# taz.de -- Aufarbeitung taz-Keylogger: Zwischen Recherche und Datenklau | |
> Leaks, Interna, Datensicherheit: Im taz-Café diskutierten Journalisten | |
> und eine Informatikerin über die Folgen der Spionage in der taz. | |
Bild: Lutz Tillmanns, Constanze Kurz, Ines Pohl, Volker Lilienthal und Uli Posc… | |
BERLIN taz | Vier Wochen ist es her, dass ein taz-Redakteur dabei entdeckt | |
wurde, wie er einen Keylogger aus einem Rechner zog: ein kleines Gerät, | |
dass vor die Tastatur gesteckt alle Tastenanschläge protokolliert. | |
Mitarbeiter der EDV konnten rekonstruieren, dass mindestens 16 Kollegen von | |
dem Datenklau betroffen war. | |
[1][Seitdem ist einiges passiert:] Die taz hat Strafanzeigen gestellt, die | |
Kündigung ist ausgesprochen, Sicherheitstrainings für Mitarbeiter haben | |
begonnen. Trotzdem sind noch viele Fragen offen. Einige zu klären versuchte | |
am Donnerstagabend eine von taz-Chefredakteurin Ines Pohl moderierte | |
Podiumsdiskussion im tazcafé. | |
Zu Gast waren die Sprecherin des Chaos Computer Clubs, Constanze Kurz, Lutz | |
Tillmanns, Geschäftsführer des Presserats, der Journalistik-Professor | |
Volker Lilienthal und der stellvertretende Chefredakteur der Welt, Ulf | |
Poschardt. Seine Zeitung war eine der ersten, die den Namen des | |
taz-Redakteurs genannt hatte. | |
Wann darf man Interna leaken? Anhand der Figur des „Whistleblowers“ – und | |
bekannter Vertreter wie Julian Assange, Chelsea Manning und Edward Snowden | |
– arbeitete die Runde heraus, wann Spionage vertretbar und wann sie zu | |
verurteilen ist. Der Unterschied etwa zwischen Snowden und dem | |
taz-Redakteur – so schräg der Vergleich ist –, da war sich das Podium | |
einig, liegt in der Methode wie im Gegenstand: Snowden und Manning gaben | |
interne Dokumente weiter. | |
In der taz dagegen wurden Daten von individuellen Rechnern abgefischt, im | |
Beifang: private Passwörter und Mails. Im Unterschied zu Snowden, ist die | |
Methode des taz-Redakteurs auch nicht durch die Relevanz der spionierten | |
Daten gedeckt: Die weitreichende Überwachung durch die NSA oder die | |
Aktionen des US-Militärs waren von großer internationaler Bedeutung. | |
Interna aus der taz sind es nicht. | |
Doch wo verläuft die Grenze? Welche Information ist relevant genug, um zu | |
rechtfertigen, dass Gesetz und Vertrauen gebrochen werden? Spätestens hier | |
kam die Runde mit Rückgriffen auf prominente Whistleblower nicht weiter. | |
## Umstrittener Grenzverlauf | |
„#tazgate“ lässt sich nicht ohne „#szleaks“ erzählen: Zwei Tage vor d… | |
Fund des Keyloggers veröffentlichte der verdächtige taz-Redakteur privat | |
einen Blogbeitrag über seine Zeit als Mitarbeiter der Anzeigenabteilung der | |
Süddeutschen Zeitung. Er beschrieb, wie er vor acht Jahren gezwungen worden | |
sei, werbliche Inhalte so aussehen zu lassen, als seien sie redaktionell. | |
Über die Vermischung von Anzeigen und Redaktionsinhalten hatte er schon | |
früher in der taz berichtet. Um die SZ-Geschichte zu erhärten, stellte er | |
heimliche Tonbandaufnahmen von Gesprächen mit Kollegen ins Netz. | |
Sicher ein Grenzfall, juristisch und ethisch. Aber in Ordnung? Ja, sagte | |
Constanze Kurz. „Für mich als Leserin war diese Geschichte hochinteressant | |
und hat gezeigt: In den Verlagen läuft etwas schief.“ Anders sieht das | |
Volker Lilienthal: „Das Zustandekommen dieses Materials finde ich verboten. | |
Er war freier Mitarbeiter der Abteilung, da vertraut man sich. Das hätte er | |
nicht ausnutzen dürfen.“ | |
Dass er trotzdem sowohl in der SZ als auch in der taz unbemerkt Daten | |
klauen konnte, zeigt, wie einfach das geworden ist. Der Keylogger sieht aus | |
wie ein kleiner USB-Stick. Er steckte an der Rückseite der taz-Rechner und | |
ist kaum zu sehen. Was bedeutet es für das journalistische Arbeiten, wenn | |
die Überwachung so leicht und unbemerkt passieren kann? | |
Constanze Kurz wundert sich schon lange darüber, wie spät Journalisten | |
angefangen haben auf Datensicherheit zu achten. Mails verschlüsseln, ihre | |
Geräte besser kennen, damit hätten viele erst durch die | |
Snowden-Enthüllungen begonnen. Das sei keine Paranoia sondern die Pflicht | |
eines jeden Journalisten – zum Informanten- und zum Selbstschutz. | |
20 Mar 2015 | |
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## AUTOREN | |
Anne Fromm | |
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