| # taz.de -- Trump lobt Englischkenntnisse in Liberia: Toller Freund! | |
| > Trump lobt das Englisch des Präsidenten von Liberia. Wusste Trump etwa | |
| > nicht, dass Englisch dort Amtssprache ist? | |
| Bild: Die Flagge erinnert an Liberias Gründung für befreite Sklaven aus den U… | |
| Bei einem Besuch fünf afrikanischer Staatschefs [1][lobte US-Präsident | |
| Donald Trump den liberianischen Präsidenten] Joseph Boakai für sein gutes | |
| Englisch. Das ist dort allerdings die offizielle Amtssprache. | |
| Der Aufschrei unter vielen Liberianern war entsprechend groß, sodass sich | |
| die liberianische Außenministerin Sara Beysolow Nyanti genötigt sah, | |
| abzuwiegeln: Trump habe nur den amerikanischen Akzent des Präsidenten | |
| gelobt. Hat er allerdings gar nicht, denn jegliche Distinktionsleistung, | |
| die das Niveau schwarz/weiß, Tag/Nacht, süß/salzig übersteigt, liegt | |
| bekanntlich weit außerhalb seiner intellektuellen Möglichkeiten. | |
| Trump pflegt auch Regierungschefs, die keine Muttersprachler sind, für ihr | |
| gutes Englisch zu loben, nur um sie daraufhin gnadenlos vollzusülzen. So | |
| auch Friedrich Merz. Geschickter als dieser stellte sich hingegen Akie Abe, | |
| die Frau des japanischen Premiers Shinzō Abe an, die als Tischnachbarin | |
| Trumps beim G20-Dinner in Hamburg 2017 [2][angeblich erfolgreich vorgab, | |
| kein Englisch zu können], und so für die Dauer des Gelages von dem senilen | |
| Sermon des verurteilten Sexualstraftäters verschont blieb. | |
| ## Europäer müssen sich an die eigene Nase fassen | |
| Was das in den USA ungeläufige Konzept des Fremdsprachenerwerbs betrifft, | |
| steht Trump unter seinen Landsleuten nicht gerade allein da. In Europa, wo | |
| alle zweihundert Kilometer eine neue Sprache gesprochen wird, hat man | |
| naturgemäß eine andere Einstellung dazu. Auch die europäische Geografie ist | |
| in den Staaten eher unbekannt; das gilt dann eben auch für Afrika. | |
| In diesem Punkt dürfen wir Europäer uns durchaus an die eigene Nase fassen. | |
| Denn in puncto Afrika sind wir kaum besser: Welche Länder gibt es, wie | |
| heißen und wo liegen sie, welche Sprachen werden gesprochen, und last but | |
| not least: wie sehen die Leute dort aus? | |
| Das sind ja auch Riesenunterschiede auf so einem großen Kontinent. Und | |
| während man innerhalb von Europa gewohnt ist, Herkunft und Sprachen zu | |
| erraten und zu unterscheiden, kann man das in Afrika oder Asien noch lange | |
| nicht, da sind die Menschen dann doch nur „irgendwie schwarz“ oder „sehen | |
| asiatisch aus“, um mich hier mal nicht noch beschissener auszudrücken. | |
| Donald Trump befände sich hier also durchaus in guter Gesellschaft halbwegs | |
| harmloser Normalos, die einfach auch mal in Maßen scheiße sind, wie | |
| Menschen eben, und wie der Autor dieser Zeilen. | |
| Ein bisschen Ignoranz, ein bisschen Amerikazentrismus hier wie | |
| Eurozentrismus dort, ein bisschen paternalistischer [3][Alltagsrassismus] – | |
| ein netter älterer Herr, der er es ja eigentlich nur gut meint, dem der | |
| aktuelle Kanon politisch korrekter Sprache aber wenig geläufig ist, und der | |
| ihm, sorry, nicht böse gemeint, gepflegt am Arsch vorbeigeht, weil „früher | |
| hat man das ja auch alles so gesagt, und ja, aber wo kommen Sie jetzt | |
| wirklich her, und Sie sprechen ja gut Deutsch, und jetzt muss ich aber | |
| unbedingt mal Ihre tollen Haare anfassen!“ | |
| ## Trump nannte Afrika als Sammlung von „Shithole Countries“ | |
| Doch Trump wäre nicht Trump, und sein Gefolge wäre nicht sein Gefolge, wenn | |
| sie, anstatt an ihrer Arroganz zu arbeiten und vielleicht auch mal einen | |
| Blick in einen Atlas oder ein Geschichtsbuch zu werfen, nicht auch hier | |
| wieder die Ausflucht in Lüge und Infamie suchten und fänden. Wie bei allem, | |
| was sie tun und sagen. Es ist eine „Pseudokratie“, die Regierungsform ist | |
| die Lüge. | |
| US-Vizepressesprecherin Anna Kelly betonte, wie viel der Präsident, der | |
| Afrika zuvor noch pauschal als eine Ansammlung von „shithole countries“ | |
| bezeichnet hatte, für Afrika tue, weitaus mehr als sein Vorgänger Joe | |
| Biden. | |
| Und Afrika-Berater Massad Boulos verkündete, dass Afrika noch nie einen | |
| derart guten Freund im Weißen Haus hatte wie Donald Trump. Das alles ist | |
| doch nur „ein Kompliment“ von einem Freund. | |
| Was für ein Freund. Die erfolgte Schließung der für Gesundheitspolitik, | |
| [4][Katastrophen- und Hungerhilfe zuständigen Organisation USAID] wird in | |
| absehbarer Zeit Millionen Tote kosten, vor allem in Afrika. Wer solche | |
| Freunde hat, sehnt sich nach seinen Feinden zurück. Wenn man Glück hat, | |
| töten die einen schneller als durch langsames Krepieren an Hunger und | |
| Krankheiten. [5][Freund Hein] spricht Englisch, aber da ist es ja nur gut, | |
| wenn man ihn auch verstehen kann. | |
| 10 Jul 2025 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://edition.cnn.com/2025/07/09/world/video/trump-liberian-president-eng… | |
| [2] https://www.theguardian.com/us-news/shortcuts/2017/jul/21/japan-trump-akie-… | |
| [3] /Alltagsrassismus/!t5035191 | |
| [4] /Die-USA-unter-Trump/!6071935 | |
| [5] https://de.wikipedia.org/wiki/Freund_Hein | |
| ## AUTOREN | |
| Uli Hannemann | |
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