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# taz.de -- Imtech und Opernsanierung in Köln: Bau-Drama auf der Bühne
> Die Firma Imtech ist außer am Bau des Berliner Flughafens auch an der
> Opernsanierung in Köln beteiligt. Es gibt etliche Pannen.
Bild: Die Kölner Oper wird wohl noch länger Baustelle bleiben
Köln taz | Als sich Klaus Schäfer die Sprinkleranlage im Kölner Opernhaus
anschauen wollte, staunte er nicht schlecht. Der Vorsitzende des
Unterausschusses Kulturbauten im Kölner Stadtrat bekam auf der Baustelle
von Arbeitern einen leeren Raum gezeigt. Kein Kabel, keine Pumpe – nichts.
Dabei hätten die Geräte längst eingebaut werden müssen. Schäfer war einige
Jahre Kulturstaatssekretär der NRW-Landesregierung. Heute engagiert er sich
als sachkundiger Bürger und kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im
Kölner Rat. Dort hat er nur noch ein Thema: Wie geht es mit der Sanierung
von Oper und Schauspiel weiter?
Die Kölsche Lebensweisheit, dass alles immer noch zu einem guten Ende
gekommen ist, scheint sich hier nicht zu bewahrheiten. Zu etlichen
Planungspannen kommt jetzt die Insolvenz der Firma Imtech. Das Unternehmen
wird immer wieder im Zusammenhang mit Problemen bei komplizierten Vorhaben
der Gebäudetechnik genannt. Nach Angaben eines Sprechers ist Imtech derzeit
bundesweit auf 960 Baustellen aktiv. Eine der beiden prominentesten ist der
künftigen Flughafen Berlin Brandenburg (BER), wo die Baufirma unter anderem
an der Brandschutzanlage arbeitet. Die andere ist an der Kölner Oper.
Seit drei Jahren wird der denkmalgeschützte Bau des Architekten Wilhelm
Riphahn in der Kölner Innenstadt saniert. Ende Juli wurde bekannt, dass der
geplante Termin der Eröffnung am 7. November nicht zu halten ist. Zu groß
ist offenbar das Chaos, das Stadtverwaltung und Baufirmen angerichtet
haben. Die Kölner Staatsanwaltschaft hat inzwischen Ermittlungen gegen
unbekannt aufgenommen. Es besteht der Verdacht gegen Bauunternehmen, die
Stadt Köln geschädigt zu haben – viel weiter ist man bei den
Nachforschungen allerdings noch nicht.
Die Zeit bezeichnete das Geschäftsmodell der an der Opernsanierung
beteiligten Firma Imtech einmal als „kriminell“. Tatsächlich ermitteln
Staatsanwaltschaften in Hamburg, München und Neuruppin sowie das
Bundeskartellamt gegen Imtech und andere Unternehmen. Die Masche soll
häufig die gleiche gewesen sein. Unter dem Druck eines angekündigten
Eröffnungstermins sollen öffentliche Bauherren mit zum Teil aufs Zehnfache
überhöhten Abrechnungen konfrontiert worden sein: Wenn nicht gezahlt wird,
werden die Arbeiten niedergelegt. Die Firmen weisen die Vorwürfe zurück.
## Steuergeldern für Mehrkosten
Solche „Leistungsverweigerungen“ einzelner Firmen hat es aber offenbar auch
in Köln gegeben. So wird die Oper neben dem Berliner Flughafen zum
Lehrbeispiel für eine angeschlagene Branche. Gebaut wird in der Republik
wie nie zuvor. Bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand muss aber immer
der preisgünstigste Anbieter beauftragt werden. Kritiker betonen, dass es
im Nachhinein dann viel teurer werde.
Dass die Sprinkleranlage im Kölner Opernhaus fehlt, ist dafür eines von
vielen Beispielen. Offenbar wurde recht oberflächlich geplant. So hätte
passieren können, dass das Publikum bei einer Aufführung der Waldszene im
„Freischütz“ plötzlich im künstlichen Regen sitzt: Angeblich wurde schli…
vergessen, den künstlerischen Einsatz von Nebelmaschinen ins Konzept der
Brandmeldeanlage einzuplanen. Nachträglich ist das wiederum teurer. Solche
Pannen gibt es in Köln zuhauf. Firmen wie Imtech verdienen daran viel Geld.
Zu viel, beschweren sich Kölns Politiker. Denn die Mehrkosten müssen aus
Steuergeldern bezahlt werden.
Unterdessen bemüht sich Imtech-Sprecher Harald Prokosch um
Schadensbegrenzung. Er hofft, dass trotz Insolvenz möglichst viele
Baustellen weitergeführt werden können. Auch am BER und der Kölner Oper.
Insolvenzverwalter Peter-Alexander Borchardt verhandle derzeit „mit
Hochdruck“ über einen Massekredit, um die Baustellen weiterzuführen, hieß
es in einer Mitteilung seiner Kanzlei Reimer Rechtsanwälte.
Imtech muss sich vor allem mit Subunternehmen herumschlagen, die
befürchten, für ihre Arbeiten nicht mehr bezahlt zu werden. „Die
Verhandlungen mit unseren Nachunternehmern laufen überwiegend sehr gut“,
erklärte Prokosch auf Anfrage: „Aber einige sind etwas sperrig.“
13 Aug 2015
## AUTOREN
Frank Überall
## TAGS
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
Baustelle
Berlin
Piraten
Kulturpolitik
Flughafen Berlin-Brandenburg (BER)
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