| # taz.de -- Lob für Neonazi kostet Mandat: Sozi stolpert über Rieger-Nachruf | |
| > Der Hamburger SPD-Politiker Ingo Voigt hat für NPD-nahe Publikationen | |
| > geschrieben – unter anderem einen Nachruf für den Neonazi-Funktionär | |
| > Jürgen Rieger. | |
| Bild: Bekam posthum Lob vom SPD-Abgeordneten Ingo Voigt: Der 2009 gestorbene NP… | |
| HAMBURG taz | Für die SPD engagierte sich Ingo Voigt in der | |
| Bezirksversammlung Wandsbek. Im NPD-eigenen Verlag „Deutsche Stimme“ | |
| veröffentlichte der Hamburger Rechtsanwalt einzelne Beiträge. Seine Familie | |
| sei von Rechtsextremen bedroht worden, sagt der SPD-Politiker zu | |
| Begründung. Und dass ausgerechnet die Sicherheitsorgane ihm geraten hätten, | |
| für diese Publikation zu schreiben – um die Situation zu entschärfen. | |
| „Das ist Quatsch, grundsätzlich würden wir so eine Zusammenarbeit nicht | |
| empfohlen“, sagt Marco Haase, Sprecher des Hamburger Verfassungsschutzes, | |
| der taz. Auch Mirko Schreiber, Polizei Hamburg, sagt: „Das stimmt nicht.“ | |
| Voigts dubiose Aktivitäten waren am Dienstag vom Hamburger „Bündnis gegen | |
| Rechts“ öffentlich gemacht worden, zuerst berichtet hatte dann [1][das Blog | |
| publikative.org]. Felix Krebs vom Bündnis war ein Textbeitrag des | |
| Sozialdemokraten aufgefallen – in einem Gedenkband für den 2009 | |
| verstorbenen NPD-Bundesvize und Szeneanwalt Jürgen Rieger. In dem Band | |
| „Jürgen Rieger – Anwalt für Deutschland“, mit herausgegeben von dem | |
| Hamburger NPD-Landeschef Thomas Wulff, schreibt Voigt: „Ich darf an dieser | |
| Stelle meine Hochachtung vor dem Menschen und Rechtsanwalt Jürgen Rieger | |
| kundtun.“ | |
| Rieger, so Voigt, habe viele Mandaten vertreten, „die von sämtlichen | |
| anderen Rechtsanwälten abgelehnt worden waren“. In der Tat fanden über | |
| Jahrzehnte Rechtsextremisten und Holocaustleugner aus dem ganzen | |
| Bundesgebiet rechtlichen Beistand in Riegers Kanzlei in Hamburg-Blankenese. | |
| Voigt führt aus, „die mir zuvor nur bekannte Bezeichnung ’Anwalt für | |
| Deutschland‘“ sei von Rieger „tatsächlich gelebt“ worden. | |
| ## Als Nazi-Anwalt vor Gericht | |
| In der Online-Ausgabe der Deutschen Stimme stellte Voigt sich zudem in | |
| einem Artikel schützend vor den ehemaligen NPD-Bundesvorsitzenden Udo | |
| Voigt, mit dem der Hamburger nicht verwandt ist: Der heutige | |
| NPD-Europaabgeordnete hatte dem früheren Passauer Polizeichef Alois | |
| Mannichl unterstellt, einen auf ihn verübten Angriff provoziert zu haben. | |
| Den Kontakt zur rechtsextremen Szene will Voigt bekommen haben, nachdem er | |
| von der Rechtsanwaltskammer 2010 als Abwickler für die Kanzlei Riegers | |
| eingesetzt wurde, also auch dessen anhängige Fälle übernahm. 2011 vertrat | |
| der SPD-Mann etwa vor dem Amtsgericht Hamburg-Barmbek den NPD-Aktivisten | |
| Detlev B., der an einem Infostand eine Demonstrantin angegriffen hatte. | |
| Der Ärger soll Ingo Voigt zufolge begonnen haben, als er im Namen der Erben | |
| Rechnungen verschickte: Die Folge seien erste Anfeindungen gewesen, per | |
| Mail, Telefon und Post. Seine Familie und die beiden Kinder seien bedroht | |
| worden – Polizei und Verfassungsschutz aber hätten nicht geholfen, sagt | |
| Voigt. „Es gab dann das Angebot durch Beiträge in rechten Publikationen die | |
| Lage zu beruhigen“, sagte Voigt nun dem Hamburger Abendblatt. Die | |
| Sicherheitsbehörden hätten ihm geraten diese Möglichkeit zu nutzen. Der | |
| Darstellung des Gespräches widerspricht Polizeisprecher Mirko Schreiber: | |
| „Es hat ein Gespräch gegeben, in dem ging es aber nicht um Bedrohungen und | |
| Schutzmaßnahmen.“ Zu weiterem Austausch sei es nicht gekommen. | |
| Noch am Dienstagabend erklärte Voigt seinen Genossen von der Wandsbeker | |
| SPD, sein 2014 errungenes Bezirksmandat niederzulegen. Er habe auch gesagt, | |
| dass er den Sachverhalt aus Gründen der anwaltlichen Schweigepflicht nicht | |
| vollständig darlegen könne, heißt es aus der Partei. Die Fraktion erklärte, | |
| sie nehme den Schritt „mit Respekt“ zur Kenntnis. | |
| 4 Mar 2015 | |
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| [1] http://www.publikative.org/2015/03/03/hamburger-spd-politiker-hochachtung-v… | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Speit | |
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