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# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: Ich plädiere für halbverehrungswür…
> Tante „Zeit“ will sich bessern, jedenfalls ein bisschen. Und seltsam ist,
> dass die ARD den Geburtstag von Dalli-Dalli-Moderator Hans Rosenthal
> feiert.
Bild: Die ARD feiert am Donnerstag den 90. Geburtstag des 1987 verstorbenen Han…
Hallo taz-Medienredaktion! Stell Dir mal das große Finale der Muppetshow
vor, wenn Miss Piggy zur Präsidentin gewählt worden wäre. Lichtblitze,
Fanfaren und ein dicker Tusch und gaaaaanz viel Glitzerzeug, das von der
Decke auf die bunten Puppen segelt, die unter dem Jubel des Publikums vor
Freude wild zucken.
So eine Szene habe ich für die Leute von Freischreiber vor Augen. Denn mein
kleiner, tapfererer Verein hat etwas ganz Unglaubliches zuwege gebracht.
Vor etwa vier Jahren wurde der „Code of Fairness“ entwickelt, ein
Zehnpunktestatut, das die Selbstverständlichkeiten geschäftlicher
Beziehungen zwischen freien JournalistInnen und Verlagen benennt. Also das,
was ein normaler Mensch für selbstverständlich hält. Zahlung bei Textabgabe
und nicht bei Erscheinen.
Zahlung der bestellten Menge und nicht der gekürzten. Ein Blick auf den
redigierten Text. Und weißt Du, wer das jetzt unterschrieben hat?! Weißt
Du, welcher Verlag nicht länger zu denen gehören möchte, die faires
Miteinander mit Füßen treten? Wer nicht mehr Bangladesch sein will?!?
Die Zeit! Die alte Tante Zeit hat jetzt etwas dafür getan, dass sie wieder
als „alte, ehrwürdige Tante Zeit“ firmieren kann! Ich finde das ganz
großartig! Und wenn ich auch nur einen kleinen Funken zu diesem Schritt
beitragen konnte, dann bin ich wahnsinnig stolz und freu ich mich wie Klein
Erna über ’nen Bonsche.
Wobei es eine Einschränkung gibt, was die Ehrwürdigkeit betrifft. Man
wollte nur neun Punkte unterschreiben. Dass man die AutorInnen an den
Erlösen ihrer Texte beteiligt, sollten diese weiterverwertet werden, darauf
wollte man sich nicht einlassen. Ich plädiere also für halbehrwürdig. Das
passt ja auch viel besser zum Herausgeber mit der Vielweiberei.
Sehr beachtenswert ist die Tatsache, dass der Pressesprecher von Gruner +
Jahr, Frank Thomsen, zur Himmel-und-Hölle-Preisverleihung von Freischreiber
kam, schließlich war sein Laden für die Hölle nominiert. Wo er
verdientermaßen auch gelandet ist.
Wenn Herr Thomsen sagt, kaum ein Mensch würde je auf Bezahlung seiner
Rechnungen durch G + J warten, frage ich mich, ob er den Klempner meint.
Journalisten jedenfalls fanden sich schon an dem Abend einige. Die
Entscheidung, zur Verleihung zu kommen, hat sicherlich auch ihren Ursprung
darin, dass Herr Thomsen noch neu auf dem Posten ist und Kontakte machen
will.
Mit mir zum Beispiel. Und ich muss sagen: Sehr beachtlich, der Herr! Der
will was. Dialog und so Sachen. Dinge besser machen. Da kann ich nur sagen:
Liebe Frau Jäkel, jetzt vergraulen Sie den nicht gleich wieder!
Es ist ja immer gut, direkten Kontakt zu haben. Auch zu Matthias Döpfner,
der Aufsichtsrat bei Vodafone wird. Vodafone ist der Telefonladen, bei dem
im August 2014 etwas an der Leitungsstation im Schanzenviertel
kaputtgegangen ist, sodass ich nicht mehr gut telefonieren kann und der das
nicht repariert. Mit solchen Sachen kann man sich nun direkt an Herrn
Döpfner wenden.
Etwas eigenartig finde ich, dass die ARD Donnerstag fett den 90. Geburtstag
von Hans Rosenthal feiert, der ja schließlich im ZDF mit „Dalli Dalli“
erfolgreich war und nicht im Ersten. Wahrscheinlich liegt es daran, dass es
nicht so viele Juden im TV gibt, mit denen man sich als Gutmenschensender
beweisen kann.
Schließlich fungierte Rosenthal als Vorzeige- und Wiedergutmachungsjude im
jungen bundesrepublikanischen Fernsehen. Seine diversen TV-Moderationen war
der Beweis dafür, dass das Nachkriegsdeutschland verziehen hatte. Den
Juden.
Mit Konfetti im Haar zurück nach Berlin!
1 Apr 2015
## AUTOREN
Silke Burmester
## TAGS
Mathias Döpfner
Die Zeit
Freischreiber
Hans Rosenthal
Brigitte
Helmut Dietl
Die Welt
Outdoor
Wladimir Putin
Veronica Ferres
Bild-Zeitung
Die Kriegsreporterin
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