# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Gedöns mit der Unschuldsvermutung | |
> #tazleaks, #tazgate – och, dazu sagt die taz erstmal lieber nix. Dafür | |
> hat die „Welt“ umso mehr zu sagen – Unschuldsvermutung hin oder her. | |
Bild: Ein Keylogger, damit soll ein taz-Mitarbeiter Kollegen ausgespäht haben. | |
Hallo taz-Medienredaktion! Weißt du, wofür ich die taz schätze? Dafür, dass | |
sie versucht, Naturgesetze auszuhebeln. Die Schwerkraft etwa. Oder Ebbe und | |
Flut. Dieses Mal ist es der Versuch, den Satz von Paul Watzlawick „Man kann | |
nicht nicht kommunizieren“ zu widerlegen. | |
Der Umstand, dass ein taz-Mitarbeiter die Computer seiner Kollegen mittels | |
eines Keyloggers ausspähte? Och, da sagen wir mal nix. Wir als | |
Kommunikationsexperten verweigern die Kommunikation, dann wird es auch | |
niemanden interessieren. Wir machen einfach das Licht aus und tun so, als | |
wären wir nicht da. Wenn wir nix sagen oder nur einen rüden Satz, dann wird | |
sich das Ungemach schon verziehen. Ist das, taz-Medienredaktion, eine neue | |
Interpretation von Sprachlosigkeit? Die allgemeine Kritik an diesem | |
Verhalten ist vor allem der Beweis, dass Watzlawick recht hatte. | |
So, bevor jetzt irgendein Spionageopfer den Chefs diesen Text vorlegt, | |
unsicher, ob das geht, dass die im eigenen Blatt eins auf die Mütze | |
bekommen, halte ich meinen Scheinwerfer nach rechts: Robin Alexander, Autor | |
bei Die Welt, findet keinen Sexpartner. Keiner will mit dem schlafen. Keine | |
Frau, kein Mann, kein Gender-Tender. Ich habe ihn auf der „Journalist des | |
Jahres“-Feier angepriesen wie abgelaufene Sauermilch, aber keiner will mit | |
dem in die Kiste. Nicht mal im Stehen. | |
Das liegt daran, dass er beim Geschlechtsakt den Gossendichter Franz Josef | |
Wagner rezitiert. Das, was Alexander oben ausstößt, ist zu unangenehm, um | |
mit dem Rest des Mannes Sex zu haben. „Bislang“, um mit Herrn Alexander zu | |
sprechen, „ist eine Täterschaft keineswegs erwiesen“. Aber das ist egal, | |
ich weiß es ja. Und weil ich es weiß, schreibe ich es als | |
Tatsachenbehauptung auf. „Unschuldsvermutung“ ist nämlich ein | |
Gedönsbegriff, dem man keine Beachtung zu schenken braucht. | |
## Hallo, Köpfchen an! | |
So nämlich agierte Robin Alexander letzten Freitag, als er in der Welt | |
einen Artikel über den Spion in der taz schrieb, der zuvor mit der | |
Veröffentlichung heimlich erzeugter Kollegengespräche im Internet sein | |
fehlendes Bewusstsein für Unrecht unter Beweis gestellt hatte. Einfach den | |
Namen in die Welt setzen, die Beweise für die Behauptung fallen später vom | |
Himmel. | |
Lieber mal gar nichts berichten, wenn es um die Süddeutsche Zeitung geht, | |
für diesen Weg hat sich das NDR Medienmagazin „Zapp“ entschieden. Auf | |
newsroom.de wird das mit den Worten verteidigt „… mag man den Kollegen | |
nachsehen. NDR, WDR und Süddeutsche Zeitung arbeiten schließlich bei der | |
investigativen Recherche Schulter an Schulter zusammen“. | |
Da möchte ich doch dem ansonsten sehr geschätzten Kollegen kurz zurufen: | |
„Hallo, Köpfchen an! Das ist doch gerade der Grund, warum diese | |
Kooperationen – die neueste ist die zwischen dem Stern und der Sendung | |
„#Beckmann“ – so fragwürdig sind. Weil aufgehört wird, den „Partner“ | |
kritisch und objektiv zu betrachten.“ | |
Am Montag begann mit „#Beckmann“ das Wiedergutmachungs-TV für Reinhold | |
Beckmann, den Sport- und Tränenmoderator. Weil er derjenige der zu vielen | |
ARD-Talkshow-Moderatoren war, der „freiwillig“ seine Sendung abgab, darf er | |
jetzt montags um 20.15 Uhr eine Dokumentation senden. Während preisgekrönte | |
KollegInnen mit oft preisgekrönten Dokumentationen um Mitternacht versendet | |
werden, darf der Heilpraktiker für Sesselpsychologie zur besten Sendezeit | |
ran. Ja, Beziehungen muss man haben! | |
Dass mit den Wagner-Rezitationen von Robin Alexander stimmt übrigens nicht. | |
In Wahrheit will keiner mit dem Sex haben, weil er Kai Diekmann regelmäßig | |
das Auto wäscht. Mit der Zunge. Noch ist nichts bewiesen. Egal! Damit | |
zurück nach Berlin! | |
24 Feb 2015 | |
## AUTOREN | |
Silke Burmester | |
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