# taz.de -- Flugzeugabsturz in Südfrankreich: Im Sinkflug in die Katastrophe | |
> Gutes Wetter, kaum Wind, ein Routineflug: Ein deutscher Airbus stürzt mit | |
> 150 Menschen an Bord über Frankreich ab. Es gibt keine Überlebenden. | |
Bild: Die Absturzstelle in den französischen Alpen ist schwer zugänglich, Ret… | |
PARIS taz | Noch um 10.47 Uhr hatte die Bodenkontrolle in Aix-en-Provence | |
einen letzten Kontakt mit dem Flug 4U-9525 von Barcelona nach Düsseldorf. | |
Es handelte sich nicht um ein Gespräch mit der Crew oder um einen Notruf, | |
sondern um erfasste Daten, aus denen ersichtlich war, dass die Maschine, | |
ein Airbus-320 der deutschen Lufthansa-Tochtergesellschaft Germanwings, | |
rapide an Höhe und Geschwindigkeit verloren hatte. | |
Wenig später um 10.53 Uhr verschwand das Flugzeug vom Radarschirm, es | |
zerschellte im Massiv „Les Trois Évéchés“ in der Nähe von Dignes-les-Ba… | |
im Departement Alpes-de-Haute-Provence, der ersten bis zu 3.000 Meter hohen | |
und zu dieser Jahreszeit noch verschneiten und schwer zugänglichen | |
Bergkette der französischen Südalpen. | |
Der französische Staatspräsident François Hollande musste danach öffentlich | |
mitteilen, dass sämtliche 144 Passagiere und sechs Besatzungsmitglieder | |
beim Crash umgekommen sind. Laut ersten Angaben soll es sich bei den | |
Passagieren um 67 Deutsche sowie – laut den Behörden in Barcelona – um 45 | |
Spanier handeln. | |
Unter den deutschen Opfern befindet sich eine ganze Schulklasse mit 16 | |
Schülern und zwei Lehrern aus Haltern, die von einem Aufenthalt in Spanien | |
im Rahmen eines Austauschprogramms heimkehren sollte. Sowohl im Flughafen | |
von Düsseldorf wie in Barcelona wurde der psychologische Beistand der | |
schockierten Angehörigen eingerichtet. | |
Hubschrauber der französischen Gendarmerie sichteten schon bald die | |
Absturzstelle in einer Höhe von 2.000 bis 2.700 Metern. Die Wrackteile | |
sollen auf rund zwei Hektar Fläche zerstreut sein. Der Unfallort ist | |
äußerst schwer erreichbar. Insgesamt 350 Feuerwehrleute und Angehörige der | |
Gendarmerie wurden aufgeboten. Die entsandten Rettungseinheiten hatten aber | |
die größte Mühe, bis zur Absturzstelle zu gelangen. Dennoch wurde am Abend | |
einer der beiden Flugschreiber gefunden. Die Blackbox werde umgehend | |
ausgewertet, sagte Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve. | |
In dem kleinen Dorf Le Vernet wurde auf einem Sportfeld ein improvisierter | |
Start- und Landeplatz für Hubschrauber eingerichtet. Spezialisten der | |
Polizei von Marseille sollen vor Ort bei der Identifizierung der Todesopfer | |
helfen. | |
## Keine Hinweise auf Ursache | |
Den Einsatz leitet ein Krisenstab im Pariser Innenministerium unter Führung | |
von Premierminister Manuel Valls. Innenminister Cazeneuve und | |
Umweltministerin Ségolène Royal begaben sich in Begleitung der deutschen | |
Botschafterin in die Nähe der Unglücksstätte. Bundeskanzlerin Angela Merkel | |
sagte sämtliche Termine ab. Der Absturz habe sie „in tiefe Trauer | |
gestürzt“, sagte sie. Bundespräsident Joachim Gauck brach eine | |
Südamerikareise ab, um nach Deutschland zurückzukehren. Merkel kündigte an, | |
dass sie am Mittwoch nach Frankreich reisen werde. | |
Hollande drückte im Namen seines Landes den Angehörigen der Opfer das | |
Mitgefühl und die Solidarität des französischen Volks aus. Ein Zufall | |
wollte es, dass Hollande zu diesem Zeitpunkt gerade den spanischen König | |
Felipe und dessen Gattin empfing. Zusammen traten die beiden | |
Staatsoberhäupter dann vor dem Elysée-Palast vor die Medien, um über die | |
Umstände des Unglücks zu informieren. König Felipe und Hollande begaben | |
sich in den Krisenstab des Innenministeriums. | |
Noch gibt es keinerlei Hinweise auf die Absturzursache. Die | |
Wetterverhältnisse waren sehr gut, am Dienstagmorgen herrschte Sonnenschein | |
in Südostfrankreich, laut Météo France gab es weder starken Wind noch | |
Turbulenzen. Bei der letzten Funkverbindung befand sich die Maschine | |
bereits auf lediglich 6.800 Fuß oder 2.100 Metern Höhe. | |
Das Flugzeug, das fast ein Drittel seiner Strecke nach Düsseldorf | |
zurückgelegt hatte und nicht vom Kurs abgekommen war, sollte normalerweise | |
zu diesem Zeitpunkt in einer normalen Kurshöhe von rund 9.000 Metern | |
fliegen. | |
Warum es offenbar seine Flughöhe eingebüßt hat, ist noch nicht bekannt. | |
Deutschen Behörden zufolge gab es keinen Hinweis auf einen terroristischen | |
Anschlag. Laut der Fluggesellschaft Germanwings soll die Maschine aus noch | |
unbekannten Gründen während insgesamt acht Minuten deutlich an Höhe | |
verloren haben. | |
## Viele Hypothesen | |
„Irgend etwas ist passiert, dass das Flugzeug von seiner Kurshöhe von 9.000 | |
bis 10.000 Metern gesunken ist“, meinte der französische Flugexperte Gérard | |
Feldzer, ein ehemaliger Linienpilot. Er zählte eine Reihe von Hypothesen | |
auf wie Druckabfall, Brand, Explosion, Verlust eines Flügels, mochte sich | |
aber nicht festlegen lassen. So ist ihm zufolge zum Beispiel ein Problem | |
mit einem Vogelschwarm angesichts der großen Höhe unwahrscheinlich, und | |
eine Kollision mit einem anderen Flugzeug wäre vom Radar und von der | |
Bodenkontrolle erfasst worden. | |
Die Maschine der Germanwings war seit November 1990 und bis 2003 für die | |
Muttergesellschaft Lufthansa im Einsatz gewesen. 24 Jahre sind nach | |
Auskunft von Spezialisten ein keineswegs außergewöhnliches Dienstalter für | |
einen Jet. | |
Laut einem Sprecher der Germanwings hatte die letzte große Revision | |
ordnungsgemäß im Sommer 2013 stattgefunden, und der letzte Routine-Check am | |
Vortag des 23. März. Der Bordkommandant war laut diesen Angaben seit zehn | |
Jahren für die Lufthansa tätig und mit mehr als 6.000 Flugstunden sehr | |
erfahren. | |
24 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Rudolf Balmer | |
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