# taz.de -- Verhandlungen mit Pharmakonzernen: EU ringt um Covid-Impfung | |
> Wer haftet bei Nebenwirkungen, was kostet das alles? Die EU-Kommission | |
> will Corona-Impfstoffe zentral beschaffen, doch die Verhandlungen | |
> stocken. | |
Bild: Bevor es piekst, muss erst mal ein Impfstoff her | |
BRÜSSEL/MAILAND rtr/taz | Die Verhandlungen der EU-Kommission mit diversen | |
Pharma-Unternehmen über die Versorgung mit Corona-Impfstoffen gestalten | |
sich Insidern zufolge schwierig. Es hake noch bei einigen Themen, etwa dem | |
Preis, Zahlungsmodalitäten oder Haftungskosten, erläuterten drei in die | |
Verhandlungen involvierte Vertreter der EU-Behörde gegenüber der | |
Nachrichtenagentur Reuters. Die EU spricht mit mindestens sechs | |
Impfstoff-Herstellern darüber, unter welchen Bedingungen sich der | |
Staatenbund vorab Dosen von Impfstoffen sichern kann, wenn diese zugelassen | |
sind. Dazu zählen die Pharmakonzerne Pfizer, Sanofi, Johnson & Johnson, | |
aber auch Biotech-Firmen wie Moderna und [1][CureVac]. | |
Trotz des Zeitdrucks im Rennen um die erfolgversprechendsten Impfstoffe | |
gegen das Coronavirus schaffe es die EU nicht, diese Vereinbarungen schnell | |
zu schließen, hieß es bei den mit den Gesprächen vertrauten Personen. Die | |
USA haben inzwischen schon zwei Lieferverträge unterschrieben – mit dem | |
US-Konzern Pfizer und der britischen AstraZeneca. Mit Letzterer haben die | |
vier EU-Länder Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande im Juni | |
einen Vertrag über [2][bis zu 400 Millionen Dosen Impfstoff] unterzeichnet, | |
der nun auf den gesamten Staatenbund ausgeweitet werden soll. | |
Es gebe einige Hürden, beschrieb ein EU-Vertreter die Schwierigkeiten in | |
den Verhandlungen mit den Firmen. So verlange die französische Sanofi für | |
300 Millionen Dosen ihres noch in der Entwicklung befindlichen Impfstoffs | |
eine Vorauszahlung. Die EU wolle dagegen in mehreren Tranchen zahlen und | |
bestimmte Summen erst, wenn das Mittel in großen Forschungsstudien am | |
Menschen getestet wurde. Ein Sprecher der EU-Kommission lehnte einen | |
Kommentar ab, ebenso Sanofi. | |
## Von den USA verhandelter Impfstoff zu teuer | |
Die Verhandlungen mit Johnson & Johnson seien schon weit fortgeschritten, | |
aber es gebe ein Hin- und Her darüber, wer die Haftung übernehme, wenn die | |
Impfung unerwartete Nebenwirkungen auslöse, berichteten zwei der Insider. | |
Auch Johnson & Johnson wollte keine Stellung nehmen. Am kompliziertesten | |
sind aber offenbar die Gespräche mit Pfizer, die einen Impfstoff zusammen | |
mit der Mainzer Firma BioNTech entwickelt. Die EU verhandelt mit den beiden | |
Firmen über insgesamt 500 Millionen Dosen. Einem der Insider zufolge wollen | |
Pfizer und BioNTech, dass die EU diese erst bezahlen, wenn der Impfstoff | |
zugelassen ist. Das eliminiere zwar das Risiko, falls das Mittel in den | |
klinischen Tests floppe. Die EU befürchte aber, dass der Preis für die | |
Dosen im Falle der Zulassung drastisch steige. | |
So bezahlen die USA ihrem Deal mit Pfizer zufolge fast 2 Milliarden Dollar | |
für 100 Millionen Dosen – aber erst, wenn das Mittel zugelassen ist. Die | |
fast 20 Dollar pro Dosis hielten die EU-Verhändler für zu hoch, erläutert | |
einer der Vertreter. In dem von den vier EU-Ländern ausgehandelten Vertrag | |
mit AstraZeneca liegt der Preis pro Dosis bei nur 2,50 Euro. Pfizer und | |
BioNTech lehnten einen Kommentar ab. | |
Laut WHO werden 23 potenzielle Impfstoffe bereits an Menschen getestet, | |
fünf davon inzwischen in groß angelegten Studien mit tausenden Probanden. | |
Diese sogenannte Phase III ist das letzte Stadium der klinischen | |
Entwicklung eines jeden Medikaments, bevor bei den Behörden ein Antrag auf | |
Zulassung gestellt werden kann. Wie gut die Impfstoffe gegen das Virus | |
schützen, dazu ist bisher allerdings wenig bekannt. Virologen machen darauf | |
aufmerksam, dass einzelne Impfstoffe möglicherweise nur begrenzt wirksam | |
sind, es jährlicher Neuentwicklungen oder einer Kombination mehrerer | |
Impfstoffe bedarf. | |
28 Jul 2020 | |
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