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# taz.de -- IS vor Antikenstadt Palmyra: Weltkulturerbe bedroht
> Dschihadisten stehen unmittelbar vor der Oasenstadt. Bei Kämpfen mit
> syrischen Regierungstruppen sterben über 100 Menschen, auch ein Anführer
> des IS soll tot sein.
Bild: Die Bauten in Palmyra sind bis zu 2.000 Jahre alt.
BEIRUT/DAMASKUS/BAGDAD afp/dpa | In Syrien droht der nächsten
Welterbestätte die Zerstörung durch die Dschihadistenmiliz Islamischer
Staat (IS). Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für
Menschenrechte standen die IS-Kämpfer am Donnerstag nur noch etwa zwei
Kilometer vor der weltberühmten Antikenstadt Palmyra. Bei ihrem Vormarsch
in der Zentralprovinz Homs richteten sie demnach 26 Zivilisten hin,
darunter zehn durch Enthauptung.
Das zum Unesco-Weltkulturerbe gehörende Palmyra sei bedroht, sagte der
Leiter der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman. Palmyra, dessen Bauten
griechisch-römische und persische Baukunst vereinigen, ist laut der
UN-Kulturorganisation Unesco eine Stätte von „überragendem universellem
Wert“.
Auch der Leiter der syrischen Altertümerverwaltung bestätigte, dass die
IS-Dschihadisten nur noch zwei Kilometer von der Stadt entfernt seien. „Die
Luftwaffe bombardiert sie, und ich hoffe, dass diese Barbaren nicht in die
Stadt eindringen“, sagte Abdulkarim. „Das wäre ihre Zerstörung, eine
internationale Katastrophe – Gegenstände kann man verstecken, aber wie will
man antike Architektur schützen?“ Die internationale Gemeinschaft müsse zum
Schutz von Palmyra „mobil machen“, forderte Abdulkarim.
Die Sorge um Palmyra ist angesichts der vom IS in anderen Antikenstätten
wie [1][Nimrud und Hatra] verübten Zerstörungen groß. Gut einen Monat nach
der Nachricht von der Zerstörung der nordirakischen Ruinenstadt Nimrud
hatte der IS Mitte April in einem Video das Ausmaß der Verwüstung in der
Ausgrabungsstätte aus dem 13. Jahrhundert vor Christus gezeigt. Das Video
lässt erahnen, dass von der Stätte am Ufer des Tigris, rund 30 Kilometer
südöstlich von Mossul, kaum noch etwas erhalten sein dürfte. Nimrud war
einer der berühmtesten archäologischen Fundorte im Zweistromland, das
wiederum oft als Wiege der Kultur beschrieben wird.
## IS-Anführer getötet
Palmyra ist angesichts des IS-Vormarschs auch zu einem Zufluchtsort für
tausende Flüchtlinge geworden. Der Gouverneur von Homs sagte, rund 1800
Familien seien nach Palmyra geflohen. In dem Gebiet wurden seit der Nacht
zum Mittwoch bei Kämpfen rund 110 Menschen getötet, darunter 70
Regierungssoldaten und 55 IS-Kämpfer.
Unter den getöteten Kämpfern ist nach Angaben dschihadistischer Websites
auch IS-Anführer Abu Malek Anas al-Naschwan. Al-Naschwan war in einem
IS-Gräuelvideo aus Libyen zu sehen, das die Enthauptung von 28 Äthiopiern
im April zeigte.
Bei Luftangriffen auf drei Dörfer in der nordsyrischen Provinz Aleppo
wurden unterdessen mindestens 39 Zivilisten getötet, darunter 17 Kinder.
Dutzende weitere Zivilisten wurden nach Angaben der Beobachtungsstelle bei
den Angriffen verletzt. Die Dörfer seien auch mit Raketen beschossen und
mit Fassbomben bombardiert worden.
## Kämpfe im Irak
Im Irak hat die IS-Miliz nach Angaben der Regierung in Bagdad einen
empfindlichen Rückschlag erlitten: Der angebliche Vize-Chef des IS soll
demnach bei einem Luftangriff ums Lebens gekommen sein. Abu Alaa Al-Afri
und weitere IS-Anhänger seien bei einem Treffen in einer Moschee in dem Ort
Tel Afar getötet worden, hatte das irakische Verteidigungsministerium am
Mittwoch erklärt.
Eine unabhängige Bestätigung für die Meldung gab es zunächst aber nicht.
Zudem gab es zu der angeblichen Tötung Ungereimtheiten. So entfernte das
Verteidigungsministerium in Bagdad ein zunächst auf seiner Internetseite
verbreitetes Video, das den Luftschlag auf Al-Afri zeigen soll.
Stattdessen veröffentlichte das US-Zentralkommando am Mittwoch auf Youtube
ein Video, auf dem derselbe Angriff zu sehen ist. Datiert wird er auf den
4. Mai 2015. Es habe sich um einen Angriff auf IS-Stellungen im Nordirak
gehandelt, heißt es weiter. Über Al-Afri kursieren nur wenige
Informationen, die sich teilweise widersprechen.
15 May 2015
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