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# taz.de -- Sotschi 2014 – Ticker Protestzone: Aktivisten festgenommen
> In der Olympiastadt darf protestiert werden – 12 Kilometer vom
> Veranstaltungsort entfernt. Wir schauen für Sie genau hin und behalten
> die kritischen Aktionen weltweit im Blick.
Bild: Irgendwie süß, dieser Putin.
23. Februar, Sotschi:
Es scheint, der [1][Pussy]-[2][Riot]-[3][Videodreh] habe ein Protestvakuum
erzeugt. Drei Tage lang ist nichts passiert. Doch kurz vor dem Ende der
olympischen Winterspiele am Sonntag haben die Behörden in Sotschi zwei
russische Aktivisten festgenommen. Die Umweltschützerin Olga Noskowez und
der Menschenrechtler David Chakim seien im Bezirk Mazesta von der Polizei
aufgegriffen und abgeführt worden, sagte Anwalt Alexander Popkow der
Nachrichtenagentur ap. Er versuche herauszufinden, wo sich die beiden
befinden.
Menschenrechtsgruppen werfen den Behörden eine Einschüchterungskampagne
gegen Aktivisten und kritische Journalisten in Sotschi vor. Noskowez hatte
mitgeholfen, illegale Müllkippen in Sotschi an die Öffentlichkeit zu
bringen. Chakim hatte eine Ein-Mann-Demonstration in Sotschi abgehalten und
war dafür zu 30 Stunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt worden. (ap)
19. Februar, Sotschi:
Mitglieder von Pussy Riot sind bei dem Versuch ihren am Dienstag
gescheiterten Viedeodreh fortzusetzen [4][von Brereitschaftspolizisten und
traditionell gekleideten Kosaken angegriffen worden]. Die Aktivisten wurden
mit einer Peische und Pefferspray attackiert. Ein Mitschnitt der
Auseinandersetzung ist mittlerweile online.
***
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die kremlkritische Punkband
Pussy Riot vor Protesten auf dem Olympia-Gelände in Sotschi gewarnt. „Eine
Demonstration wäre nicht akzeptabel“, sagte IOC-Sprecher Mark Adams am
Mittwoch in der russischen Stadt. Das IOC dulde keine politischen
Statements bei den Wettkämpfen. „Wir sind nicht die Vereinten Nationen“,
sagte er. Als Beispiel nannte Adams die Homosexuellen-Aktivistin Vladimir
Luxuria, die wegen eines Protests aus dem Olympia-Park geworfen worden war.
Nach der kurzzeitigen Festnahme von Nadeschda Tolokonnikowa und Maria
Aljochina von Pussy Riot am Vortag im Zentrum von Sotschi sehe das IOC
keinen Handlungsbedarf. „Der Zugriff der Polizei erfolgte nicht in
Zusammenhang mit den Winterspielen“, sagte Adams. Außer den Aktivistinnen
waren der bekannte Menschenrechtler Semjon Simonow, der die Ausbeutung von
Gastarbeitern beim Bau der Olympia-Anlagen kritisiert, sowie mehrere
Journalisten festgenommen worden.
Der Zugriff sei „brutal und grundlos“ erfolgt, hatte Aljochina gesagt. Die
Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte das IOC mit
Nachdruck aufgefordert, sich einzuschalten. Menschenrechtler kritisieren
massiven Druck auf Aktivisten rund um die Wettkämpfe in Sotschi, die als
Prestigeprojekt von Kremlchef Wladimir Putin gelten. (dpa)
18. Februar, Sotschi:
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat die Ausweisung einer
transsexuellen Aktivistin vom Veranstaltungsgelände im russischen Sotschi
verteidigt. „Die Olympischen Stätten sind aus unserer Sicht kein Platz für
Demonstrationen, ob wir Verständnis haben oder nicht“, sagte der
IOC-Sprecher Mark Adams am Dienstag. Zu dem Thema gebe es „gespaltene
Meinungen auf der ganzen Welt, deshalb bitten wir alle darum, ihren
Argumenten woanders Gehör zu verschaffen“.
