| # taz.de -- Bilanz 1. Mai in Deutschland: Insgesamt friedlich | |
| > Trotz Naziüberfall in Weimar und Zusammenstößen zwischen Polizei und | |
| > Demonstranten in Hamburg, war der Feiertag so friedlich wie selten. | |
| Bild: Fliederfarbener Nebel für die jahreszeitlich passende Atmosphäre auf de… | |
| BERLIN taz | Mit Großdemonstrationen in ganz Deutschland sind am Freitag | |
| hunderttausende Menschen zum 1. Mai für die Rechte der ArbeitnehmerInnen | |
| und für eine gerechtere und solidarische Gesellschaft auf die Straße | |
| gegangen. | |
| Nach Angaben des Deutschen Gewerkschaftsbundes sollen bei rund 470 | |
| Gewerkschaftsveranstaltungen quer durch die Republik insgesamt rund 400.000 | |
| Arbeitnehmerinnen demonstriert haben. Sie feierten die Einführung des | |
| Mindestlohns als Ergebnis jahrzehntelanger gewerkschaftlicher Kämpfe - und | |
| mahnten angesichts der anstehenden Streikrunden unter anderem eine stärkere | |
| Würdigung und bessere Bezahlung von ErzieherInnen in Deutschland an. | |
| Bei einer Veranstaltung in Dresden thematisierte | |
| IG-Metall-Vorstandsmitglied Hans-Jürgen Urban auch den Zusammenhang | |
| zwischen Sozialabbau und dem Erfolg von Rechtspopulisten. „Wer die | |
| 'Pegida'-Bewegung eindämmen will", sagte Urban, „der muss in den | |
| Sozialstaat investieren." | |
| Eine üble Erinnerung an die konkrete Gefahr von Rechtsaußen nahmen | |
| Gewerkschafter von der DGB-Veranstaltung in Weimar mit nach Hause: Dort | |
| stürmten 50 Neonazis die Gewerkschaftskundgebung und griffen gezielt | |
| Demonstranten an. Vier Personen wurden dabei leicht verletzt, 29 | |
| Rechtsextreme wurden anschließend noch während ihrer Flucht festgenommen. | |
| Allein in Thüringen registrierten die Sicherheitsbehörden nach Angaben des | |
| Innenministeriums im letzten Jahr 1060 Straftaten, bei denen sie einen | |
| rechtsextremen Hintergrund annehmen. Bei Übergriffen von Rechtsextremen | |
| wurden demnach 84 Menschen verletzt. | |
| ## Nazis auch in Saalfeld | |
| Auch in Erfurt gingen am Freitag rund 200 Neonazis auf die Straße, in | |
| Saalfeld bis zu 500. In beiden Städten stellten sich jedoch auch zahlreiche | |
| Gegendemonstranten in den Weg - ihre Zahl übertraf die der Neonazis jeweils | |
| deutlich. Im Ruhrgebiet demonstrierten Neonazis gleich in mehreren Städten. | |
| Auch hier stellten sich zahlreiche Antifaschisten den Rechtsextremen | |
| entgegen. | |
| So friedlich wie seit Jahren nicht mehr verlief der 1. Mai in Berlin, wo | |
| den ganzen Tag über zehntausende Menschen im Berliner Stadtteil Kreuzberg | |
| feierten. Der Bezirk war in weiten Teilen für den Autoverkehr komplett | |
| gesperrt. Bei zahlreichen größeren und kleinen Straßenfesten verkauften | |
| Ladenbesitzer, Anwohner und Stadtteilinitiativen selbstgekochtes Essen, | |
| Cocktails und hier und da auch ein paar Drogen - und feierten ansonsten | |
| weitgehend unbeeindruckt von den 6.200 Polizisten, die den Tag über in | |
| Kreuzberg im Einsatz waren. | |
