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# taz.de -- Tschetschenien und der Ukraine-Krieg: Kadyrow droht Kiew
> Das Oberhaupt der Tschetschenen behauptet, in der Ukraine zu kämpfen.
> Seine Truppen sind berüchtigt und dort schon länger aktiv.
Bild: Von vielen gefürchtet, für andere ein „Schisshase“: Kadyrow am 25. …
Berlin taz | [1][Ramsan Kadyrow], Präsident der russischen Teilrepublik
Tschetschenien, stellt derzeit fast täglich unter Beweis, dass er außer
Waffen auch das Internet bedienen kann. In der Nacht zu Dienstag erklärte
er via Telegram, dass tschetschenische Kämpfer an der „russischen
Offensive“ in der Ukraine beteiligt und bereits anderthalb Kilometer weit
in die von russischen Truppen eingekesselte Hafenstadt Mariupol vorgerückt
seien. Tags zuvor hatte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow den Unwissenden gemimt
und erklärt, er habe keine Informationen darüber, dass sich Kadyrow in der
Ukraine aufhalte.
Derlei Gerüchte hatte Kadyrow aber selbst befeuert. Am Sonntag hatte er auf
seinem Telegram-Kanal Fotos veröffentlicht, die ihn mit anderen
tschetschenischen Kämpfern angeblich nach der erfolgreichen „Eroberung“
eines Waisenhauses zeigen – nur sieben Kilometer von Kiew entfernt.
24 Stunden später reagierte Kadyrow auf eine Äußerung von Oleksij
Arestowitsch. Der Berater des Chefs der Kiewer Präsidialverwaltung hatte
gesagt, es gebe Informationen, wonach Kadyrow am Vortag in der
tschetschenischen Hauptstadt Grosny gesichtet worden sei.
Der retournierte postwendend mit einem Video von tschetschenischen Soldaten
der Nationalgarde (so etwas wie die Privatarmee von Präsident Wladimir
Putin), vorgeblich aufgenommen im Donetsker Gebiet in der Ostukraine. „Habt
ihr etwa dieses Video nicht gesehen oder soll ich an eure Tür klopfen?“,
heißt es da. Und an den ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski und
„seine Bande“ gerichtet: „Wohin auch immer ihr gehen und wo auch immer ihr
euch verstecken werdet: Unsere Kämpfer werden euch erwischen.“
## „Kadyrowtsy“ wegen Brutalität gefürchtet
In sozialen Medien wird besagtes Anschauungsmaterial von Kadyrow mit
Skepsis kommentiert. Kadyrow sei nicht in der Ukraine, aber er brauche
Aufmerksamkeit. Beim Thema Ukraine-Krieg wolle er sich so gut wie möglich
in Szene setzen, heißt es auf dem anonymen Telegramm-Kanal 1ADAT, den
Kadyrow-Kritiker seit 2020 betreiben. „Kadyrows Propagandamaschine tut
alles mögliche, um ihn als wahren Kämpfer zu präsentieren. In Wahrheit ist
er aber nichts anderes als ein Feigling und Schisshase.“
Aber fürs Grobe hat man ja seine Leute. So ist die mithilfe
tschetschenischer Truppen bei der Spezialoperation zur „Demilitarisierung“
und „Denazifizierung“ an verschiedenen Orten in der Ukraine mittlerweile
hinreichend belegt – und das nicht erst seit Ausbruch des jüngsten
Angriffskrieges. Die wegen ihrer Brutalität gefürchteten „Kadyrowtsy“
waren in den sogenannten Volksrepubliken Donetsk und Luhansk genauso
unterwegs wie in Syrien.
Auch in ihrer Heimatrepublik gehen sie ihrem tschetschenischem Oberhaupt
bereitwillig zur Hand. Sie sind für schwerste Menschenrechtsverletzungen an
der tschetschenischen Bevölkerung, wie Ermordungen, Entführungen und
Verschwindenlassen, verantwortlich.
Selbst [2][im Ausland sind Tschetschen*innen] nicht vor ihnen sicher. In
den Jahren 2017 und 2019 nahm Kadyrows Sicherheitsapparat vor allem
[3][homosexuelle Männer ins Visier]. Diese wurden zum Teil Opfer tödlicher
„Säuberungsaktionen“.
15 Mar 2022
## LINKS
[1] /Kadyrow-in-Tschetschenien/!5798310
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[3] /Regisseur-ueber-LGBT-in-Tschetschenien/!5767600
## AUTOREN
Barbara Oertel
## TAGS
Tschetschenien
Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
Wladimir Putin
Ramsan Kadyrow
GNS
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Kolumne Krieg und Frieden
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Russland
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