Medienberichten zufolge war die italienische Aktivistin Wladimir Luxuria am
Sonntag im Regenbogen-Outfit über das Olympia-Gelände gezogen und hatte
dort für die Rechte sexueller Minderheiten geworben. Ihren Slogan „It's OK
to be Gay“ (Es ist in Ordnung, homosexuell zu sein) soll sie auch bei einem
Eishockey-Spiel gerufen haben. Am Sonntagabend wurde sie von Polizisten aus
dem Olympia-Komplex abgeführt, anscheinend aber nicht formal festgenommen.
Das genaue Geschehen sei zwar unklar, sagte der IOC-Sprecher Adams.
Offenbar habe die als Mann geborene frühere italienische
Parlamentsabgeordnete aber Passanten angesprochen und sie von ihrem
Anliegen zu überzeugen versucht. „Einige Leute waren dafür, andere dagegen,
einige waren sehr dagegen“, sagte Adams. Letztlich sei die Aktivistin
seinen Informationen zufolge aber „friedlich“ abgeführt und nicht
festgenommen worden. (afp)
***
Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa, die wegen einer Pussy
Riot-Aktion im Februar 2012 in Haft saßen, sind am Dienstag nach Angaben
der Polizei in Sotschi verhört worden. Sie waren zusammen mit sieben
anderen Verdächtigen in der Innenstadt des Olympia-Orts [5][festgenommen
worden], nach offiziellen Angaben, um zu einem Diebstahl in dem Hotel
befragt zu werden, in dem sie wohnen. Alle wurden nach der Befragung
freigelassen, gegen Maria Aljochina und Nadeschda Tolokonnikowa wurden
keine Beschuldigungen erhoben.
Tolokonnikowa twitterte noch aus dem Polizeigewahrsam zu dem Vorgang, sie
seien lediglich in der Innenstadt von Sotschi spazieren gegangen. Bei ihrer
Festnahme hätten die Sicherheitskräfte Gewalt angewendet. Tolokonnikowa
teilte weiter mit, dass sie und Aljochina bereits am Sonntag zehn Stunden
festgehalten worden seien.
Erst vor knapp zwei Monaten waren die beiden Musikerinnen [6][nach einer
Amnestie] vorzeitig aus der Haft entlassen worden, zu der sie wegen
„Rowdytums“ in der Moskauer Kirche verurteilt worden waren. Bei der
[7][Aktion vom 21. Februar 2012] hatten sie gegen Präsident Wladimir Putin
und die russisch-orthodoxe Kirche protestiert. (ap)
***
Homosexuelle Sportler und Menschenrechtler haben das Internationale
Olympische Komitee (IOC) aufgefordert, keine Spiele mehr an Länder mit
diskriminierenden Gesetzen zu vergeben. „IOC-Präsident Thomas Bach muss die
Lehren ziehen aus dem Anti-Homosexuellen-Fiasko in Russland und
sicherstellen, dass so etwas nicht wieder passiert“, teilte Andre Banks von
der Bewegung All out am Dienstag mit.
Die Organisation warnte, dass etwa die Ukraine, die sich um die
Winterspiele 2022 bewirbt, ähnliche Gesetze wie Russland gegen Homosexuelle
im Parlament eingebracht habe. Die IOC-Vergabepraxis für die Spiele
berücksichtige bisher nicht, ob das Anti-Diskriminierungsgebot in Artikel 6
der Olympischen Charta eingehalten werde, kritisierte All out. Das IOC
müsse künftig Stellungnahmen von Menschenrechtlern berücksichtigen.
Dem Appell schloss sich nach Darstellung der Organisation auch der
Olympiasieger im Wasserspringen, [8][Greg Louganis], an. IOC-Sprecher Mark
Adams betonte, dass Artikel 6 der Charta eingehalten werde. „Wir haben das
glasklar erklärt“, sagte er. Das Komitee dulde keine Diskriminierung wegen
sexueller oder sonstiger Orientierung. Mit Blick auf die am Vortag
abgeführte italienische Homosexuellen-Aktivistin Vladimir Luxuria sagte
Adams, dass der Olympia-Park kein Ort für Demonstrationen sei. (dpa)
17. Februar, im Straflager:
Der inhaftierte russische Umweltaktivist Jewgeni Witischko befindet sich
seit dem 12. Februar im Hungerstreik. Dies teilte die Organisation
„Umweltschutz im Nordkaukasus“ (EWNC) via
[9][//www.facebook.com/pages/Environmental-Watch-on-North-Caucasus/34779194
4433:Facebook] und [10][//twitter.com/EWNC:Twitter] mit. Witischko
kritisiert seit langem die Umweltzerstörungen infolge der Olympischen
Spiele in Sotschi. Am vergangenen Mittwoch war er in zweiter Instanz nach
einem vorangegangenen Verfahren im Dezember zu einem dreijährigen
Straflager-Aufenthalt verurteilt worden.
