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# taz.de -- Umfeld des Neonazitrios: Die Hundertschaft des NSU
> Laut einer geheimen Liste rechnen die Sicherheitsbehörden inzwischen
> genau 100 Menschen zum Umfeld des Zwickauer Terrortrios – darunter fünf
> langjährige V-Leute.
Bild: Man kennt sich. Uwe Mundlos, Ralf Wohlleben, Andre K. und Uwe Böhnhardt …
BERLIN taz | Elf Monate nach Auffliegen des „Nationalsozialistischen
Untergrunds“ (NSU) rechnen das Bundeskriminalamt und das Bundesamt für
Verfassungsschutz 100 Personen dem „engeren und weiteren Umfeld“ des
Zwickauer Terrortrios zu.
Auf einer entsprechenden Liste stehen nach taz-Informationen neben Uwe
Mundlos, Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe die 12 in dem Verfahren von der
Karlsruher Bundesanwaltschaft beschuldigten mutmaßlichen Helfer sowie 85
weitere angebliche Kontaktpersonen des Neonazitrios oder von dessen engsten
Unterstützern. Bisher war die Zahl der „relevanten Personen“ im NSU-Umfeld
auf rund 40 beziffert worden.
Auf der geheim gehaltenen 100er-Liste tauchen ehemalige Weggefährten des
Neonazitrios aus dem Kameradschaftszusammenschluss „Thüringer Heimatschutz“
(THS) und dem militanten Blood-and-Honour-Netzwerk auf, zudem mehrere
ehemalige und aktuelle Funktionäre der rechtsextremen NPD.
## NPD-Kader auf der Liste
Darunter sind neben dem in Untersuchungshaft sitzenden ehemaligen Thüringer
NPD-Landesvize Ralf Wohlleben auch die aktuellen Parteipräsidiumsmitglieder
Frank Schwerdt und Patrick Wieschke. Beide bestritten in ihren
Zeugenvernehmungen allerdings, nach dem Abtauchen der drei 1998 noch
Kontakt zu diesen gehabt zu haben.
Aufgeführt sind auch der mecklenburg-vorpommersche NPD-Landtagsabgeordnete
David Petereit, bei dem im Mai bei einer Durchsuchung ein Brief des NSU an
potenzielle Unterstützer gefunden wurde, und der ehemalige Bundesvize Hans
Günter Eisenecker, der schon seit 2003 tot ist.
Brisant ist, dass auf der Liste der relevanten Personen im NSU-Umfeld
gleich fünf langjährige V-Leute von Polizei und Verfassungsschutz
aufgeführt sind, darunter neben dem ehemaligen Chef des Thüringer
Heimatschutzes, Tino Brandt, und dem Ex-Blood-and-Honour-Aktivisten Thomas
S. auch der einflussreiche Neonaziaktivist Thomas R. aus Sachsen-Anhalt.
Unter dem Decknamen „Corelli“ lieferte dieser von mindestens 1997 bis 2007
dem Bundesamt für Verfassungsschutz Informationen, unter anderem aus einem
deutschen Ableger des rassistischen Ku-Klux-Klans. Das Interesse der
NSU-Ermittler weckte der Neonazi, weil sein Name auf einer schon
unmittelbar nach dem Untertauchen des Trios gefundenen, aber damals
ignorierten Adressliste von Uwe Mundlos stand.
Am 4. November 2011 wurden die NSU-Terroristen Mundlos und Böhnhardt tot in
einem Wohnmobil in Eisenach aufgefunden, wenige Tage später stellte sich
die 13 Jahre lang mit den beiden im Untergrund lebende Rechtextremistin
Beate Zschäpe der Polizei. Die Bundesanwaltschaft hatte im August in
Aussicht gestellt, spätestens bis zum 15. November Anklage gegen die
einzige noch lebende mutmaßliche NSU-Terroristin Zschäpe zu erheben. Als
Gericht ist das Münchner Oberlandesgericht im Gespräch. Der Prozessbeginn
wird fürs Frühjahr 2013 erwartet.
9 Oct 2012
## AUTOREN
Wolf Schmidt
## TAGS
Schwerpunkt Rechter Terror
Schwerpunkt Landtagswahlen
Corelli
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Prozess
Schwerpunkt Rechter Terror
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