# taz.de -- Energieunternehmen in Deutschland: EnBW steckt in den Miesen | |
> Überflüssige Kohlekraftwerke treiben den Konzern 2014 in ein Defizit von | |
> 451 Millionen. 500 Stellen werden in den nächsten Jahren gestrichen. | |
Bild: Die EnBW-Zahlen sind ganz im Branchentrend. | |
FREIBURG taz | Der baden-württembergische Stromkonzern EnBW hat das Jahr | |
2014 mit einem Verlust von 451 Millionen Euro abgeschlossen. Er liegt damit | |
ganz im Branchentrend: Vergangene Woche hatten bereits die beiden anderen | |
großen deutschen Energiekonzerne Eon und RWE jeweils deutlich schlechtere | |
Abschlüsse als geplant verkünden müssen: Eon machte im vergangenen Jahr 3,2 | |
Milliarden Verlust, RWE blieb mit seinen 1,3 Milliarden Gewinn um 45 | |
Prozent unter dem Ergebnis von 2013. | |
„Im Geschäftsjahr 2014 hat sich das energiewirtschaftliche Umfeld weiter | |
spürbar verschlechtert“, teilte am Dienstag nun auch EnBW mit. Es sind vor | |
allem Wertberichtigungen auf den Kraftwerkspark, die das Bilanzergebnis | |
verhageln: Der Konzern nahm im vergangenen Jahr gut 1,2 Milliarden Euro an | |
außerplanmäßigen Abschreibungen vor, weil der Wert der bestehenden | |
Kohlekraftwerke aufgrund der Überkapazitäten am Strommarkt rapide verfallen | |
ist. | |
Für Strom, der langfristig für die kommenden Jahre verkauft wird, erlösen | |
die Kraftwerke inzwischen nur noch 31 bis 32 Euro je Megawattstunde – vor | |
fünf Jahren waren es zeitweise mehr als 65 Euro gewesen. | |
Die Eigenkapitalquote des Konzerns sank 2014 von 17 auf nur noch 11,9 | |
Prozent. In seiner Bilanz weist EnBW zwischenzeitlich Nettoschulden von | |
fast acht Milliarden Euro aus – ein Anstieg um 10 Prozent gegenüber dem | |
Vorjahr. Firmenchef Frank Mastiaux kündigte daher weitere Kostensenkungen | |
an: „Bis 2020 wollen wir noch einmal rund 400 Millionen Euro einsparen.“ | |
Unter anderem sollen in den nächsten drei Jahren 500 Stellen abgebaut | |
werden. | |
Es sind Projekte, wie das im vergangenen Herbst in Karlsruhe eingeweihte | |
Steinkohlekraftwerk RDK 8, die den Konzern schwer belasten. 1,3 Milliarden | |
Euro hat alleine dieser Bau gekostet, und er wird sich bei unveränderter | |
Marktsituation nie amortisieren können. Als im Dezember 2006 der | |
Baubeschluss fiel, rechnete das Unternehmen nicht mit einem solchen Boom | |
der erneuerbaren Energien. | |
Inzwischen versucht der in Karlsruhe beheimatete Konzern selbst sein Glück | |
im Ökometier: Im vergangenen Jahr investierte er 611 Millionen Euro in die | |
Erneuerbaren und damit mehr als in die konventionelle Stromerzeugung und | |
den Stromhandel (477 Millionen). Doch weil die Erneuerbaren – mit Ausnahme | |
der traditionellen Wasserkraft – in der Vergangenheit keine nennenswerte | |
Rolle im Unternehmen spielten, stammt aktuell erst jede achte | |
Kilowattstunde aus regenerativen Quellen. | |
Der Großteil davon kommt zudem noch immer aus Flusskraftwerken; Wind und | |
Solar machen bislang noch keine 2 Prozent der Gesamterzeugung aus. Das | |
spiegelt sich auch in den Mitarbeiterzahlen wider: Von mehr als 20.000 | |
EnBW-Angestellten sind gerade 519 im Segment der Erneuerbaren tätig. | |
17 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Bernward Janzing | |
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