Derzeit sitzt er noch eine Anfang Februar ausgesprochene 15-tägige
Haftstrafe ab, weil er in der Öffentlichkeit geflucht haben soll.
Menschenrechts-organisationen wie [11][Human Rights Watch] hatten in der
Vergangenheit vehement gegen die Urteile protestiert. Auch der
US-Botschafter in Moskau, Michael McFaul, äußerte sich über den
Kurznachrichtendienst [12][//twitter.com/McFaul:Twitter] „besorgt“.
16. Februar, Sotschi:
Eine italienische Transsexuellenaktivistin ist nach eigenen Angaben in
Sotschi festgenommen worden, als sie am Austragungsort der Olympischen
Winterspiele eine Regenbogenfahne mit der Aufschrift „Schwul ist OK“ trug.
Sie sei am Sonntag mehrere Stunden festgehalten worden, ehe sie wieder
freigelassen worden sei, teilte Vladimir Luxuria auf [13][ihrer Website]
mit. Auch der [14][Guardian] berichtete über die zeitweilige Festnahme.
Ob offizielle Vorwürfe gegen sie erhoben wurden, war zunächst unklar. Die
Organisatoren der Winterspiele erklärten am Montag, ihnen lägen keine
Informationen über eine Festnahme vor. Luxuria war früher kommunistische
Abgeordnete im italienischen Parlament und ist inzwischen eine bekannte
Aktivistin für die Rechte von Transsexuellen.
Auf ihrer Webseite wurde ein Foto von ihr nach ihrer angeblichen
Freilassung aus dem Polizeigewahrsam veröffentlicht. Zuvor hatte sie
getwittert:
„[15][//twitter.com/vladiluxuria/status/435013257586163713/photo/1:Ich bin
in Sotschi. Grüße in den Farben des Regenbogens], in Putins Gesicht.“ (ap)
***
Aktivisten und Regierungsgegner beklagen, ihnen werde grundlos der Zugang
zu den Olympia-Anlagen verwehrt. Kritik, das hatten Menschenrechtler und
Organisationen wie Reporter ohne Grenzen immer wieder klargemacht, ist
unerwünscht in Sotschi. Die vom Kreml gesteuerten Staatsmedien huldigen
zuweilen dem Kremlchef, der das „Wunder von Sotschi“ ermöglichte, mehr als
den Sportlern. Schon in der Eröffnungsshow am 7. Februar waren
ausschließlich handverlesene Gefolgsleute Putins unter den prominenten
Hauptakteuren.
Putin selbst macht keinen Hehl daraus, dass er hier in Sotschi gefeiert
werden möchte. „Gibt es die Hoffnung, dass Sie niemals Sport mit Politik
verbinden werden? Gibt es diese Hoffnung? Ich denke, sie gibt es.“ Das
antwortete Putin, als ein Journalist fragte, ob es Hoffnung gebe für ein
Ende der Repressionen gegen Regierungskritiker. (dpa)
15. Februar, Sotschi:
Für viele Schwulenrechtler ist die Winterolympiade in Sotschi bislang eine
Enttäuschung. Sie haben auf wortgewaltige Unterstützung der Olympioniken
bei ihrem Protest gegen die strenge Homosexuellengesetzgebung in Russland
gehofft. Bislang hat jedoch kein Sportler öffentlich Kritik geäußert.
„Wir denken, die Stimmen der Athleten haben in dieser Debatte immer noch
Gewicht“, sagt Andre Banks, Direktor der Gruppe [16][AllOut] in New York,
die gegen das international viel kritisierte Anti-Homosexuellen-Gesetze
protestiert. Letztlich liege es aber am Sportler, selbst den passenden
Moment für eine Äußerung zu finden.