| Auch die Revolutionäre 1. Mai-Demonstration, in deren Verlauf und Folge es | |
| in den letzten Jahren immer wieder zu Gewaltausbrüchen gekommen war, | |
| verlief ohne größere Zwischenfälle. Die Polizei sprach von 18.000 | |
| Teilnehmern, die Veranstalter von 33.000. | |
| In Hamburg demonstrierten am frühen Abend rund 7.000 Menschen friedlich | |
| gegen die Flüchtlingspolitik des Hamburger Senats. Bei zwei verschiedenen | |
| Autonomen-Demonstrationen kam es dann zu zum Teil schweren | |
| Auseinandersetzungen zwischen meist Vermummten und der Polizei. Bei der | |
| früh aufgelösten Demonstration an der Feldstraße ging die Polizei auch mit | |
| einer Reiterstaffel gegen die Demonstrierenden vor. | |
| Zum Nachlesen: Der [1][taz-Liveticker zum 1. Mai] mit Eindrücken aus | |
| Hamburg, Berlin, Dortmund und Essen. | |
| 2 May 2015 | |
| ## LINKS | |
| [1] /!159166/ | |
| ## AUTOREN | |
| Martin Kaul | |
| ## TAGS | |
| Schwerpunkt Neonazis | |
| Autonome | |
| Gewerkschaft | |
| Tag der Arbeit, Tag der Proteste | |
| Schwerpunkt Neonazis | |
| Tag der Arbeit, Tag der Proteste | |
| Essen | |
| Schwerpunkt Thüringen | |
| Gewerkschaft | |
| Demonstrationen | |
| Schwerpunkt 1. Mai in Berlin | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Kommentar Bilanz 1. Mai: Ein Fest für Neonazis | |
| Der 1. Mai waren vielerorts so friedlich wie nie, dabei inhaltlich und in | |
| der Form vielfältig. Die Flüchtlingspolitik aber wurde von den Falschen | |
| thematisiert. | |
| 1. Mai in Berlin: Revolutionäre haben’s eilig | |
| Flott und soft wie selten verläuft die Revolutionäre 1.-Mai-Demo, die | |
| angekündigte Hausbesetzung scheitert. Zehntausende feiern auf dem Myfest | |
| 1. Mai in Nordrhein-Westfalen: Naziaufmarsch in Essen | |
| Mehrere hundert Neonazis demonstrierten am 1. Mai durch Essen. Dabei wurden | |
| sie von einer großen Zahl Gegendemonstranten blockiert. | |
| Naziangriff in Weimar: Geplant und brutal | |
| In Weimar greifen Rechtsextreme eine DGB-Kundgebung an und verletzen vier | |
| Menschen. Politiker sind entsetzt über das Maß an gezielter Gewalt. | |
| 1. Mai in der Türkei: Der Taksim bleibt gespenstisch ruhig | |
| Die Polizei löst eine Gewerkschaftsdemonstration mit Wasserwerfen und | |
| Tränengas auf. In den übrigen Großstädten blieb es friedlich. | |
| 1. Mai: Die DGB-Demo: Bier, Bratwurst, Mindestlohn | |
| Selbstbewusst feiern die Gewerkschaften den Tag der Arbeit am Brandenburger | |
| Tor. Nicht nur die Durchsetzung des Mindestlohns hat ihre Popularität | |
| steigen lassen. | |
| Kommentar 1. Mai in Berlin: Protestieren ist nicht grillen | |
| Ist die linksradikale Mai-Demo zu einem sinnentleerten Gewaltritual | |
| verkommen? Von wegen! Der politische Inhalt der Proteste ist kaum zu | |
| übersehen. | |
| +++ taz-Ticker zum 1. Mai +++: Frühabendliches Revolutionsende | |
| In Hamburg sind beide Demonstrationen von der Polizei aufgelöst worden. In | |
| Berlin ist die Revolutionäre 1.-Mai-Demo nach kleineren Zwischenfällen | |
| beendet. |