# taz.de -- Kommentar Gefahrengebiet-Urteil: Grüne, so geht es wohl nicht | |
> Verdachtsunabhängige Kontrollen im Gefahrengebiet sind unverhältnismäßig, | |
> sagt das Gericht. Hamburg sollte auf diese Einschüchterung verzichten. | |
Bild: Die Gefahrengebiete in Hamburg wurden mit Angriffen gegen Polizeibeamte b… | |
Die Einrichtung großflächiger „Gefahrengebiete“ in Hamburg verstößt geg… | |
das Grundgesetz. Die Möglichkeit, dort verdachtsunabhängige Kontrollen | |
durchzuführen, ist unverhältnismäßig. Das [1][erklärte jetzt das | |
Oberverwaltungsgericht Hamburg] in begrüßenswerter Deutlichkeit. | |
Allerdings ist die entsprechende Rechtsgrundlage im Hamburger Polizeigesetz | |
weiter in Kraft. Denn die Aussagen zur Verfassungswidrigkeit der | |
Gefahrengebiete waren nur „nicht entscheidungserhebliche“ Nebenbemerkungen. | |
Die Hamburger Richter stützten ihr Urteil letztlich auf andere Argumente. | |
Auf den ersten Blick wirkt die Hamburger Entscheidung etwas halbherzig. | |
Taktisch war das Vorgehen der Hamburger Richter allerdings ziemlich | |
geschickt. Denn sie selbst können die Verfassungswidrigkeit gar nicht | |
feststellen. Sie hätten also erst das Bundesverfassungsgericht oder das | |
Hamburgische Verfassungsgericht fragen müssen – und bis zur Antwort hätte | |
es Monate oder (in Karlsruhe) Jahre gedauert. | |
So haben die Hamburger Richter umgehend erklärt, wo es langgehen soll. Und | |
sie haben die Hamburger Politik sofort entsprechend unter Druck gesetzt. | |
Immerhin heißt es im rot-grünen Koalitionsvertrag ausdrücklich, die neue | |
Hamburger Mehrheit wolle „vor dem Hintergrund der Rechtsprechung“ prüfen, | |
„ob und wenn ja welcher Anpassungsbedarf“ für die Regelung der | |
Gefahrengebiete besteht. | |
Weil verdachtsunabhängige Kontrollen im Rechtsstaat immer problematisch | |
sind, sollte der Senat ganz auf dieses Einschüchterungsinstrument | |
verzichten. Es reicht nicht, mögliche Anlässe und zeitliche Grenzen für die | |
Einrichtung für Gefahrengebiete zu nennen. Die Grünen können nun zeigen, | |
dass es etwas ändert, wenn sie in der Stadtregierung vertreten sind. | |
14 May 2015 | |
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## AUTOREN | |
Christian Rath | |
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