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# taz.de -- Ägyptischer Aktivist über Proteste: „Wir brauchen einen dritten…
> Die Fronten zwischen Militär und Muslimbrüdern verhärten sich. Karim
> Hassan über die Initiative „Dritter Platz“ – und die nächste Demo in
> Kairo.
Bild: Nach den Protesten bleibt die Trauer.
taz: Herr Hassan, Sie haben die Initiative Dritter Platz ins Leben gerufen.
Eine kritische Nutzerin kommentiert die Gründung auf Twitter mit den
Worten: „Wer keine Idee hat, was er will: Dritter Platz“.
Wir wissen ganz genau, was wir wollen. Wir wollen keine Rückkehr zu
Mohammed Mursi, wollen aber auch nicht in die Zeiten des Regimes von Husni
Mubarak zurückfallen, als die Polizei die Menschenrechte mit den Füßen
trat, in der es kaum Meinungsfreiheit gab. Wir fordern eine Regierung, die
sich um die Armen kümmert und die Träume der Jugend respektiert. Das waren
die eigentlichen Ziele der Revolution.
Kommt das alte Regime zurück?
Eindeutig. Menschen werden willkürlich verhaftet. Drei meiner Kollegen
sitzen im Gefängnis, ohne dass ich weiß, warum. Es ist traurig, aber ja, es
kommt zurück.
Sie unterstützen weder die Anhänger des Militärs noch die Mursis. Wer steht
hinter Ihnen?
Wir sind junge Leute mit unterschiedlichen politischen Hintergründen. Wir
sehen in Ägypten zurzeit zwei große Gruppen, die sich gegenseitig
bekämpfen. Wir dachten, das müssen wir durchbrechen. Wir brauchen eine
Bewegung, die weder den Militärstaat noch einen religiösen Staat
unterstützt. Wir brauchen einen dritten Weg.
Bei der „Dritten Platz“-Bewegung auf dem Kairoer Sphinx-Platz waren am
Montagabend einige lange Bärte zu sehen. Haben Sie Unterstützer im Lager
der Salafisten?
Nicht alle, die lange Bärte tragen, sind Salafisten. Die Revolutionären
Sozialisten, von denen uns viele unterstützen, lassen ihre Bärte gewöhnlich
auch lang wachsen. Sie haben beschlossen, Religion komplett aus dem
politischen Leben herauszuhalten. Denen geht es um die Wirtschaft. Aber ich
will nicht abstreiten, dass wir auch Salafisten in unseren Reihen haben.
Einige hundert Teilnehmer kamen zu Ihrer Kundgebung. Warum so wenig?
Wir kämpfen gegen zwei Gruppen an. Die Muslimbruderschaft hat über 80 Jahre
Erfahrung, das Militär ist seit 60 Jahren an der Macht. Uns gibt es seit
der Revolution 2011, wir sind zwei Jahre alt. Aber wir wachsen. Das war ja
erst unsere dritte Aktion, zu der wir aufgerufen haben.
Glauben Sie nicht, wie so viele, dass Armeechef Abdel Fatah al-Sisi die
Nation vor einer Diktatur der Muslimbruderschaft gerettet hat?
Jeder Patriot in Ägypten hätte dasselbe gemacht wie al-Sisi. Die
Muslimbruderschaft hat das Land in Richtung Bürgerkrieg getrieben. Al-Sisi
musste einschreiten. Allerdings hat er zu aggressiv interveniert. Das
Militär muss sich aus der Politik raushalten.
Die Anhänger Mursis gehen täglich für seine Wiedereinsetzung auf die
Straße. Sehen Sie einen Ausweg aus dieser Pattsituation?
Die Muslimbruderschaft muss sich eingestehen, dass sie verloren hat. Sie
muss akzeptieren, dass die Rückkehr Mursis ausgeschlossen ist. Andererseits
muss der Militärrat anerkennen, dass er den Weg in die Zukunft nicht ohne
die Muslimbruderschaft beschreiten kann. Ein Ausschluss der Muslimbrüder
würde schwerwiegende Folgen haben.
30 Jul 2013
## AUTOREN
Jannis Hagmann
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