| # taz.de -- Atomverhandlungen in Lausanne: Iran-Sanktionen als Streitpunkt | |
| > Bei den Verhandlungen konnte auch nach Ablauf der selbst gesetzten Frist | |
| > keine Einigung erzielt werden. Russland und Iran signalisieren aber | |
| > Fortschritte. | |
| Bild: US-Außenminister John Kerry sucht nach einer Lösung bei den Atomverhand… | |
| GENF taz | Die seit Donnerstag vergangener Woche laufenden Verhandlungen in | |
| Lausanne zwischen Iran und den fünf Vetomächten der UNO sowie Deutschland | |
| („5+1-Ländergruppe“) über das iranische Atomprogramm haben trotz einer | |
| zunächst eintägigen Verlängerung über die ursprünglich vereinbarte Frist am | |
| Dienstag um Mitternacht hinaus auch bis Mittwochnachmittag zunächst keine | |
| Vereinbarung erbracht. Eine Fortsetzung der Verhandlungen auch am heutigen | |
| Donnerstag wurde nicht ausgeschlossen. | |
| Während die Außenminister Russlands und Irans mit zahlreichen Behauptungen | |
| über erzielte Fortschritte und Detailvereinbarungen Zuversicht auf ein | |
| baldiges Abkommen zu verbreiteten suchten, zeigten sich ihre Amtskollegen | |
| aus den USA, Frankreich, Großbritannien und Deutschland eher skeptisch und | |
| betonten die noch vorhandenen Schwierigkeiten. | |
| Einziger Konsens war der Satz „kein Detail ist endgültig vereinbart, | |
| solange nicht das ganze Paket unter Dach und Fach ist“. Bei diesen | |
| Verhandlungen ist keine Detailfrage ausschließlich technischer Natur und | |
| daher vermeintlich isoliert lösbar, sondern hat immer auch politische | |
| Brisanz. Und viele Detailfragen sind dazu noch miteinander verknüpft. | |
| So ist zum Beispiel die nach Darstellung einiger Unterhändler bereits | |
| vereinbarte Zahl der Zentrifugen zur Urananreicherung, die Iran unter einem | |
| Abkommen noch betreiben darf, davon abhängig, ob Teheran zugleich auf die | |
| Verfügung über die bereits vorhandenen Vorräte von 8.000 Tonnen leicht | |
| angereichertem Uran verzichtet. Und entscheidend ist auch die am Mittwoch | |
| immer noch umstrittene Frage, wie viele der künftig noch erlaubten | |
| Zentrifugen älteren Datums sind oder modernere und leistungsfähigere | |
| Modelle, mit denen sich schneller anreichern lässt. | |
| ## Knackpunkt Sanktionen | |
| Weiterhin offen war am Mittwoch auch, ob Iran während der wahrscheinlich | |
| zehnjährigen Laufzeit des geplanten Abkommens die Forschung und Entwicklung | |
| im Bereich der Urananreicherung betreiben darf. | |
| Als schwierigste Streitpunkte erwiesen sich in den letzten beiden | |
| Verhandlungstagen die Fragen, ab wann, wie schnell und nach welchen | |
| Modalitäten die gegen Iran vom UNO-Sicherheitsrat sowie von den USA und der | |
| EU verhängten Sanktionen aufgehoben werden, und wie die Sanktionen im Falle | |
| einer Vertragsverletzung durch Iran wieder in Kraft gesetzt werden können. | |
| Iran drängt drauf, dass insbesondere die gegen den Öl- und den Bankensektor | |
| des Landes verhängten Sanktionen möglichst bereits bei Inkrafttreten eines | |
| künftigen Abkommens vollständig aufgehoben werden. | |
| Die USA und Frankreich vertraten zunächst die gegenteilige Extremposition. | |
| Sie wollten mit der Aufhebung von Sanktionen erst nach einer mehrjährigen | |
| Phase beginnen, während der Iran zunächst seine Vertragstreue unter Beweis | |
| stellen müsse. Zudem bestanden Washington und Paris darauf, dass das | |
| iranische Nuklearprogramm auch nach Ablauf des auf zehn Jahre vereinbarten | |
| Abkommens, für weitere fünf Jahre gewissen Einschränkungen sowie | |
| verschärfter Überwachung durch die Internationale Atomenergie Organisation | |
| (IAEO) unterliegen solle. Das wird von Teheran strikt abgelehnt. | |
| Die Positionen Deutschlands und Großbritanniens liegen in dieser | |
| Streitfrage näher bei der amerikanischen und französischen Haltung, die | |
| Russlands und Chinas näher an der iranischen. | |
| Ein veritabler Konflikt zwischen den fünf Vetomächten herrscht zudem über | |
| die Frage, wie die bereits aufgehobene Sanktionen im Fall einer | |
| Vertragsverletzung durch Teheran wieder in Kraft gesetzt werden können. Die | |
| Außenminister aus Washington, Paris und London plädieren für einen | |
| Automatismus. Russland und China lehnen dies strikt ab und verlangen, dass | |
| jede künftige Sanktionsentscheidung einen neuen Beschluss des | |
| UN-Sicherheitsrates in New York erfordert. | |
| 1 Apr 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Andreas Zumach | |
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