Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Mehr Dankbarkeit für das Superweib
> Wo ist Ede Zimmermann, wenn man ihn mal braucht? Die Kriegsreporterin ist
> von Neppern, Schleppern, Bauernfängern bedroht.
Bild: Schönheitsideal dicker Po.
Hallo taz-Medienredaktion, Sag mal, wo ist eigentlich Ede Zimmermann, wenn
man ihn mal braucht? Mir tanzt der Betrügerbär auf der Nase herum und der
alte Gauner-Ede spielt in den ewigen Jagdgründen Golf.
Wie Du Dir denken kannst, habe ich noch was vor. Im Rentenalter, wenn ich
Deiner überdrüssig bin, will ich noch mal was Tolles machen. Was mit
Medien. Also habe ich den Schutz einer Wort- und Bildmarke in Auftrag
gegeben. Und was passiert? Ich bekomme eine sehr offiziell aussehende
Rechnung von der „International Patent & Trademark Organization“, in der
alle meine Daten fein säuberlich aufgeführt sind, ebenso, wie sie mein Logo
zeigt und knapp 2.000 Euro zur Überweisung aufführt.
Ich frage etwas überrascht, aber die 2.000 Öcken in Gedanken schon dem
Konto entnehmend, einen Anwalt, warum das so sei, und er sagt: Achtung,
Betrug! Mittlerweile habe ich drei solcher Rechnungen. Zwei aus Tschechien,
eine aus Florida. Ich weiß, Lügner und Betrüger besorgen sich die Anträge
auf Markenschutz von den Ämtern, und dann geht es los.
Und nun denke ich an all die jungen & naiven KollegInnen, die fern der
Verlagshäuser „was Eigenes“ machen wollen und diese so überzeugend
aussehenden Rechnungen bekommen. Nicht dass die Ede Zimmermann geguckt
hätten. Aber vielleicht habe ich ja eine Chance, zu warnen, vor den
Neppern, Schleppern, Bauernfängern, die es auf uns abgesehen haben. Ede
Medienfront.
Auch warnen möchte ich vor dem Konsum von Gala.de. Da holt man sich doch
glatt 'nen dicken Arsch. „Dank Khloe, Amber & Co. setzt der Po als
knackiger Eyecatcher völlig neue Maßstäbe. Wie man ihn jetzt perfekt in
Form bringt? Wir präsentieren höchst effektive Profi-Methoden.“
Für die höchst effektiven Profimethoden ist ein Schönheitschirurg
zuständig, der Techniken wie Eigenfettaufspritzungen und ihre Kosten
vorstellt, damit wir Frauen für den Rest unseres Lebens (!) aussehen, als
hätten wir beim Einkauf zum Transport der Wassermelone die Hose statt des
Einkaufsbeutels gewählt.
## Keine Dankbarkeit für die schönen Stunden?
Unter „mehr zum Thema“ konnte man „Justin Timberlake und Jessica Biel –
Trennung“ lesen. So richtig deutlich wurde der Zusammenhang mit der
„hochschwangeren“ Jessica allerdings nicht. Ich nehme an, Justin hat sie
verlassen, weil sie zu blöd ist: Der Arzt sollte ihren Arsch aufspritzen
und nun ist der Bauch dick.
Völlig unerklärlich ist, warum eine Dokumentation über das private Leben,
den Werdegang, die Ehen und Diäten, die Jo-Jo-Effekte und Friedhofsbesuche
einer der bedeutungsvollsten Schauspielerinnen der deutschen
Nachkriegsgeschichte, einer Charakterdarstellerin erster Güte, Tränenmutter
der Nation, Veronica Ferres, an diesem Montag im Bayerischen Fernsehen
untergehen musste, anstatt um 20.15 Uhr in Das Erste gezeigt zu werden.
Gibt es keine Dankbarkeit für die schönen Stunden, die uns die Ferres
geschenkt hat? Interessant ist aber auch, dass es so eine „Dokumentation“
überhaupt gibt. Jetzt. Wo das dunkle Trumm Christine Neubauer das blonde
Trumm in Sachen „starke Frauen“ abgelöst hat, der TV-Zuschauer das
Interesse an der Vroni verloren hat und ihre Ehe mit dem zwielichtigen
Carsten Maschmeyer an ihrem Image kratzt.
Ob es als eine Art Wiedergutmachung zu verstehen ist, dass die Bild bereits
Wochen vorher darüber zu berichten beginnt? Schließlich war das blonde
Superweib der Schwesternzeitung Bams nicht die Aufnahme unter die 100
beliebtesten deutschen Schauspieler wert. Wahrscheinlich ist die
Dokumentation einfach sehr gelungen. Ich sollte nicht immer so misstrauisch
sein. Und damit zurück nach Berlin!
11 Mar 2015
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Veronica Ferres
Silke Burmester
Flüchtlinge
Helmut Dietl
Mathias Döpfner
Outdoor
Wladimir Putin
Bild-Zeitung
Die Kriegsreporterin
Quote
## ARTIKEL ZUM THEMA
Unternehmer Carsten Maschmeyer: Doch nicht ganz schlecht
Viele Kleinanleger sind mit Produkten von Maschmeyers ehemaligem
Finanzmauscheldienst AWD arm geworden. Jetzt hilft er Flüchtlingen.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Strumpf in die Büx
Während Kai Diekmann seine Klöten künstlich aufbläst, leidet die
Südwestdeutsche Medienholding. „Auch emotional“, genau wie die Kolumnistin.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Ich plädiere für halbverehrungswürdig
Tante „Zeit“ will sich bessern, jedenfalls ein bisschen. Und seltsam ist,
dass die ARD den Geburtstag von Dalli-Dalli-Moderator Hans Rosenthal
feiert.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Es riecht in Hamburg. Nach Mann
Bei Gruner & Jahr gibt es „Walden“ und Wurstanleitungen, beim
„Karpfenmagazin“ nackte Frauen und bei den Freischreibern einen tollen
Preis.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Überall fachfremde Leiharbeiter
Neues aus Putins Wahrheitsabteilung, das Dilemma der Gestaltung beim
„Spiegel“ und wie ein „goldener Hirsch“ zur „Frankfurter Rundschau“…
Kolumne Die Kriegsreporterin: Suppenhuhn unter uringelbem Strahl
Bushido bei „Bild“, Schwarz-Top-Tussis bei stern.de: Das kommt raus, wenn
man Was-mit-Medien-Suppenhühner Hospitanzen machen lässt.
Kolumne Die Kriegsreporterin: Gedöns mit der Unschuldsvermutung
#tazleaks, #tazgate – och, dazu sagt die taz erstmal lieber nix. Dafür hat
die „Welt“ umso mehr zu sagen – Unschuldsvermutung hin oder her.
Kolumne Die Kriegsreporterin: An den Pfahl der Bedeutung pinkeln
Bei den Lobreden zum „Journalist des Jahres“ labern vor allem die Männer.
Und ein Auslandskorrespondent wird beim Rauchen erwischt.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.