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# taz.de -- Kommentar Wahlen in Frankreich: Lustlos links
> Bei den Départementswahlen schneiden Sarkozys UMP und der Front National
> gut ab. Das sozialistische Programm hat sich bis zur Fadenscheinigkeit
> abgenutzt.
Bild: Sehen alt aus, können aber feiern: AnhängerInnen der UMP.
Die Ergebnisse sind deutlich: Frankreichs bürgerliche Rechte gewinnt den
Wahlkampf um die 101 Departements, die sozialistische Linke kann sich bloß
schämen ob ihrer Niederlage, die auch mehrere ihrer historischen
Wahlhochburgen betroffen hat. Der Front National hat in zahlreichen
Wahlkreisen gewonnen, aber kein Departement erobert.
Dass die Partei, die jeweils an der Macht ist, Zwischenwahlen verliert, ist
auch in Frankreich fast die Regel. Aber das hat der konservative
Oppositionschef Nicolas Sarkozy schon vergessen. Nach seiner Wahl zum
Präsidenten 2007 hatte seine Partei, die UMP, auch sämtliche Wahlen
verloren. Seine gelungene Revanche genießt er natürlich trotzdem.
Was bei diesen Wahlen auffällt, das hat der Sozialist Julien Dray sehr
treffend als „Lustlosigkeit“ beschrieben. Die große politische Leidenschaft
ist weg. Vor allem die traditionellen LinkswählerInnen gingen ohne
Begeisterung an die Urne, sie wollen höchstens noch den absehbaren Schaden
begrenzen. Mehr nicht. Jedenfalls hat Dray Recht, wenn er sagt: „Diese
regierende Linke macht keine Lust. Man bleibt links aus Nostalgie oder
Treue.“
Das sozialistische Programm von François Hollande hat sich in der
Realpolitik bis zur Fadenscheinigkeit abgenutzt und mobilisiert niemanden
mehr. Es ist aber auch keine linke Alternative entstanden: In Frankreich
ist kein „Podemos“ oder „Syriza“ in Sicht. So manche WählerInnen haben
resigniert oder angewidert vom Spektakel einer zutiefst zerstrittenen
Linken schließlich rechts gewählt.
Denn die Einzige, die noch Leidenschaften schafft, ist Marine Le Pen. Ihre
Partei, der FN, gedeiht auf dem Misthaufen der Frustration, der
fremdenfeindlichen Ressentiments und eine destruktiven Furcht. Beim zweiten
Durchgang dieser Wahlen haben die lustlosen Anhänger der traditionellen
Parteien in mehreren Departementen, wo der FN die Hand nach der Macht
ausgestreckt hat, noch einmal die Notbremse gezogen. Über so wenig mag sich
die französische Linke freuen.
30 Mar 2015
## AUTOREN
Rudolf Balmer
## TAGS
UMP
Schwerpunkt Rassemblement National
Stichwahl
Departementswahlen
Schwerpunkt Frankreich
Jean-Marie Le Pen
Marine Le Pen
Manuel Valls
Nicolas Sarkozy
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UMP
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Parti Socialiste
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