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# taz.de -- Départementswahlen in Frankreich: Le Pen ist nicht die Stärkste
> Der Front National ist in der ersten Runde der Départementswahlen in
> Frankreich schwächer als erwartet. Die Konservativen sind die Sieger.
Bild: Kuckuck! Spricht von einem „massiven Votum“, kriegt aber keine Mehrhe…
PARIS taz | Beim ersten Durchgang der französischen Départementswahlen hat
die konservative Rechte einen klaren Etappensieg errungen. Die bürgerliche
Opposition konnte rund 36 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Für die
UMP von Nicolas Sarkozy hat es sich dabei ausgezahlt, dass sie in den
allermeisten der 2054 Wahlkreise in den rund hundert Départements des
Landes mit dem bürgerlichen Zentrum (UDI) gemeinsame Listen aufgestellt
hatte.
Der Logik des Wahlsystems folgend bedeutet dies, dass nach dem zweiten
Durchgang dieser Bürgerblock laut Institut Opinionway künftig 71
Départements regieren wird, 19 (von bisher 61) bleiben links. In mehreren
Départements werden dagegen wegen der starken Vertretung der
Rechtspopulisten unklare Mehrheitsverhältnisse herrschen.
Die Linke war völlig gespalten in diese Wahlen gegangen und ist dafür an
der Wahlurne abgestraft worden. Die Sozialisten kommen mit ihren
Verbündeten noch auf einen Anteil von etwa 28 Prozent, die Linksfront
(Kommunisten und Linkspartei) auf 6,5 Prozent und die Grünen (EELV) auf
1,4%.
Beim den Sozialisten tröstete man sich gestern damit, dass die Wahlschlappe
noch weit schlimmer hätte ausfallen können. Immerhin ist die Linke aber
bereits in rund einem Viertel der Wahlkreise aus der zweiten Runde
ausgeschieden. Einige ihrer Wahlhochburgen, namentlich in Nordfrankreich,
wo sie seit Jahrzehnten den Ton angaben, haben die Sozialisten schon
verloren gegeben.
## 74 Prozent für den FN im Départment Lozère
Eher unter den Erwartungen oder Befürchtungen bleibt mit rund 25 Prozent
der rechtsextreme Front National (FN) von Marine Le Pen, dem die Umfragen
mit mehr als 30 Prozent einen spektakulären oder sogar historischen
Durchbruch vorausgesagt hatten. Der Vormarsch der Partei ist dennoch mehr
als beachtlich.
Der FN, der bisher nur über einen einzigen Sitz in einem Départementsrat
verfügte, hat auf Anhieb acht Mandate erobert. Das bedeutet konkret, dass
in diesen Wahlkreisen mehr als 50 Prozent der Bürger für die FN-Liste
votiert haben. In einem Fall, im ländlichen Departement Lozère,
triumphierte der FN gar mit 74 Prozent.
Vor allem sind die Rechtsextremisten in Hunderten von Wahlkreisen für die
Stichwahlen am kommenden Sonntag qualifiziert. Sie können mit Dutzenden von
Sitzen und vielleicht sogar einer Mehrheit in einem, zwei oder gar drei
Départements rechnen. Denn in Wahlduellen, wo die Konservativen nicht mehr
im Rennen sind, werden viele UMP-Sympathisanten lieber für den FN als für
die Linke stimmen.
Auch Nicolas Sarkozy selber fördert indirekt diesen Trend seiner
Wählerbasis. Seine Partei hat (mit einigem Erfolg) eine rechtslastige
Kampagne geführt, um so dem FN im Milieu der über die Linksregierung
wütenden Bürger das Wasser abzugraben. Sarkozy hat sofort nach dem
Bekanntwerden der ersten Ergebnisse angekündigt, dass die UMP in den
Wahlduellen, in denen sie selber nicht mehr präsent ist, weder die Linke
noch die extreme Rechte unterstütze. Den FN-Sympathisanten aber hat er in
einem Appell versichert, die UMP biete die echten Lösungen für ihre
Probleme und Ängste an.
Die einzige wirklich unbestrittene Gewinnerin dieser Wahl war die
Geschlechterparität, da in allen Wahlkreisen obligatorisch Zweierlisten
(eine Frau, ein Mann) aufgestellt werden mussten. Das Département, eine
einst von Napoleon geschaffene Gebietskörperschaft zwischen den Kommunen
und den viel größeren Regionen, sind für einen Teil der Sozialhilfe, für
die Mittelschulen und den Straßenunterhalt zuständig.
23 Mar 2015
## AUTOREN
Rudolf Balmer
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