genen, die normalerweise
bei Krebs eine Rolle spielen.
Zudem weisen die Wissenschaftler daraufhin, dass ihre Sequenzierung die
erste bei einem großen Wal ist. Insofern könnten die Ergebnisse auch
Aufschluss über physiologische Anpassungen in Bezug auf die Körpergröße
geben. So hätten etwa Walzellen eine wesentlich geringere Metabolismusrate
als die Zellen kleinerer Säugetiere.
Auch für diesen Unterschied fanden die Biologen genetische Erklärungen: So
wies ein Gen, das in Zusammenhang mit Thermoregulation steht, beim
Grönlandwal eine Besonderheit auf. Die Thermoregulation ist verantwortlich
für die mehr oder minder große Unabhängigkeit der Körpertemperatur eines
Tieres von der Außenwelt.
Magalhães will nun Mäuse züchten, die er mit verschiedenen Genen des
Grönlandwals ausstattet, um herauszufinden, wie wichtig bestimmte Gene für
Langlebigkeit und die Widerstandskraft gegen Krankheiten sind. In einem
nächsten Schritt müsste das Genom anderer langlebiger Arten entziffert und
mit dem des Grönlandwals verglichen werden. Um diesen Vergleich zu
ermöglichen, haben die Wissenschaftler [1][ihre Ergebnisse auf der Website
www.bowhead-whale.org] zur Verfügung gestellt.
6 Jan 2015
## LINKS
[1] http://www.bowhead-whale.org
## TAGS
Grönland
Wale
Gene
Altern
Wale
Ölförderung
Schweinswal
Sea Shepherd
Tierhaltung
## ARTIKEL ZUM THEMA
Meeressäuger können coole Sachen: Das Atmen der Wale
Wale blasen aus Atemluft Kringel, dass Kettenraucher neidisch werden und
jagen Fischschwärme mit „Blasenvorhängen“.
Offshore-Suche in der Arktis: Grönlands Ölträume geplatzt
Konzerne haben kein Interesse mehr an der Exploration in der Arktis und
geben ihre Lizenzen zurück. Das liegt nicht nur am derzeit billigen Öl.
Meeressäuger in Nord- und Ostsee: Die Not der Schweinswale
Der Schweinswal ist scheu und vielerorts vom Aussterben bedroht. Er könnte
das Wappentier der Küstenregionen sein, aber er wird systematisch getötet
oder nur pro forma geschützt.
Walfang in Japan: Tierschützer umkreisen Walfänger
Aktivisten der Tierschutzorganisation Sea Shepherd veröffentlichen Bilder
von toten Walen an Deck eines japanischen Schiffes. Japan will bis zu 1000
Wale töten.
Ex-Orca-Trainerin über Walhaltung: „Aus Langeweile aggressiv“
Die SeaWorld-Vergnügungsparks halten Orca-Wale nicht artgerecht, sagt
Samantha Berg. Bei Zwischenfällen starben drei Trainer und ein Zuschauer.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.