Die österreichische Skispringerin [17][Daniela Iraschko-Stolz] war die
erste offen homosexuelle Sportlerin, die in Sotschi eine gute Gelegenheit
für eine Äußerung ausließ. Am Dienstag gewann sie eine Silbermedaille in
Sotschi. Kurz zuvor sagte sie, dass sich Protest gegen das russische Gesetz
nicht lohne, denn „niemand interessiert sich dafür“. Sie wisse, dass
Russland künftig die richtigen Schritte unternehmen werde und man müsse dem
Land Zeit geben, sagte sie. (ap)
13. und 14. Februar, Sotschi:
Leere in der Protestzone. Demonstrationen müssten angemeldet werden. Die
Demonstration für Menschenrechte für Sonntag, 16. Februar, sei aber
abgelehnt worden, weil der Antrag nicht fehlerfrei gewesen sei, sagt ein
Stadtsprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa.
Demnach hatten die Bürgerrechtler eine Kundgebung für Toleranz und gegen
Diskriminierung für 500 Teilnehmer beantragt. Die Verordnung besagt aber,
dass nur maximal 100 Menschen aus Platzgründen in den Park dürften. Die
Stadt schlug den Initiatoren vor, eine Konferenz zu organisieren mit
Behördenvertretern – unter Ausschluss der Presse. Doch auf Gemauschel ohne
Öffentlichkeit wollen sich viele nicht einlassen.
Ziel sei es auch gewesen, für die Lösung von Umweltproblemen und sozialen
und wirtschaftlichen Fragen zu demonstrieren, sagt der Politiker Wladimir
Kimajew von der Oppositionspartei Jabloko. Eine Kundgebung ohne Erlaubnis
abzuhalten, stehe jedoch unter Strafe. „Ich will keine Unannehmlichkeiten
für die Teilnehmer“, sagt er mit Blick auf die jüngsten Festnahmen hier in
der Region sowie in Moskau. (dpa)
12. Februar, hinterm Ural:
Der russische Olympiakritiker und Aktivist der Organisation Umweltschutz im
Nordkaukasus Jewgeni Witischko ist mit einem Widerspruch gegen eine
Verurteilung zu drei Jahren Lagerhaft gescheitert. Ein Gericht habe das
international vielfach kritisierte Urteil gegen den Geologen bestätigt, der
Zerstörungen durch die Winterspiele in Sotschi angeprangert hatte. Das
sagte ein Justizsprecher am Mittwoch der Agentur Interfax.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) nannte den
Richterspruch „politisch motiviert“. Die russischen Behörden wollten
Aktivisten im Umfeld von Olympia mit Druck „kaltstellen“, teilte Julia
Gorbunowa von HRW mit. Witischkos Anwalt Alexander Popkow meinte: „Jewgeni
soll gezielt isoliert werden.“
Der Ökologe soll an einer Villa des Gouverneurs der Olympiaregion Krasnodar
Protestplakate angebracht haben, weil das Gebäude ohne gesetzliche
Grundlage errichtet worden sei. Wegen vorsätzlicher Beschädigung fremden
Eigentums müsse der Angeklagte drei Jahre in eine Strafkolonie, urteilte
ein Richter in der Stadt Krasnodar.
11. Februar, Moskau:
Mit einer Anspielung auf die NS-Propaganda anlässlich der Olympischen
Spiele 1936 in Berlin hat sich Viktor Schenderowitsch Ärger eingehandelt.
Der Satiriker, Blogger und Schriftsteller hatte sich in einem Blogeintrag
auf der Internetseite des Radiosenders Echo Moskau zunächst anerkennend
über die Goldmedaillen-Leistung der 15 Jahre alten russischen
Eiskunstläuferin Julia Lipnizkaja am Sonntag geäußert – dann aber
hinzugefügt, dass sich jeder daran erinnern sollte, „wie den Berlinern im
Sommer 1936 der Kugelstoßer Hans Woellke gefallen hat“.
Der blonde Athlet gewann damals Gold und tauchte auch im Olympia-Film von
Leni Riefenstahl auf. Auch Woellke sei „ein hübscher, lächelnder Junge“
gewesen, „der die neue Jugend Deutschlands verkörperte“, schrieb
Schenderowitsch.
