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# taz.de -- Variationen der Sättigung: Beilage mit Beilage und Beilage
> Das ägyptische Gericht Kuschari besteht aus Nudeln mit Reis und Linsen,
> dazu Kichererbsen. Warum nicht? Anderswo wird Brot mit Brot serviert.
Bild: Koshari – das köstliche Beilagengericht
Eine deutsch-ägyptische Hochzeit schweißt zusammen. Im Herbst waren wir zu
elft aus Berlin nach Fayoum zur Feier von S. und F. gereist. Seitdem haben
wir uns mehrmals wiedergetroffen, zuletzt passenderweise im Meya Meya,
einem der wenigen ägyptischen Restaurants in Berlin.
Dabei sind viele der ägyptischen Speisen Variationen von
Levante-Dauerbrennern, etwa Hummus, Schawarma oder der
Bulgur-Petersilie-Salat Tabbouleh. Schon deutlich landesspezifischer ist
Foul, ein Mus aus zerquetschten und ganzen Saubohnen und vielen Kräutern
und Gewürzen, das man vor allem zum Frühstück isst – das Sau in Saubohne
steht hier übrigens für saulecker. Das ägyptischste Gericht des Abends ist
allerdings Kuschari, ein Essen, das mich schon vor Ort nachhaltig
beeindruckt hat. Es handelt sich hierbei um Nudeln. Mit Reis. Und Linsen.
Dazu Kichererbsen. Also Sättigungsbeilage mit Sättigungsbeilage und
Sättigungsbeilage, dazu eine Art (ja ja, man kann drüber streiten)
Sättigungsbeilage. Okay!
Damit das Ganze nicht trocken und fade schmeckt, kommen obendrauf eine
Tomaten- und eine Art Essigsauce, geröstete Zwiebeln als kleiner geiler
Extrakick, diverse Gewürze und scharf nach Bedarf, jedes Restaurant – es
gibt Läden, die sich komplett auf Kuschari spezialisiert haben – hat seine
eigene Variation. Auch die Optik ist besser, als man meinen mag, denn die
Schichtung der diversen granularen Bestandteile ergibt im besten Fall ein
ornamentales, geradezu mosaikhaftes Muster.
Aber trotzdem, was für ein Move, einfach Nudeln mit Reis und Linsen zu
servieren! Er hat mich nicht losgelassen, und so startete ich neulich eine
nicht repräsentative [1][Umfrage auf Twitter] nach weiteren „Gerichten aus
mehreren Sättigungsbeilagen“. Dabei kam einiges aus vielen Teilen der Welt
zusammen: weiße Pizza mit Kartoffelscheiben etwa und das peruanische Lomo
saltado, bestehend aus mariniertem Fleisch, Pommes und Reis. Oder die
K.u.K.-küchliche Bratkartoffel-Nudel-Pfanne Grenadiermarsch sowie das
Sennengericht Älplermagronen, also quasi Mac’n’Cheese’n’Potatoes auf
Schweizer Art. Natürlich wurden auch mit Kartoffeln gefüllte Teigtaschen
wie Wareniki und Piroggen genannt und indisches Aloo-Curry mit Kartoffel
und Reis.
Aufmerksame Leser:innen haben es gemerkt, alle diese Gerichte setzen auf
Kartoffeln plus X. Die Nudel-Reis-Kombination scheint hingegen deutlich
seltener, im vorderasiatischen Foodraum findet sie sich aber durchaus, etwa
in Form vom türkischen Reisnudel-Pilaw. Komplett einzigartig ist aber ein
Rezept, das erstmals 1861 im britischen „Mrs. Beeton’s Book of Household
Management“ [2][beschrieben wurde]: Toastsandwich, also ungetoastetes Brot,
belegt mit Butter und getoastetem Brot, dazu ein wenig Salz und Pfeffer.
Wer mag, reicht dazu ein wenig Brot.
25 May 2022
## LINKS
[1] https://twitter.com/freelancepolice/status/1521070562629595136
[2] https://archive.org/details/b20392758/page/904/mode/2up?view=theater
## AUTOREN
Michael Brake
## TAGS
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