| # taz.de -- Kommentar Wahl in Großbritannien: Briten wollen klare Verhältnisse | |
| > Die Wähler haben sich für Cameron entschieden, weil sie mehr | |
| > Veränderungen wollen. Gemeinsam mit der SNP muss er das Land nun | |
| > umgestalten. | |
| Bild: Gesegnet mit einem Machtinstinkt: David Cameron und seine Frau Samantha i… | |
| Die britischen Wähler haben entschieden: Sie schicken David Cameron zurück | |
| in die Regierung, gestärkt durch eine absolute Mehrheit im Parlament. Es | |
| ist müßig, darüber zu spekulieren, warum die Meinungsumfragen vor den | |
| Wahlen dies nicht vorhersahen. Vielleicht war es ein Stimmungsumschwung in | |
| letzter Minute – egal: Nur das Ergebnis zählt. | |
| Die Briten haben Cameron nicht etwa gewählt, weil sie mit den britischen | |
| Verhältnissen zufrieden sind. Sie haben ihn gewählt, weil sie weiter | |
| Veränderungen wollen und weil sie eine starke Regierung wollen, die | |
| bewiesen hat, dass sie Veränderungen durchsetzen kann. Sie brauchen klare | |
| Verhältnisse. | |
| Quelle: BBC | |
| Koalitionsgeschacher und schwache Premierminister hingegen sind aus | |
| britischer Sicht gleichbedeutend mit Kungelei und politischem Stillstand, | |
| was in der derzeitigen Situation fatal wäre. Deswegen, und weil angesichts | |
| des Umbruchs in Schottland eine Labour-Alleinregierung ausgeschlossen | |
| erschien, ziehen viele Leute doch die Konservativen vor. | |
| Es wäre ein Fehler, wenn Cameron das jetzt als umstandsloses Mandat für | |
| eine konservative Politik wertet. Den Stimmenanteil seiner Partei konnte er | |
| kaum steigern; seinen Sieg verdankt er ausschließlich der Schwäche der | |
| Labour-Opposition landesweit und vor allem dem spektakulären Zusammenbruch | |
| des bisherigen liberalen Koalitionspartners. | |
| Ein liberaler Sitz nach dem anderen fiel den Tories in den Schoß. Und die | |
| britische Linke ist jetzt zwischen Labour in England und der SNP in | |
| Schottland gespalten, was sie insgesamt schwächt und einen | |
| Regierungswechsel in weite Ferne rücken lässt, egal wie sich die | |
| Konservativen anstellen. | |
| Der Premierminister, gesegnet mit einem untrüglichen Machtinstinkt, hat | |
| dies sofort erkannt. Er will jetzt seine Partei ins Zentrum rücken, die | |
| Nation „vereinen“ – sowohl sozial als auch regional. Ersteres bedeutet: | |
| Kein Schwenk hin zur reinen konservativen Lehre eines ganz harten | |
| Sparkurses. Letzteres bedeutet: Ein Angebot an die schottischen | |
| Nationalisten, die in Schottland fast alle Sitze halten, in Richtung | |
| föderaler Strukturen. | |
| Wenn Cameron diesen Weg geht und die konservative Partei insgesamt dabei | |
| hinter ihm steht, und wenn die SNP als zweite Wahlsiegerin ihre | |
| Blockadehaltung aufgibt und konstruktiv an der Neugestaltung | |
| Großbritanniens mitarbeitet, könnte sich dieses Wahlergebnis für | |
| Großbritannien als Segen erweisen. | |
| 8 May 2015 | |
| ## AUTOREN | |
| Dominic Johnson | |
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