Der Vize-Präsident des russischen Parlaments, Wladimir Wassilijew
bezeichnete diesen versteckten Vergleich als „faschistisch“ und forderte
eine Entschuldigung. Schenderowitsch wies die Kritik zurück: ein Text sei
von schätzungsweise 200.000 Internetnutzern gelesen worden, darunter
vermutlich auch von zahlreichen Kindern und Enkeln von Veteranen,
entgegnete er. Aber nur der Fraktionschef der Putin-Partei Einiges Russland
„fühlt sich beleidigt“. Auch der Chefredakteur von Echo Moskau lehnte eine
Entschuldigung ab. Er selbst habe den Text „aufmerksam gelesen“ und ihn als
„antifaschistische“ Inspiration empfunden. (mit afp)
10. Februar, Sotschi:
Noch ist nichts los im Sotschi, Sportler und Zuschauer haben sich in der
Wohlfühlblase eingerichtet. Wann wird sie platzen?
9. Februar, Sotschi:
Zwei taz-Redakteure [18][halten in der Protestzone einen Zettel hoch].
Darauf: Putin, durchgestrichen. Ansonsten nichts Neues.
8. Februar, Moskau:
Die Moskauer Polizei hat Dutzende Unterstützer eines regierungskritischen
Fernsehsenders festgenommen. Sie hatten sich am Samstag in der Nähe des
Roten Platzes versammelt und Zensurmaßnahmen gegen die Station Doschd
(„Regen“) beklagt. Als Zeichen ihrer Unterstützung spannten sie
Regenschirme auf. Daraufhin wurden sie von Polizisten abgeführt.
Die Agentur Interfax berichtete unter Berufung auf die Polizei, dass 40
Menschen festgenommen worden seien. Hintergrund der Aktion ist ein Schritt
von drei Fernsehanbietern in der Region Moskau, Doschd aus dem Programm zu
nehmen. Der Sender, der noch immer über das Internet empfangbar ist, hatte
sich mit Berichten über Massenproteste gegen Präsident Wladimir Putin einen
Namen gemacht. (rtr)
***
Ein russischer Tierrechtsaktivist ist am Samstag bei einer Protestaktion
gegen die Tötung von streunenden Hunden in der Olympiastadt Sotschi
festgenommen worden. Der Mann und zwei weitere Demonstranten entrollten
Behördenangaben zufolge nahe dem Roten Platz in Moskau ein Transparent mit
der Aufschrift „Blutige Olympische Spiele“ mit dem Bild eines blutigen
Welpen. Ein Polizist riss das Transparent herunter und nahm einen
Aktivisten fest, während die beiden anderen flüchteten.
Ein Jahr vor den Olympischen Spielen in Sotschi hatte die Stadtverwaltung
angekündigt, streunende Hunde zu fangen und zu „entsorgen“, was massive
Proteste von Tierschützern hervorgerufen hatte. Die Behörden nahmen
daraufhin Abstand von den Tötungen. Doch private Unternehmen wurden
angeheuert, um damit auch während der Spiele fortzufahren.
Der Leiter des Organisationskomitees von Sotschi, Dmitri Tschernyschenko,
sagte am Samstag auf einer Pressekonferenz, dass die Behörden sich um die
Rettung der Hunde bemühten und „Medien gerne kommen können, um sich
anzusehen, wie das organisiert wird“. Die Zahl der Streuner würde
vermutlich auch zurückgehen, weil Bauarbeiter, die sie oft gefüttert
hätten, die Stadt nach Fertigstellung der Austragungsstätten verlassen
hätten, sagte er. (ap)
7. Februar, Moskau:
Bei Protesten gegen die Olympischen Winterspiele in Sotschi hat die Polizei
in Moskau mindestens 15 Gegner von Kremlchef Wladimir Putin festgenommen.
Im Stadtzentrum nahe dem berühmten Roten Platz führten die
Sicherheitskräfte mehrere Demonstranten ab, die auf einem Plakat „Keine
Olympischen Spiele in einem Land mit politischen Repressionen“ gefordert
hatten.
Das berichtete das kremlkritische Internetportal kasparov.ru am
Freitagabend. In einer Metrostation wurden zudem mindestens zwei Aktivisten
festgenommen, die mit einem meterlangen Banner gegen „diebische Spiele“
protestiert hatten. Die Opposition wirft kremlnahen Unternehmern vor, sich
an den lukrativen Bauaufträgen für die Spiele am Schwarzen Meer bereichert
zu haben. (dpa)
7. Februar, Berlin:
Putin zeigt bunte Spiele, die Realität aber sieht anders aus. Pünktlich zu
Beginn der Olympischen Spiele rief der Lesben- und Schwulenverband in
Deutschland (LSVD) gemeinsam mit der Hirschfeld-Eddy-Stiftung im Rahmen der
„Gay Folks Movement“ zu einer Schweigeminute vor der Russischen Botschaft
auf.
