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# taz.de -- Trauer um Rafi Eitan: Eichmann-Jäger gestorben
> Rafi Eitan war Chef der israelischen Geheimdienst-Truppe, die
> NS-Verbrecher Adolf Eichmann 1960 aus Argentinien entführte. Jetzt ist er
> mit 92 Jahren gestorben.
Bild: Der Name Eitan ist auch verbunden mit einer schweren Vertrauenskrise zwis…
Jerusalem afp | Israel trauert um den früheren Mossad-Agenten Rafi Eitan,
[1][der 1960 die Kommandoaktion zur Festnahme des NS-Verbrechers Adolf
Eichmann befehligte.] Eitan starb am Samstag im Alter von 92 Jahren im
Ischilow-Krankenhaus in Tel Aviv, wie der israelische Rundfunk meldete.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Präsident Reuven Rivlin sowie die
israelischen Geheimdienste würdigten den verstorbenen Ex-Agenten.
Netanjahu beschrieb Eitan als „einen der Helden des Geheimdienstes des
Staates Israel“, der sich in zahlreichen Fällen um die Sicherheit des
Landes verdient gemacht habe. „Wir betrauern sein Ableben“, hieß es in
einer Erklärung des Ministerpräsidenten. Präsident Rivlin würdigte Eitan
als „geborenen Kämpfer“ und erklärte: „Wir verbeugen uns vor ihm.“
Der Auslandsgeheimdienst Mossad ehrte Eitan in einer seiner seltenen
Mitteilungen: Eitan sei „eine Stütze der Geheimdienstgemeinschaft im
Allgemeinen und des Mossad im Besonderen“ gewesen, erklärte Mossad-Chef
Jossi Cohen. Auch der Inlandsgeheimdienst Schin Bet veröffentlichte einen
Nachruf: Eitan habe „etwa ein Dutzend historische Operationen geleitet, die
noch für viele Jahre geheim bleiben werden“, erklärte Schin-Bet-Chef Nadaw
Argaman.
Geboren im November 1926 in einem Kibbuz im damals britischen Mandatsgebiet
Palästina, wurde Eitan in den 50er Jahren Spion des Mossad und stieg dort
zum Chef der Kommandoaktionen auf. 1960 befehligte er den berühmten
Einsatz, der zur Festnahme von Eichmann in Buenos Aires führte.
## Gescheiterte Jagd nach Mengele
[2][Der einstige SS-Obersturmbannführer Eichmann war ab 1939] im
Reichssicherheitshauptamt mit verantwortlich für die Deportation der
europäischen Juden in die NS-Vernichtungslager. Nach dem Krieg gelang dem
Protokollführer der Wannseekonferenz die Flucht aus einem
US-Gefangenenlager. Der Mossad spürte ihn schließlich in der argentinischen
Hauptstadt Buenos Aires auf und brachte ihn nach Israel. Dort wurde er nach
einem neunmonatigen Prozess im Mai 1962 hingerichtet.
Als der Mossad 2017 Geheimakten über die gescheiterte Jagd nach dem KZ-Arzt
Josef Mengele freigab, räumte Eitan ein, dass Mengele dem Mossad mindestens
zweimal durch die Lappen gegangen sei. Der damalige Geheimdienstchef Isser
Harel habe gewünscht, dass das Mossad-Team außer Eichmann auch Mengele
ergreife. Er, Eitan, habe jedoch dagegen argumentiert. „Ich wollte nicht
zwei Operationen gleichzeitig abwickeln. Denn wir hatten eine erfolgreiche
Operation in der Tasche, und wenn Du versuchst, eine zweite vorzunehmen,
gefährdest Du meiner Erfahrung nach beide.“
Als Kompromisslösung blieb Eitan zur Überwachung Mengeles in Argentinien,
während die übrigen Mitglieder des Mossad-Teams Eichmann mit einer
El-Al-Maschine nach Israel brachten. „Mengele war nicht zu Hause, und die
Nachbarn sagten, er werde in einer Woche zurück sein“, sagte Eitan. „Wir
warteten eine Woche, doch in der Zwischenzeit ging die Nachricht von seiner
(Eichmanns) Gefangennahme um die Welt, und Mengele kehrte nie in seine
Wohnung in Buenos Aires zurück.“
Der Name Eitan ist aber auch verbunden mit einer schweren Vertrauenskrise
zwischen Israel und den USA: Eitan war zuständig für den US-Marineexperten
Jonathan Pollard, der für Israel spionierte und 1985 festgenommen wurde.
Pollard saß 30 Jahre in den USA im Gefängnis und die US-Bundespolizei FBI
erließ auch einen Haftbefehl gegen Eitan.
Im Jahr 2006, im Alter von 79 Jahren, wurde Eitan ins israelische Parlament
gewählt und übernahm den Vorsitz der Rentnerpartei, bevor er
Seniorenminister wurde. Damals erzählte er, ein Jahr zuvor am Herzen
operiert worden zu sein. „Ich sehe nichts und ich höre nichts, aber ich
laufe jeden Morgen, mache Skulpturen und meine Frau sagt, mir geht es gut“,
sagte er damals.
24 Mar 2019
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