| # taz.de -- Wahl in Togo: Die Familie bleibt an der Macht | |
| > Aus der Präsidentschaftswahl geht der Amtshinhaber erneut siegreich | |
| > hervor. Die Opposition spricht dagegen von Wahlfälschungen. | |
| Bild: Der alte und neue Präsident: Faure Gnassingbé. | |
| COTONOU taz | Eine Überraschung ist es in Togo nicht gewesen, doch nun ist | |
| es fast amtlich: Präsident Faure Gnassingbé wird das westafrikanische Land | |
| fünf weitere Jahre regieren. | |
| Laut vorläufiger Ergebnisse der nationalen unabhängigen Wahlkommission CENI | |
| erreichte er bei der Präsidentschaftswahl am vergangenen Samstag 58,75 | |
| Prozent der Stimmen. Jean-Pierre Fabre, der bekannteste | |
| Oppositionskandidat, bekam 34,95 Prozent. Das Verfassungsgericht muss das | |
| Ergebnis noch bestätigen. | |
| Ob die Togolesen – mit rund 53 Prozent galt die Wahlbeteiligung als niedrig | |
| – aber tatsächlich so gewählt haben, bezweifelt die Opposition und wirft | |
| den Unterstützern des Präsidenten Wahlfälschung im großen Stil vor. So | |
| sollen die Wahlen weder frei noch transparent gewesen sein. In vielen | |
| Wahllokalen habe es außerdem mehr ausgefüllte Stimmzettel als registrierte | |
| Wähler gegeben, kritisierte etwa Marcus Kodjo, Berater des | |
| Oppositionskandidaten Fabre, gegenüber Radio France Internationale (RFI). | |
| Eine Überraschung sei es auch gewesen, dass die Ergebnisse am späten | |
| Dienstagabend doch noch verkündet wurden. Einigen Journalisten zufolge | |
| waren bis dahin längst nicht alle der 42 Stimmbezirke ausgezählt. | |
| ## Keine größeren Zwischenfälle | |
| Wahlbeobachter der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS und der | |
| Afrikanischen Union hatten den Wahltag jedoch als einigermaßen friedlich | |
| eingestuft und keine größeren Zwischenfälle gemeldet. Gemeinsam waren sie | |
| aber nicht einmal auf 200 Beobachter gekommen – bei landesweit knapp 9.000 | |
| Wahllokalen. | |
| Mit dem erneuten Sieg des amtierenden Präsidenten bleibt die Familie | |
| Gnassingbé weiterhin an der Macht. 1967 war Gnassingbé Eyadéma, ein Freund | |
| des damaligen Bundesfinanzministers Franz Josef Strauß, nach einem | |
| Staatsstreich an die Regierungsmacht gekommen. Nach seinem Tod im Jahr 2005 | |
| hatte Sohn Faure den Posten übernommen. Vergangenes Jahr scheiterte der | |
| Versuch der Opposition, die Verfassung zu ändern und die Amtszeit des | |
| Präsidenten zu begrenzen. | |
| Nach den Präsidentschaftswahlen 2005 und 2010 war es zu schweren Unruhen | |
| gekommen. 2005 starben togoischen Menschenrechtsorganisationen zufolge | |
| knapp 800 Menschen. Doch schon vorher war die Herrschaft der Familie | |
| Gnassingbé immer wieder in die Kritik geraten, vor allem wegen Verstößen | |
| gegen die Menschenrechte. | |
| 30 Apr 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Katrin Gänsler | |
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