# taz.de -- Weiteres Vorgehen an den Schulen: Löcher im Lockdown | |
> Während Bund und Länder den Schul-Lockdown beschlossen haben, mehrt sich | |
> die Kritik an den Schulschließungen und die Ausnahmen nehmen zu. | |
Bild: Unklar, wann auf ihnen wieder Schüler*innen sitzen: gestapelte Stühle i… | |
HAMBURG taz | Die Schulen bleiben zu – im Norden aber mit Ausnahmen. | |
Coronabedingt werden bis zum Halbjahreswechsel Ende Januar nur noch wenige | |
Kinder ihre Schule von innen sehen. Nach dem Beschluss von Bund und Ländern | |
bleiben die Schulschließungen so lange bestehen. Für die meisten | |
Schüler*innen gibt es Fernunterricht. | |
Ab Anfang Februar sollen zunächst die Schulklassen 1 bis 6 zum | |
Präsenzunterricht zurückkehren – eine deutliche Reduzierung der Infektionen | |
vorausgesetzt. Unter den gleichen Voraussetzungen könnten dann auch die | |
übrigen Jahrgangsstufen zu einem Wechselmodell zurückkehren. Und für die | |
Abschlussklassen darf es sowieso Sonderregelungen geben. | |
Da die Umsetzung der [1][bundesweiten Regeln] Ländersache ist, liebäugeln | |
einige Landesregierungen mit weiteren Ausnahmeregeln. Einen „Sonderweg“ | |
etwa geht Bremen, das die Schulen geöffnet hält und den Schüler*innen | |
freistellt, freiwillig am Präsenzunterricht teilzunehmen. Bremens | |
Bürgermeister Andreas Bovenschulte (SPD) hatte sich am Dienstag für eine | |
schrittweise Rückkehr zum regulären Unterricht eingesetzt – zumindest für | |
Kinder der Klassenstufen 1 bis 6. Um die Öffnung der Schulen weiter | |
gewährleisten zu können, bietet die bremische Schulbehörde den 73.000 | |
Schüler*innen und 11.200 Schulbeschäftigten kostenlose Coronatests an. | |
## Hamburg schraubt Niveau der Abschlüsse herunter | |
In Hamburg bleiben die Schulen ebenfalls noch offen, auch wenn ihr Besuch | |
unerwünscht ist. Die Eltern sind aufgefordert, ihre Kinder – wann immer | |
möglich – zu Hause zu betreuen und sie nur in die Schule zu schicken, wenn | |
dies zwingend notwendig ist. Vergangenen Dienstag nahmen laut Schulbehörde | |
rund 20 Prozent der Grundschüler*innen, 6,43 Prozent der Lernenden in | |
Stadtteilschulen, 14,37 Prozent in Sonderschulen und rund drei Prozent in | |
Gymnasien am Präsenzunterricht teil. | |
Hamburg hatte in der Bund-Länder-Schalte dafür plädiert, die Schulen so | |
weit wie möglich offen zu halten, da nicht erwiesen sei, dass der | |
Schulbetrieb wesentlich zum Infektionsgeschehen beitrage. Bürgermeister | |
Peter Tschentscher (SPD) kann sich dabei auf eine aktuelle | |
[2][Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische | |
Infektiologie] berufen, nach der sich vor allem jüngere Kinder nur selten | |
mit dem Virus infizieren und dieses auch seltener weitergeben als ältere | |
Kinder. Schulkinder seien insgesamt „keine Treiber der Pandemie“, | |
Schulschließungen dürften „nur das letzte Mittel“ sein. | |
Weil „nicht alle Kinder zu Hause in gleicher Qualität lernen können wie in | |
der Schule“, kündigte Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (SPD) an, die | |
Abschlussprüfungen vom einfachen Schulabschluss bis hin zum Abitur „der | |
Situation anzupassen“, das Prüfungsniveau also abzusenken. | |
## Abiturklassen werden im Wechselmodell unterrichtet | |
[3][In Niedersachsen] werde es zunächst bis Ende Januar an weiterführenden | |
Schulen keinen Präsenzunterricht, sondern reinen Fernunterricht geben, | |
teilte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) am Dienstagabend in Hannover | |
mit. Die Niedersächsische Schüler*innenkammer hält die neuen Regelungen | |
für unangemessen. „Wir gehen mit dem Homeschooling das Risiko ein, Schüler | |
langfristig zu verlieren und Rückstände unaufholbar zu vergrößern“, | |
befürchtet der Kammervorsitzende Florian Reetz. | |
Ausgenommen sind davon aber die Klassen, die zu Schulabschlüssen führen, | |
sie sollen im Wechselmodell unterrichtet werden, was die | |
Schüler*innenkammer für einen „guten Kompromiss“ hält. Für die Grundsch… | |
gibt es in der ersten Woche ab dem 11. Januar ebenfalls Fernunterricht, | |
eine Woche später dann Unterricht im Wechselmodell mit geteilten Klassen. | |
Ähnlich ist es in Schleswig-Holstein, dort aber gibt nach den | |
Weihnachtsferien an allen Schulen, auch den Berufsschulen, | |
Distanzunterricht. Für Schüler*innen der Jahrgangsstufen 1 bis 6 gibt es | |
eine Notbetreuung. Die Abschlussjahrgänge sollen, anders als in | |
Niedersachsen, zwar nicht im Wechselmodell unterrichtet werden, dafür aber | |
ab kommenden Montag spezielle Lern- und Vorbereitungsangebote in den | |
Schulen bekommen. | |
Anders hält es Mecklenburg-Vorpommern: Schüler der Klassen 1 bis 6 dürfen | |
zur Schule kommen, wenn sie zu Hause nicht betreut werden können. Ab Klasse | |
7 bleibt es beim Homeschooling. Für Schüler*innen in Abschlussklassen ist | |
eine Ausnahme vorgesehen: Sie sollen ab kommender Woche zurück an die | |
Schulen kommen – „damit sich die Jugendlichen auf die Prüfungen vorbereiten | |
können“, so Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD). | |
7 Jan 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/corona-massnahmen… | |
[2] https://dgpi.de/stellungnahme-dgpi-dgkh-rolle-von-schulen-kitas-in-der-covi… | |
[3] https://www.mk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/presseinformationen/sc… | |
## AUTOREN | |
Marco Carini | |
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