# taz.de -- Kartellamt gegen Kaiser's-Verkauf: Der Wettbewerb wird behindert | |
> Edeka wird die Kaiser’s-Tengelmann-Filialen wohl nicht übernehmen dürfen. | |
> Es sei denn, die Unternehmen machen Zugeständnisse. | |
Bild: Diese Fusion wird wohl nichts. | |
BERLIN taz | Das Bundeskartellamt droht, die Supermarkt-Übernahme von | |
Kaiser's Tengelmann durch Edeka zu verbieten. Die Behörde hat die | |
Unternehmen über ihre wettbewerbsrechtlichen Bedenken informiert. Der Kauf | |
der Supermarktkette durch den Konkurrenten Edeka führe nach bisherigem | |
Stand „zu einer Verdichtung der ohnehin stark konzentrierten | |
Marktstrukturen“, sagte Bundeskartellamt-Präsident Andreas Mundt zum | |
vorläufigen Entscheidungsentwurf. Betroffen seien davon vor allem Berlin, | |
München und größere Städte in Nordrhein-Westfalen. | |
Edeka und Tengelmann haben noch bis zum 26. Februar Zeit, zu der | |
Einschätzung Stellung zu nehmen. Keines der Unternehmen wollte sich am | |
Dienstag zu dem Verfahren äußern. Der mehrere hundert Seiten umfassende | |
Entscheidungsentwurf werde jetzt zunächst einmal geprüft, sagte eine | |
Tengelmann-Sprecherin. Die Unternehmen können die Übernahme noch durch | |
Zugeständnisse retten, wie den Verkauf von Märkten an Mitbewerber. | |
Der Traditionshandelskonzern Tengelmann hatte sein Supermarktgeschäft | |
eigentlich zum 30. Juni 2015 komplett abgeben wollen. Im Oktober | |
vergangenen Jahres gab die Mülheimer Firma bekannt, ihre Tochter Kaiser's | |
Tengelmann mit 451 Filialen und einem Jahresumsatz von rund 1,8 Milliarden | |
Euro an Edeka zu verkaufen. | |
Knapp 16.000 Mitarbeiter sind in den Supermärkten beschäftigt, deren | |
Standorte sich auf die München und Oberbayern, Teile Nordrhein-Westfalens | |
sowie Berlin und das Berliner Umland verteilen. Tengelmann-Chef Karl-Erivan | |
Haub begründete den Verkauf damit, dass die Kette mit einem Marktanteil von | |
nur 0,6 Prozent keine Chance gegen die großen Mitbewerber wie Edeka oder | |
Rewe habe. Das Supermarktgeschäft schreibe seit 15 Jahren rote Zahlen. | |
## Marktanteil von rund 85 Prozent | |
Das Bundeskartellamt meldete sogleich, es wolle den angekündigten | |
Zusammenschluss intensiv prüfen. Das dürfte keine Überraschung für die | |
Konzerne gewesen sein: Nur einen Monat vor Bekanntwerden der Pläne hatte | |
die Behörde eine Studie vorgestellt, nach der Edeka, Rewe, Aldi sowie die | |
Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland bereits auf einen Marktanteil von rund | |
85 Prozent kommen. | |
Gegen diese Marktmacht kommen kleinere Konkurrenten nicht an, schließlich | |
können große Handelskonzerne in Verhandlungen mit Herstellern die Preise | |
drücken. Bundeskartellamt-Präsident Mundt sagte damals, die Untersuchung | |
zeige, „dass wir einer weiteren Verschlechterung der | |
Wettbewerbsverhältnisse konsequent entgegenwirken müssen“. | |
Der Vorsprung der Spitzengruppe gegenüber den Konkurrenten würde mit dem | |
Zusammenschluss von Kaiser's Tengelmann und Edeka weiter steigen, gab Mundt | |
jetzt zu bedenken. Es sei zu befürchten, dass Kunden in vielen betroffenen | |
Regionen mit Edeka und Rewe einschließlich ihrer Discounter Netto und Penny | |
nur noch zwei Nahversorger mit umfassendem Warensortiment und vielen | |
Markenartikeln zur Auswahl hätten. Außerdem breche den Herstellern mit der | |
Übernahme eine bedeutende Absatzalternative zu den Marktführern weg. Das | |
behindere einen wirksamen Wettbewerb, heißt es vonseiten des Kartellamts. | |
Die Gewerkschaft Verdi warnte davor, dass es „zu einer Hängepartie zulasten | |
der Beschäftigten“ komme. „Egal wer Kaiser's Tengelmann erwirbt, die | |
Beschäftigten brauchen Sicherheit für ihre Arbeitsplätze, den Erhalt der | |
Tarifbindung und der Betriebsratsstrukturen“, sagte eine Sprecherin. Eine | |
Entscheidung will das Bundeskartellamt voraussichtlich bis 6. März fallen. | |
17 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Eva Oer | |
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