# taz.de -- Unbekannte Küche Norwegens: Takk for maten | |
> Schafskopf, getrockneter Kabeljau und brauner Karamellkäse: Norwegens | |
> Küche ist voller Überraschungen. Hierzulande aber wenig bekannt. | |
Bild: Die norwegische Küche konserviert gerne: Es wird geräuchert, gesalzen u… | |
Zu den prägendsten Ereignissen [1][im hundertjährigen Leben meiner Omama] | |
gehörte ein zweimonatiger Aufenthalt in Norwegen, wo sie zwischen Schule | |
und Heirat kurz ein wenig die Luft der weiten Welt atmen konnte. Von dort | |
brachte sie Geschichten mit und die Redewendung Takk for maten, Danke fürs | |
Essen, die über Jahrzehnte festes Ritual am großelterlichen Esstisch war – | |
auch wenn es nur Nudelauflauf oder Wurstebrot gab. | |
Lange Zeit war das mein einziger Berührungspunkt mit der norwegischen | |
Küche. Sie dürfte den meisten Menschen hierzulande unbekannt sein: „Ach | |
Schatz, morgen können wir doch mal wieder zum Norweger gehen!“ ist ein | |
Satz, den man selten in deutschen Wohnzimmern hört. Allein schon, weil es | |
nur ein einziges norwegisches Restaurant gibt, das Munch’s Hus in Berlin. | |
Doch dann wurde ich vor Kurzem in die Residenz des norwegischen | |
Botschafters eingeladen, zur Premiere des Buchs „Gourmet-Nation Norwegen“ | |
von Jutta Falkner (Betreiberin von [2][businessportal-norwegen.com]) und | |
Renate Kissel (Autorin diverser Kochbücher, unter anderem zu den Themen | |
Oliven, Saarland, Niedersachsen und Becherkuchen), und jetzt weiß ich ein | |
wenig mehr über Norwegens Küche. Etwa, dass das Land eine ausgeprägte | |
Konservierungstradition hat, denn wo die Winter lang sind, wird viel | |
geräuchert, gesalzen, getrocknet und fermentiert. Oder die wichtigsten | |
Zutaten: Milchprodukte, Wurzelgemüse, Kartoffeln, Wild- und Lammfleisch | |
(auch der Kopf, smalahove, ist eine Delikatesse) – und natürlich Fisch, | |
etwa Hering, Lachs und Heilbutt. | |
Der Fisch schlechthin in Norwegen ist aber der Kabeljau, er ist sogar auf | |
dem 200-Kronen-Schein abgebildet. Kabeljau wird gern getrocknet (tørrfisk), | |
gesalzen und getrocknet (klippfisk) oder gesalzen, getrocknet und dann in | |
einer Lauge gewässert (lutefisk) verzehrt. Zu trinken mögen die | |
Norweger:innen Kaffee, Bier und Aquavit. Und, Fun Fact: Wein wird vor | |
allem aus Deutschland importiert, besonders der deutsche Riesling ist | |
beliebt. | |
Auch Kenneth Gjerrud, der Chefkoch des Munch’s Hus, war an diesem Abend zu | |
Gast beim Botschafter, er hatte ein Buffet vorbereitet. Das war zwar extrem | |
lecker, bestand mit Gerichten wie „Elchfilet-Tatar mit Topinambur-Chips“ | |
jedoch nicht wirklich aus norwegischer Hausmannskost. Mit zwei Ausnahmen, | |
die mir dann auch am stärksten im Gedächtnis geblieben sind: fårikål, eine | |
Kartoffel-Kohl-Suppe mit zartestem Hammelfleisch, und brunost, ein | |
hellbrauner Käse aus Molke, der eher an Karamell erinnert, wir aßen ihn | |
feingehobelt (der Käsehobel wurde übrigens in Norwegen erfunden) zu | |
Marmelade und Waffeln. | |
Irgendwann später am Abend erwähnte Kenneth Gjerrud dann noch, dass die | |
isländische Küche der norwegischen ähnlich sei, nur noch krasser. Zum | |
Isländer geht man ja auch viel zu selten! | |
27 Feb 2022 | |
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[2] https://businessportal-norwegen.com/ | |
## AUTOREN | |
Michael Brake | |
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