# taz.de -- Kommentar Volksentscheid: Liebes Volk, leck uns doch! | |
> Mit seiner Entscheidung, den Volksentscheid für ein grünes Stadtwerk | |
> getrennt von der Bundestagswahl abzuhalten, tritt der Senat dem Souverän | |
> gezielt vors Schienbein. | |
Bild: Mitglieder des Berliner Energietisches demonstrieren vor dem Roten Rathau… | |
Eindeutiger kann man dem Souverän nicht in die Fresse hauen: Mit der | |
Entscheidung, den Energie-Volksentscheid nicht zur Bundestagswahl im | |
September, sondern an einem beliebigen Sonntag im November anzusetzen, sagt | |
der Senat ganz unverblümt, was er von Demokratie hält: nichts. Wählt uns | |
gefälligst alle fünf Jahre ins Abgeordnetenhaus – und lasst uns ansonsten | |
gefälligst in Ruhe. Was, ihr wollt ein Wörtchen mitreden? Habt gar selbst | |
Ideen, wie die Stadt ihre Zukunft gestalten kann? Uns doch egal. | |
So deutlich sagt das natürlich kein Politiker, nicht einmal Innensenator | |
Frank Henkel, der als Oppositioneller selbst einmal die pragmatische | |
Zusammenlegung einer Wahl mit dem Volksentscheid zum Religionsunterricht | |
forderte. Doch was gehen ihn seine Reden von gestern an, wenn er heute nun | |
mal gegen ein landeseigenes Ökostadtwerk ist? Da scheut man als machtgeiles | |
Alphamännchen natürlich keine Kosten und Mühen, das zu verhindern. | |
Auch der Regierende Klaus Wowereit stellt sich natürlich nicht coram | |
publico hin und sagt: Ihr könnt mich mal. Im übertragenen Sinne allerdings | |
pinkelt er der Plebs in Partei und Volk ziemlich frontal ins Gesicht – wie | |
seinerzeit bei der A100. Ihr wollt nicht wie ich? Dann lass ich eben so | |
lange und oft abstimmen, bis mir das Ergebnis passt. | |
Gut möglich, dass das Kalkül kurzfristig aufgeht und der Volksentscheid | |
mangels Beteiligung in die Binsen geht. Langfristig allerdings dürfte die | |
Sache kaum im Interesse der Politik liegen. Denn auch die Beteiligung an | |
anderen Wahlen – etwa am 22. September – dürfte unter dieser Arroganz der | |
Mächtigen leiden. Und dann? Dann geht das verlogene Lamento von der | |
Politikverdrossenheit des dummen Wahlvolks wieder von vorn los. | |
17 Jul 2013 | |
## AUTOREN | |
Susanne Memarnia | |
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