Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Feuer in geplanter Flüchtlingsunterkunft: Es war Brandstiftung
> Die Staatsanwaltschaft schließt ein politisch motivierte Tat in Tröglitz
> nicht aus. Ex-Bürgermeister Nierth ruft zu Demo gegen Rechts auf. Maas
> und de Maizière sind entsetzt.
Bild: Der Anschlag ist jetzt Chefsache: Sachsens-Anhalts Ministerpräsident Rei…
HALLE/TRÖGLITZ/BERLIN dpa/afp | Die Staatsanwaltschaft stuft [1][das Feuer
in einer geplanten Flüchtlingsunterkunft] in Tröglitz als „definitiv
besonders schwere Brandstiftung“ ein. Eine politisch motivierte Tat könne
nicht ausgeschlossen werden, sagte Staatsanwalt Jörg Wilkmann am Samstag in
Halle. Es handle sich um eine gemeingefährliche Straftat schlimmster Art.
Nach den bisherigen Erkenntnissen seien in der Nacht zu Samstag einer oder
mehrere Täter in das Mehrfamilienhaus eingebrochen, das im Mai die ersten
von 40 Asylbewerbern beziehen sollten. Dort legten sie laut Wilkmann das
Feuer, wahrscheinlich mit Brandbeschleuniger.
In einem Gebäude, in dem ab Mai Asylbewerber untergebracht werden sollten,
war in der Nacht zum Samstag ein Feuer ausgebrochen. Der Staatsschutz nahm
Ermittlungen wegen des Verdachts auf Brandstiftung sowie eines
ausländerfeindlichen Hintergrunds auf.
Tröglitz war bereits vor Wochen in die Schlagzeilen geraten, als
Ortsbürgermeister Markus Nierth zurücktrat, nachdem er und seine Familie
wegen der Asylbewerberunterkunft von Rechtsextremen bedroht worden waren.
Für Samstagnachmittag rief eine Tröglitzer Bürgerinitiative, die sich für
die Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt, zu einer Lichterkette in dem Ort
auf.
Nierth zeigte sich am Samstagmorgen entsetzt über das Feuer. „Davon wird
Tröglitz sich wohl nie erholen“, sagte er dem Tagesspiegel. „Ich bin
fassungslos, traurig und wütend zugleich.“ Der dpa sagte der 46-Jährige:
„Die Braunen dürfen über unseren Ort nicht siegen.“ Außerdem bot er für…
Flüchtlinge zwei private Wohnungen an. Er wünsche sich, dass andere seinem
Beispiel folgten.
Nierth rief die Bürger außerdem zu einer spontanen Kundgebung gegen die
Rechtsextremen am Samstagnachmittag (17.00 Uhr) auf. Bundesjustizminister
Heiko Maas (SPD) schrieb auf Twitter: „Schlimmer Verdacht nach Brand in
#Troeglitz macht fassungslos. Wir müssen weiter deutlich machen:
Flüchtlinge sind bei uns willkommen!“
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) forderte rasche Aufklärung. Er
sagte der dpa: „Im Moment spricht alles dafür, dass es sich bei den
Ereignissen in Tröglitz um vorsätzliche Brandstiftung gehandelt hat. Wenn
sich das tatsächlich bestätigen sollte, ist das eine abscheuliche Tat, die
unverzüglich aufgeklärt werden muss. Die Täter gehören hinter Schloss und
Riegel.“ Der Innenminister erklärte weiter: „Menschen, die Schutz in
Deutschland suchen, müssen hier friedlich und sicher leben können. Unsere
Sicherheitsbehörden sind fest entschlossen, das hierfür Notwendige zu tun.“
Erst am Dienstagabend hatte Landrat Götz Ulrich (CDU) auf einer
Einwohnerversammlung in Tröglitz über die Pläne zur Asylbewerberunterkunft
informiert. Gut 500 Menschen hatten sich im örtlichen Kulturzentrum
eingefunden, unter ihnen auch Nierth. Ulrich musste Dutzende Fragen
beantworten - und räumte auch Fehler ein. „Ich schließe nicht aus, dass ich
und einige andere Verantwortliche im Vorfeld nicht ausreichend den
Bewohnern zugehört haben“, sagte der CDU-Politiker. Er habe aus dem Fall
Tröglitz gelernt.