Zuvor hatten LGBT-Aktivisten und Vertreter aus Politik in kurzen Reden am
Brandenburger Tor die Menschenrechtsverletzungen in Russland angeklagt.
Konstantin Sherstyuk, LGBT-Aktivist der Berliner Organisation quarteera,
die sich für die Rechte von Schwulen und Lesben in Russland einsetzt, ist
von den positiven Auswirkungen der Olympischen Spiele wenig überzeugt: „Es
gibt zwei Möglichkeiten: entweder wird die Lage für Schwule und Lesben
ruhiger werden, oder aber, das glaube ich eher, die Situation wird nach
Sotschi noch schlimmer werden“.
Sherstyuk erklärte er in seiner Rede, warum das Anti-Propagandagesetz
gegenüber Homosexuellen in Russland soviel Anklang findet: „Das russische
Volk ist einfach noch nicht aufgeklärt genug.“ Aufklärung könne man
schaffen, indem man russischen Bürgern aktiv von seiner positiven Erfahrung
mit Schwulen und Lesben erzählt. Nach der Schweigeminute zogen Hunderte
Demonstranten weiter zum Potsdamer Platz wo eine Regenbogenfackel als
Symbol des Protests entzündet wurde. Die Fackel soll bis zum Ende der
Spiele brennen. (LJU)
***
Am Eröffnungstag der Olympischen Spiele demonstrierten rund ein Dutzend
Tscherkessen, deren Vorfahren aus der Region Sotschi vertrieben wurden,
gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker vor der Russischen
Botschaft in Berlin. Sie fordern die Anerkennung des Genozids und die
Aufnahme der syrisch-tscherkessischen Flüchtlinge durch Russland.
„Es ist unerträglich, dass auf den Gebeinen unserer Vorfahren ohne einen
Gedanken an ihr Leid vor 150 Jahren heute Skiwettkämpfe stattfinden“, heißt
es in der Ankündigung des Protests. Cengiz Deniz, Mitglied der Organisation
„Patrioten von Tscherkessien“ ergänzt: „Im Kaukasus vergisst man nie etw…
weder etwas Gutes, noch etwas Schlechtes." Einer der tscherkessischen
Demonstranten wird ab heute bis zum Ende der Olympischen Spiele in
Hungerstreik treten.
Bis heute sind die Tscherkessen in Russland offiziell nicht als
eigenständiges Volk anerkannt. Vor 150 Jahren war Sotschi noch die
Hauptstadt dieser kaukasischen Minderheit. 1864 verloren die Tscherkessen
den Kaukasuskrieg und wurden gewaltsam vertrieben. In Folge starben rund
eine Million Menschen an Hunger und Krankheit. Die Überlebenden flüchteten
sich größtenteils nach Syrien und in die Türkei. (LJU)
Im Vorfeld der Spiele:
Seit langem wird über die Menschenrechtslage im Hinblick auf die Spiele im
russischen Sotschi debattiert und berichtet. Vehement kritisiert werden die
systematische Diskriminierung Homosexueller oder die Situation der
ausgebeuteten Arbeiter an den olympischen Sportstätten. Während Politiker,
Künstler, Schriftsteller und Aktivisten sich äußern, bleiben die meisten
Sportler bisher stumm. „Was soll ich mich groß engagieren in Russland,
ändern kann ich sowieso nichts“, sagte etwa Bobpilot Maximillian Arndt der
taz Ende Januar.
Protestaktionen und Demos wird es während der Spiele dennoch geben. In
diesem Ticker finden Sie eine tagesaktuelle Übersicht, was in der
Protestzone nahe Sotschi passiert – und wo sich weltweit Widerstand regt.
4 Feb 2014
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[14] http://www.theguardian.com/sport/2014/feb/17/sochi-vladimir-luxuria-gay-ri…
[15] http://https
[16] http://www.allout.org/en
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