# taz.de -- Zentralbank kritisiert Kryptowährung: EZB sieht Bitcoin vor dem En… | |
> Experten der Europäischen Zentralbank erkennen ein Ende des Booms für | |
> Kryptowährungen. Sie sehen ihre alten Zweifel bestätigt. | |
Bild: Hier wird an einem digitalen Euro anstatt an Kryptowährungen gearbeitet:… | |
BERLIN taz | Der Bitcoin steht vor dem Untergang, sagt die Europäische | |
Zentralbank (EZB), die sich sonst in mäßigendem Ton übt. Nun kritisiert die | |
Euro-Hüterin den Bitcoin scharf. Auch wenn die Kryptowährung sich kurzeitig | |
stabilisiere, sei dies ein „letzter Atemzug vor dem Weg in die | |
Bedeutungslosigkeit“. Der Bitcoin diene hauptsächlich kriminellen | |
Machenschaften, man dürfe ihn deshalb nicht durch Regulierung legitimieren. | |
Jede Bank, die Bitcoin akzeptiere, gefährde die eigene Reputation. Kurz: | |
Bitcoin verschmutze das Bankensystem in nie dagewesener Weise. | |
„Dieser klare Abgesang auf den Bitcoin ist in dieser Härte überraschend“, | |
sagt Carsten Brzeski. Er ist Chefvolkswirt bei der Direktbank ING. Zwar | |
handele es sich bei der Kritik nicht um die offizielle EZB-Linie, sondern | |
einen Blogeintrag von Mitarbeitern. Dennoch: „Im Grunde hat die EZB auf | |
einen Moment mit dem aktuellen Werteinbruch gewartet, sie haben immer vor | |
Kryptowährung gewarnt.“ | |
Die Autoren Ulrich Bindseil und Jürgen Schaaf berichten etwa, dass sich die | |
Zahl der Krypto-Lobbyisten in den USA von 2018 bis 2021 von 115 auf 320 | |
fast verdreifacht habe. Die US-Regulierung habe dadurch den Anschein | |
erweckt, bei Kryptowährung handle es sich um eine gewöhnliche Anlage, so | |
die Autoren. In den USA vertraue man zu oft naiv auf Innovation, so | |
Bindseil und Schaaf. | |
Zuletzt meldete FTX mit seiner Krypto-Handelsplattform Insolvenz an. 2019 | |
von zwei MIT-Absolventen gegründet, war der Konzern drei Jahre später 32 | |
Milliarden US-Dollar wert gewesen und zählte im Februar 2022 mehr als eine | |
Million Kund:innen. Mit Kund:innengeldern in Höhe von zehn Milliarden | |
US-Dollar soll FTX riskante Finanzwetten eingegangen sein. Dazu vertraute | |
FTX bei eigenen Einlagen vor allem auf die eigenen Kryptowährung, deren | |
Wert wie der gesamte Markt dann einbrach. FTX-Anleger müssen nach der | |
Anfang November angemeldeten Insolvenz befürchten, sämtliche Werte zu | |
verlieren. | |
## „Die Blase platzt“ | |
„Wer in Bitcoin investiert hat, hat eigentlich im Moment der Anlage sein | |
Geld verloren“, sagt Michael Seemann. Der Autor und promovierte | |
Medienwissenschaftler hat sich in seinem Buch „Die Macht der Plattformen“ | |
mit dem digitalen Kapitalismus befasst. „Anders als bei normalen Banken mit | |
Einlagensicherung, Support und Kulanzregeln [1][bieten Plattformen wie FTX] | |
bei einer Insolvenz keinerlei Sicherheit“, sagt Seemann. Nicht nur in der | |
EZB gebe es Kritik. In den USA distanziere sich die Demokratische Partei | |
von Bitcoin, zu einer baldigen Bundestagsanhörung seien namhafte | |
Kritiker:innen geladen. Seemanns Urteil ist klar: Die Krypto-Blase | |
platzt. | |
Seinen bisherigen Höchststand hatte Bitcoin im November 2021 erreicht. | |
Damals war ein Bitcoin über 69.000 US-Dollar wert. Ende November 2022 lag | |
er bei 17.100 US-Dollar. Dazu trugen neben dem Ukrainekrieg und der | |
Energiekrise auch zwei prominente Krypto-Projekte bei. Das | |
Digitalwährungsprojekt Terra-Luna brach zusammen, dazu musste die | |
Krypto-Bank Celsius Abhebungen stoppen. | |
Zuletzt stieg der Kurs wieder leicht. Aber die Volatilität gehörte von | |
Anfang an zur Kryptowährung. Etwa wenn Elon Musk twittert: Im März 2021 | |
kündigte der Tesla-Gründer an, Kund:innen könnten seine Elektroautos auch | |
mit Bitcoin kaufen, im Mai 2021 revidierte er die Entscheidung. Von 60.000 | |
US-Dollar halbierte sich der Wert binnen drei Monaten. | |
## Mythos „Inflationsschutz“ | |
Auch die von vielen Krypto-Jünger:innen vertretene Ansicht, Kryptowährungen | |
schützten vor Inflation, sei ein Mythos, sagt Experte Seemann. Oft fehlten | |
den Anhänger:innen profunde Wirtschaftskenntnisse. [2][Die expansive | |
EZB-Geldpolitik nach der Finanzkrise etwa habe nie zu starker Inflation | |
geführt]. Die Konsument:innenpreise hätten sich bis zu Corona und | |
Ukrainekrieg moderat entwickelt. Das überschüssige Geld sei vor allem in | |
Vermögen wie Immobilien, Aktien und immer mehr auch Kryptowährungen und NFT | |
geflossen. „Kryptowährungen als Spekulationsobjekt haben die | |
Vermögenspreisinflation weiter befeuert“, sagt Seemann – also das Gegenteil | |
dessen, was ihre Fans glauben. | |
„Allein die starken Preisschwankungen schließen aus, dass Bitcoin jemals | |
ein sinnvoller Währungsersatz sein kann“, sagt ING-Volkswirt Breszski. Der | |
Euro oder US-Dollar seien ungleich wertstabiler, bei Bitcoin handle es sich | |
um eine hoch spekulative Anlage. | |
Diesen Befund bestätigt eine diesen November veröffentlichte Studie der | |
Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Fast 75 Prozent der | |
Krypto-Investoren luden sich Krypto-Apps herunter, als der Preis über | |
20.000 US-Dollar lag, also schon sehr hoch. Die Folge: acht von zehn | |
Spekulanten verloren Geld. | |
„Die [3][Blockchain-Technologie] wird bleiben“, sagt Brzeski. Auch Banken | |
verfolgten sie, etwa um Informationen besser zu transportieren. Zudem | |
arbeitet die EZB weiter an einem digitalen Euro als vertrauenswürdiges | |
Zahlungsmittel. Doch der große Krypto-Hype sei vorüber. Ein Nischendasein | |
wie vor zehn Jahren drohe. | |
6 Dec 2022 | |
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## AUTOREN | |
Nathanael Häfner | |
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