4 Apr 2015
## LINKS
[1] /Troeglitz-in-Sachsen-Anhalt/!157612/
## TAGS
Tröglitz
Sachsen-Anhalt
Markus Nierth
Brandstiftung
Hassverbrechen
Unterbringung von Geflüchteten
Schwerpunkt Flucht
Hamburg
Schwerpunkt Rassismus
Tröglitz
Schwerpunkt Rassismus
Schwerpunkt Rassismus
Zivilgesellschaft
Tröglitz
Schwerpunkt Rassismus
Asylpolitik
Fremdenfeindlichkeit
Fremdenfeindlichkeit
## ARTIKEL ZUM THEMA
Feuer im Flüchtlingsheim: Attacken in Berlin und Bayern
In Berlin flogen brennende Holzlatten auf das Grundstück eines
Flüchtlingsheims. Im bayerischen Neustadt brannte es im Erdgeschoss eines
Heims.
Feuer in Flüchtlingsheimen: Brandursachen ungeklärt
In Berlin und Hamburg hat es in Flüchtlingsunterkünften gebrannt. Niemand
wurde verletzt. Die Ursachen sind noch unklar.
Nach dem Brandanschlag in Tröglitz: „Die Rechten profitieren vom Rückzug“
NPD und subkulturelle Nazis geben sich unpolitisch und scheinbar bürgernah
– mit Erfolg, sagt der Rechtsextremismus-Experte David Begrich.
Brandanschlag in Tröglitz: Morddrohungen auch gegen Landrat
Erst tritt der Bürgermeister zurück, dann brennt das geplante
Flüchtlingsheim ab. Jetzt berichtet auch der Landrat davon, von Neonazis
bedroht zu werden.
Reaktionen auf den Brand in Tröglitz: „Ein Anschlag auf den Rechtsstaat“
Die Empörung nach dem Brand in einem künftigen Flüchtlingsheim in Tröglitz
ist groß. Wer hinter dem Anschlag im Süden Sachsen-Anhalts steckt, ist
offen.
Kommentar Brandanschlag in Tröglitz: Die Barbarisierung des Abendlandes
Gewaltdelikte und verbale Pöbeleien gegen Flüchtlinge und Ausländer nehmen
exponentiell zu. Die NPD hat dafür den Boden bereitet.
Tröglitz nach dem Brandanschlag: Das Dorf und die Schande
Ein Flüchtlingsheim hat gebrannt. Der Ministerpräsident ist angereist. Die
Menschen kommen zusammen – aber in verschiedenen Grüppchen.
Tröglitz in Sachsen-Anhalt: Brand in geplantem Flüchtlingsheim
In Tröglitz brannte in der Nacht ein Haus, das zu einer
Asylbewerberunterkunft werden sollte. In der Stadt hatte es zuletzt
wochenlang Proteste Rechtsextremer gegeben.
Asylbewerberheim in Tröglitz: Rechtsextreme demonstrieren
Neonazis demonstrieren gegen die Unterbringung von Asylbewerbern im Ort. Es
gibt Morddrohungen gegen den zurückgetretenen Bürgermeister, die Polizei
ermittelt.
Flüchtlingspolitik in Sachsen-Anhalt: Mehr Betreuung für Ehrenamtliche
Der Ex-Bürgermeister von Tröglitz hat nach seinem Rückzug einen
„Integrationsbetreuer“ gefordert. Zudem will das Land nun besser vor
Protestkundgebungen schützen.
Kommentar Bürgermeister Tröglitz: 25 Jahre sind genug
Schluss mit der Ossi-Versteherei: Der Rücktritt des Tröglitzer
Bürgermeisters zwingt die Politik zum demokratischen Handeln.
Bürgermeister-Rücktritt in Tröglitz: Innigkeit und Ignoranz
Weil ihn die NPD bedroht, trat Markus Nierth von seinem Amt zurück. Er
hatte sich für Flüchtlinge starkgemacht. Ein Ortsbesuch.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.