Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Shitstorm gegen Journalistin: "Ihr seid die neue SA"
> Nach einem kritischen Beitrag über den AfD-Politiker Ludwig Flocke wird
> eine Redakteurin der "Bergedorfer Zeitung" im Internet beleidigt.
Bild: MVgida-Demo in Schwerin: Die fiese „Lügenpresse“ berichtete nicht im…
HAMBURG taz | „Lügenmaul“, „Ratte“, „Niggerhure“: In den vergangen…
erhielt Bettina Biester einen Shitstorm – vor allem per Mail. Der
naheliegende Anlass: Die Redakteurin der Bergedorfer Zeitung (BZ) hatte
einen kritischen Beitrag zu der Rede des AfD-Politiker Ludwig Flocke bei
einem MVgida-Spaziergang veröffentlicht. „Ich hatte Reaktionen erwartet,
doch diese waren schockierend,“ sagt Biester der taz.
Am 5. Februar hatte die Redakteurin berichtet, dass Flocke, der nach der
Bürgerschaftswahl für die AfD in der Hamburger Bürgerschaft sitzt, an einem
„Abendspaziergang“ des Pegida-Ablegers in Schwerin teilnahm.
Bei der Aktion am 26. Januar in der Landeshauptstadt von
Mecklenburg-Vorpommern sagte der Bergedorfer Arzt zu den Gegendemonstranten
vor rund 500 vermeintlichen „Rettern des christlichen Abendlandes vor dem
Islam." „In Diktaturen werden Kritiker der Regierung von der Polizei
niedergeknüppelt. Bei uns brauchen die Eliten euch als Fußvolk, um die
Menschen zusammenzuschlagen und einzuschüchtern. Ihr seid die neue SA.“
Und er schob nach: „bezahlt von unseren Steuergeldern aus dem
Familienministerium; und weil seit einem Jahr auch Verfassungsfeinde im
Auftrag der Regierung prügeln dürfen, heißt Ihr auch Leibstandarte
Adolphine Schwesig“. Das Familienministerium unter Manuela Schwesig (SPD)
verantwortet auch Projekte für Demokratie und gegen Rechtsextremismus.
Die „Gutmenschen“ und die „Lügenpresse“, sagte Flocke bei der stark vo…
NPD beeinflussten Aktion weiter, würden der Wahrheit – woher die
menschenverachtende Gewalt käme – nicht „ins Auge schauen“: „Sie kommt…
dem kranken Herzen des Islams.“
Vor dem Beitrag, sagt Journalistin Biester, wäre Flocke zu keiner
Stellungnahme bereit gewesen. Er schlug vor, dass wir seine Rede
veröffentlichen, sagt die 29-Jährige. „Was wir natürlich nicht getan
haben.“
Sie wurde aber veröffentlicht – bei „PI-News“ (PI steht für Politically
Incorrect). Das radikal-antiislamistische Portal stellte die „aufrüttelnde
Rede“ des AfD-Politikers auf ihre Webseite. Später veröffentliche „PI-New…
auch einen Beitrag zu Biesers BZ-Artikel, Titel: „AfD-Kandidat im Visier
der Lügenpresse“ und veröffentlichte dazu die E-Mail-Adresse der
Redakteurin.
Darauf folgen um die hundert Kommentare wie „Jaja, die BiesterInnen vom
Bergedorfer Beobachter! Die AntifaSA von heute ist die NaziSA von gestern“
und ein E-Mail-Shitstorm gegen die „Nazi-Biester“.
„Ich vermute, dass die Hassmails so plötzlich und geballt eintrafen, liegt
an dieser Veröffentlichung bei PI-News“, sagt Biester. Die Aussagen
offenbaren zumindest eine inhaltliche Nähe.
„Unser Land wird zerstört von den Muselmanen“, hieß es und auch:
„Vielleicht wollen Sie es nicht wahrhaben, aber die AfD ist nun einmal eine
Partei rechts der CDU und gehört Gott sei Dank nicht zur gleichgeschalteten
Parteienlandschaft von SPD, CDU, FDP, Linken und Grünen, die alle gegen
Pegida und unpatriotisch sind.“
„Ich war erst entsetzt, dass die Reaktionen derart feindselig, rassistisch
und nationalistisch ausarteten“, sagt Biester. „Aus dem Grund muss man das
auch öffentlich machen.“
1 Mar 2015
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Schwerpunkt AfD
Schwerpunkt Pressefreiheit
Schwerpunkt Pegida
Beleidigung
Shitstorm
Mvgida
Mandat
Bremen
Rechtsextremismus
Schwerpunkt Pegida
Schwerpunkt „Lügenpresse“
Schwerpunkt Rassismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Lob für Neonazi kostet Mandat: Sozi stolpert über Rieger-Nachruf
Der Hamburger SPD-Politiker Ingo Voigt hat für NPD-nahe Publikationen
geschrieben – unter anderem einen Nachruf für den Neonazi-Funktionär Jürgen
Rieger.
Angewandte Nächstenliebe: Die Hassmails Evangelikaler
Seit ihrer parlamentarischen Initiative gegen den Prediger Olaf Latzel wird
Bremens Linksfraktion mit Hassmails bombardiert.
Nazis bedrohen Journalisten: Todesgrüße aus Dortmund
Neonazis veröffentlichen fingierte Todesanzeigen von Journalisten, die über
die rechte Szene schreiben. Die Betroffenen sprechen von Morddrohungen.
Pegida-Populisten in Schwerin: www.blödgelaufen.de
Ein paar Kumpels verteilen in Schwerin Propagandamaterial an
Pegida-Demonstranten. Denen war nicht klar, was sie mit sich rumtrugen.
Pegida in Mecklenburg-Vorpommern: Zusammenstöße in Stralsund
Die „MVgida“ macht einen aggressiven und gewaltbereiten Eindruck. Die
Aufklärung erster gewaltsamer Auseinandersetzungen steht an.
Rechtspopulismus: MVgida von Neonazis dominiert
In Schwerin protestierten 1.500 Menschen gegen 500 Pegida-Anhänger.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.