# taz.de -- Völkermord in Sudan: Der namenlose Genozid | |
> Die USA erkennen den Bürgerkrieg in Sudan als das an, was er ist: | |
> Völkermord. Aber das kommt viel zu spät. | |
Bild: Nicht benannte Opfer: Geflüchtete aus Dafur | |
Von [1][Völkermord in Sudan] spricht die US-Regierung. US-Außenminister | |
Antony Blinken hat erklärt, Angehörige der aufständischen Miliz RSF (Rapid | |
Support Forces) „haben in Sudan Genozid begangen“. Das ist nach fast zwei | |
Jahren Kriegshorror überfällig. Aber von Völkermord zu reden, bedeutet noch | |
lange nicht, dass daraus etwas folgt. | |
Vor zwanzig Jahren gab es die erste Völkermorddesignierung der USA in Bezug | |
auf Sudan, schon damals ging es um den Horror in Darfur, bei dem auch der | |
jetzt inkriminierte RSF-Chef Hametti einer der Haupttäter war. Erst nach | |
sechs Jahren erließ der Internationale Strafgerichtshof Haftbefehl gegen | |
Sudans damaligen Präsidenten Omar al-Bashir wegen Genozids. Vollstreckt ist | |
der bis heute nicht, zu einem Prozess gegen den mittlerweile 81-Jährigen | |
wird es wohl nie kommen. Jetzt wird der RSF-Miliz Völkermord vorgeworfen, | |
gegen ihren Chef Hametti werden Sanktionen verhängt. Aber das ist erst | |
einmal alles. Vielleicht folgt irgendwann ein Haftbefehl, der folgenlos | |
bleibt. | |
Schwerer wiegt, dass Blinken zwar die [2][mutmaßlichen Täter] benennt, | |
nicht aber die Opfer. An welchen Gruppen wird denn Genozid begangen? Das | |
sagt die US-Regierung nicht. „Gewisse ethnische Gruppen“, sagt Blinken | |
lediglich. Damit läuft der wichtigste politische Effekt einer | |
Völkermorddesignierung ins Leere: nämlich das Sichtbarmachen und die | |
Anerkennung der Opfergruppe als solche. | |
Darum, mehr noch als um sehr unwahrscheinliche juristische Konsequenzen, | |
geht es ja auch bei der aktuell vielfach erhobenen Forderung, einen | |
Völkermord an den Palästinensern anzuerkennen. Man spricht vom Völkermord | |
an den europäischen Juden, an den Armeniern, an den [3][Herero und Nama] im | |
heutigen Namibia, an den Tutsi in Ruanda. Hier stehen die Opfer im | |
Mittelpunkt, nicht die Täter. | |
Ohne die Nennung der Opfer bleibt der Begriff Völkermord abstrakt. Aber | |
Völkermorde sind nicht abstrakt. Es werden Menschen getötet, sie | |
hinterlassen Überlebende. Wer sind diese Menschen in Sudan? | |
8 Jan 2025 | |
## LINKS | |
[1] /Vertreibung-aus-Sudan/!6038915 | |
[2] /Vertreibung-aus-Sudan/!6038910 | |
[3] /Gedenken-an-Voelkermord-an-den-Herero/!6040462 | |
## AUTOREN | |
Dominic Johnson | |
## TAGS | |
Schwerpunkt Krieg in Sudan | |
Schwerpunkt Flucht | |
Sudan | |
Genozid | |
Völkermord Ruanda | |
Social-Auswahl | |
Neues Album | |
Schwerpunkt Krieg in Sudan | |
Schwerpunkt Krieg in Sudan | |
Schwerpunkt Flucht | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Dua Saleh über toxische Beziehungen: „Der Angst mit Humor entgegentreten“ | |
Dua Saleh erklärt den Unterschied zwischen Umweltschutz und | |
Umweltgerechtigkeit. Und spricht über Falschbehauptungen und den | |
Bürgerkrieg im Sudan. | |
USA sprechen von Völkermord in Sudan: Genozidvorwurf gegen den Anführer der R… | |
Angehörige der aufständischen RSF-Miliz in Sudan „haben Genozid begangen“, | |
erklärt Antony Blinken. Die USA verhängen Sanktionen gegen RSF-nahe Firmen. | |
Humanitäre Hilfe in Sudan: UNO sucht deutlich mehr Milliardenhilfen | |
Die Vereinten Nationen veröffentlichen ihren neuen Sudan-Hilfsappell für | |
das Jahr 2025. Gegenüber 2024 steigt der Finanzbedarf um mehr als die | |
Hälfte. | |
Afrikanische Flüchtlinge in Tunesien: Sie haben vom Nötigsten zu wenig | |
Zehntausende Flüchtlinge leben um Sfax in Tunesien ohne Schutz oder | |
UN-Hilfe, viele aus Sudan. Jetzt droht ihnen die Abschiebung Richtung | |
Algerien. |