# taz.de -- Eklat beim Flughafen BER: Transparency gibt auf | |
> Die Korruptionsjäger haben ihre Zusammenarbeit mit der | |
> Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg aufgekündigt - weil Ex-Chef | |
> Hartmut Mehdorn Informationen zurückhielt. | |
Bild: Geht's noch ein bisschen verwickelter beim BER? Klar, immer. | |
Die Antikorruptionsorganisation Transparency International hat ihre | |
Kooperation mit der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH (FBB) beendet. Einen | |
entsprechenden Bericht der Abendschau von Dienstagabend bestätigte Gisela | |
Rüß vom Vorstand der deutschen Transparency-Sektion am Mittwoch der taz. | |
„Wir sind nicht zufrieden, wie der BER mit dem Thema Korruption in jüngster | |
Zeit umgegangen ist.“ | |
Konkret geht es um den ehemaligen FBB-Mitarbeiter Francis G., der Ende 2012 | |
Bestechungsgeld von der Firma Imtech angenommen haben soll. Vor knapp einem | |
Monat war bekannt geworden, dass die Staatsanwaltschaft Neuruppin in dieser | |
Sache seit Dezember ermittelt. Den Anstoß dafür hatte ein anonymes | |
Schreiben an Imtech gegeben. Pikant ist, dass der damalige | |
FBB-Geschäftsführer Hartmut Mehdorn, der vor knapp zwei Wochen seinen Job | |
aufgab, bereits seit Sommer 2013 von den Korruptionsvorwürfen wusste, weil | |
seine Geschäftsführerin für Finanzen ebenfalls einen anonymen Brief | |
erhalten hatte. Eine entsprechende Aussage des von Mehdorn geschassten | |
Technikchefs Horst Amann im BER-Untersuchungsausschuss des | |
Abgeordnetenhauses bestätigte Mehdorn vorigen Freitag, als er selbst dort | |
als Zeuge befragt wurde. | |
## Seit 2005 kooperiert | |
Rüß beklagt nun, dass Mehdorn damals weder Transparency noch die | |
Staatsanwaltschaft über die anonymen Vorwürfe informiert hat. „Man hätte | |
denken können, dass wir ein entsprechendes Vertrauensverhältnis hatten“, | |
sagte sie. Transparency hatte seit 2005 einen sogenannten Integritätspakt | |
mit FBB. Dieser beinhaltete laut Rüß zum einen eine Selbstverpflichtung des | |
Flughafens, mit den beauftragten Firmen und Bietern Integritätsverträge | |
gegen Korruption abzuschließen. Zum anderen habe er vorgesehen, dass der | |
Flughafen einen „Monitor“ bestellt, der stichprobenartig „einen Teil der | |
Vergaben“ prüft: „Mehr ist nicht zu schaffen bei so einem Großprojekt“,… | |
Rüß. „Ohnehin sind unsere Möglichkeiten, den Flughafen zu Dingen zu | |
zwingen, sehr gering. Unser Pakt war der Versuch einer gemeinsamen | |
Koalition gegen Korruption. Doch das schwierige Projekt Flughafen bietet | |
dafür keine sicheren Erfolgsaussichten.“ | |
Der Vorsitzende des BER-Untersuchungsausschusses, Martin Delius (Piraten), | |
sagte der taz: „Ich kann sehr gut nachvollziehen, dass Transparency die | |
Reißleine gezogen hat.“ Die Organisation habe immer als Garant der | |
Korrektheit des Flughafens herhalten müssen. „Sie würde ihre | |
Glaubwürdigkeit verlieren, wenn sie weitermachen würde wie zuvor“, glaubt | |
Delius. Auch er verstehe nicht, warum Mehdorn weder Staatsanwaltschaft noch | |
Transparency unterrichtete. „Das hätte nichts gekostet.“ | |
Mehdorn selbst hatte am Freitag im Ausschuss erklärt, die Vorwürfe des | |
Whistleblowers seien „zu vage“ gewesen, um Anhaltspunkte für weitere | |
Untersuchungen zu bieten. Allerdings widersprach er sich im Folgenden: | |
Zunächst erklärte er, seine Revisionsabteilung habe mit der | |
Staatsanwaltschaft darüber gesprochen – und auch die Ermittler hätten das | |
Schreiben für uninteressant befunden. Auf Nachfrage von Delius korrigierte | |
er sich später: Er sei sich mit der FBB-Ombudsfrau einig gewesen, die Sache | |
nicht der Staatsanwaltschaft zu übergeben. | |
Dass dieses Vorgehen für die Antikorruptionsspezialisten von Transparency | |
nicht hinnehmbar ist, kann man beim Flughafen nicht verstehen. FBB-Sprecher | |
Ralf Kunkel: „Die FBB hat ihr Compliance-System in den zurückliegenden | |
Jahren deutlich verstärkt.“ | |
25 Mar 2015 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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