# taz.de -- Zehntausende Fachkräfte fehlen: Windbranche sucht Leute | |
> Schon einmal galt die Windenergie als potenzieller Jobmotor. Dann stockte | |
> der Ausbau aus politischen Gründen. Ändert sich das jetzt wieder? | |
Bild: Zahnräder für Windkraftwerke im Fraunhofer-Institut in Cuxhaven im Jahr… | |
Hamburg dpa | Die Windbranche sucht in den kommenden Jahren in großem Stil | |
Arbeitskräfte für den Ausbau erneuerbarer Energien. Die [1][erwartete | |
Verdoppelung der installierten Windkraftleistung bis 2030] funktioniere | |
„nicht ohne Aufstocken des Personals“, sagte der Geschäftsführer des | |
Bundesverbandes Windenergie, Wolfram Axthelm. Das werde „nicht bedeuten, | |
dass man 100 Prozent mehr Personal hat, aber es wird einen signifikanten | |
Personalzuwachs geben“, fügte er hinzu. „Wir reden über mehrere | |
Zehntausende.“ | |
Die Unternehmen sehen sich dabei zum einen mit dem [2][Fachkräftemangel | |
konfrontiert, den derzeit nahezu alle Wirtschaftszweige beklagen]. „Fast | |
alle in der Branche stellen zur Zeit neue Leute ein und merken dann vor | |
allem, dass man in Wettbewerb mit anderen tritt, dass man sich anstrengen | |
muss, Leute zu finden“, sagte Axthelm. Daneben kämpfen die Unternehmen der | |
Windindustrie noch mit den Nachwehen des enormen Personalabbaus der | |
vergangenen Jahre, einer Folge des stockenden Zubaus bei der Windenergie. | |
„Wir haben in den Jahren 2019/2020 ungefähr 50.000 | |
Beschäftigungsverhältnisse über die ganze Breite der Branche verloren“, | |
sagte Axthelm. Das entspricht ungefähr einem Drittel der Jobs. „Das ist | |
jetzt unser schwerer Rucksack, den wir mit uns herumtragen. Da geht es uns | |
so ähnlich wie der Gastronomie. Wer einmal weg ist und einen neuen Job | |
gefunden hat, da kann ich nicht mit dem Finger schnipsen und der kommt | |
wieder zurück.“ Zudem habe jeder der ehemaligen Beschäftigten „bei diesem | |
erzwungenen Abschied aus der Branche wahrscheinlich zehn Leuten erzählt, | |
wie schlecht das alles ist, dass er seinen Job verloren hat, so dass wir | |
jetzt erst wieder Vertrauen aufbauen müssen, was die Politik uns | |
eingebrockt hat“. | |
Die Konsequenz lautet nach Axthelms Worten: „Wir müssen als Branche lernen, | |
dass wir uns sichtbarer machen – und man nicht mehr einfach sagen kann, wir | |
werden schon die Leute finden über Mund-zu-Mund-Propaganda aus der eigenen | |
Belegschaft heraus.“ | |
## Potenzial in der Autoindustrie? | |
Beispielsweise arbeitet die Windbranche seit rund einem Jahr in einem | |
öffentlich geförderten Projekt mit dem Energieunternehmen Leag in der | |
Lausitz zusammen: „Da geht es darum, dass wir mal definieren, was haben die | |
für Berufsbilder, was brauchen wir künftig für Berufsbilder“, sagte | |
Axthelm. „Ganz oft hören wir ja, die Energiewende bringe unter dem Strich | |
ein Beschäftigungsplus, aber das nutzt niemandem in der Lausitz. Die wollen | |
wissen: Wie habe ich persönlich eine Perspektive?“ | |
Ein [3][großes Potenzial sieht die Windbranche in der Autoindustrie]. Es | |
gebe viele „Menschen, die im Bereich der Automobilzulieferer durch den | |
Schwenk zur E-Mobilität dort keine echte Beschäftigung mehr haben, die | |
könnten aber im Windbereich weiter im eigenen Unternehmen bleiben“, sagte | |
Axthelm. | |
7 Apr 2023 | |
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