# taz.de -- Überforderte BAMF-Mitarbeiter: Regierung hat keine Ahnung | |
> Die BAMF-Mitarbeiter stehen seit der Zunahme der Flüchtlingszahlen unter | |
> Druck. Eine Linken-Abgeordnete wollte von der Regierung wissen, wie sehr. | |
Bild: Das BAMF: eine Erledigungsfabrik mit unangenehmen Folgen für Asylsuchend… | |
Berlin taz | Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) steht | |
mächtig in der Kritik. Gerade erst hat Bundesinnenminister [1][Horst | |
Seehofer (CSU) die Behördenspitze ausgetauscht]. Ob das jedoch tatsächlich | |
etwas an den tiefgreifenden Problemen ändert, ist fraglich. Zu diesen | |
gehörten auch die starken Belastungen, denen die Mitarbeiterinnen und | |
Mitarbeiter des BAMF ausgesetzt seien, beklagt die Linkspartei-Abgeordnete | |
Jutta Krellmann. | |
Nach dem starken Anstieg der Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 wurde das | |
heillos überforderte BAMF in Windeseile zu einer möglichst effizienten und | |
schnellen Erledigungsfabrik umgebaut – mit schwerwiegenden Folgen für viele | |
Asylsuchende, die allzu oft fehlerhafte und rechtswidrige | |
Ablehnungsbescheide erhielten. Allein im Jahr 2017 gab es 32.486 Bescheide | |
des BAMF, die von den Verwaltungsgerichten im Sinne der Geflüchteten | |
korrigiert werden mussten. Die Erfolgsquote liegt bei 40,8 Prozent. Ein | |
Armutszeugnis für die Behörde. | |
Mit dafür verantwortlich sein dürfte die Überlastung vieler | |
BAMF-MitarbeiterInnen. „Der politische Druck, schnell eine große Zahl von | |
Anträgen zu entscheiden, ging auf die Knochen aller Beschäftigten, die bis | |
an ihre persönliche Grenze gearbeitet haben“, beklagt die | |
Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. Entsprechend hoch soll der Krankenstand | |
sein. Die Bundestagsabgeordnete der Linkspartei Jutta Krellmann wollte nun | |
Genaueres wissen. Doch bei der Bundesregierung biss sie damit auf Granit. | |
In einer schriftlichen Anfrage hatte Krellmann wissen wollen, wie hoch die | |
Zahl der krankheitsbedingten Fehlzeiten im BAMF ist. Und sie wollte | |
erfahren, inwieweit eine nach dem Arbeitsschutzgesetz seit 2014 | |
vorgeschriebene Gefährdungsbeurteilung der psychischen Belastungen bei der | |
Arbeit im BAMF durchgeführt wurde. | |
Die Antworten der Bundesregierung, die der taz vorliegen, fallen dürftig | |
aus. „Aufgrund des Personalaufwuchses von rund 200 Prozent im Jahr 2016 | |
(von rd. 3.000 auf 9.000 Stellen) ist eine belastbare Fehlzeitenstatistik | |
nicht darstellbar“, ist da zum einen nachlesbar. „Im BAMF wurde bislang | |
keine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt“, heißt es zum anderen. Aber sie | |
sei aktuell „in Planung“ und werde „als Pilot in einer Abteilung des BAMF | |
starten“. | |
## Ein Skandal | |
Wann das sein wird, darüber macht das Schreiben keine Angaben. Zum | |
Vergleich: Im übergeordneten Bundesinnenministerium liegt der Anteil der | |
Beschäftigten, für die seit 2014 eine Gefährdungsbeurteilung „psychische | |
Belastung“ durchgeführt wurde, nach Auskunft der Bundesregierung bei 100 | |
Prozent. Ebenso verhält es sich im Bundesministerium für Arbeit und | |
Soziales. | |
Die Situation der Beschäftigten im BAMF sei ein Skandal, kommentiert | |
Krellmann. „Das Versagen von Bundesinnenminister Seehofer grenzt an | |
vorsätzliche Körperverletzung“, empört sich die Sprecherin für | |
Mitbestimmung und Arbeit der Linksfraktion. Ständig Stimmung gegen | |
Flüchtlinge zu machen und gleichzeitig die Gesundheit seiner Mitarbeiter zu | |
ignorieren, seien nur zwei Seiten derselben Medaille. | |
„Seit Jahren wird die Behörde systematisch an die Wand gefahren: | |
Dauerbefristungen, Überstundenberge und Burnout-Bedingungen“, konstatiert | |
Krellmann. Die Beschäftigten müssten für die politische Inkompetenz von | |
Seehofer und seinem Vorgänger Thomas de Maizière (CDU) den Kopf hinhalten. | |
Das sei empörend. | |
10 Jul 2018 | |
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[1] /Nach-Bamf-Affaere-in-Bremen/!5513552 | |
## AUTOREN | |
Pascal Beucker | |
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