# taz.de -- Textil-Abkommen in Bangladesch: Es hapert beim Brandschutz | |
> Modefirmen haben sich verpflichtet, Fabriken in Bangladesch zu sanieren. | |
> Jetzt wird das Abkommen verlängert. Denn nur wenige sind sicher. | |
Bild: Arbeiten noch immer größtenteils in unsicheren Fabriken: Näherinnen in… | |
Berlin taz | Fünf Jahre sind seit dem Einsturz des Rana Plaza in | |
Bangladesch vergangen, bei dem mehr als 1.000 Menschen starben und mehr als | |
2.000 verletzt wurden. Damals beugten sich die internationalen Modemarken | |
dem öffentlichen Druck, zahlten in einen Entschädigungsfonds und | |
verpflichteten sich selbst zu mehr Sicherheit in den Fabriken. Das Ergebnis | |
war ein rechtsverbindliches Abkommen, dem die meisten europäischen Firmen | |
beitraten: der Bangladesh Accord. | |
Das Abkommen sollte in diesem Monat auslaufen, [1][hat nun aber die | |
Erlaubnis der Regierung], sechs Monate fortzubestehen. Danach wird | |
überprüft, ob ein neues lokales Komitee, bestehend aus Vertretern der | |
UN-Arbeitsorganisation, des bangladeschischen Verbands der Textilexporteure | |
und der Regierung, die Aufgaben des Accords übernehmen kann. „Wenn das | |
Komitee noch nicht bereit ist, läuft der Accord weiter“, sagte Joris | |
Oldenziel, der Vizechef der Stiftung. | |
Der Bangladesh Accord hat zum Ziel, die mehreren tausend Zulieferfabriken | |
auf Brandschutz, elektrische Sicherheit und Einsturzgefahr zu prüfen und | |
Mängel zu beheben. Der Accord Stiftung zufolge sind 85 Prozent der Arbeiten | |
inzwischen erledigt. Allerdings können [2][nur 14 Fabriken als komplett | |
mangelfrei gelten] und mehr als 1.200 Fabriken befinden sich im Verzug. | |
Laut der Stiftung hapert es vor allem beim Ausbau von Fluchtwegen und der | |
Einrichtung von Brandschutzsystemen. | |
Erst im November hatte es in einer Fabrik, die vom Accord geprüft wurde, | |
[3][einen Todesfall bei einem Brand gegeben]. Ein Kurzschluss hatte das | |
Feuer ausgelöst und ein Elektriker erlag später seinen Verletzungen – weil | |
sich der Vorfall an einem Feiertag ereignete, gab es keine weiteren Opfer. | |
Laut Accord hatte die Fabrik seit der Inspektion im Jahr 2015 noch mehrere | |
Sicherheitsmängel nicht behoben, beispielsweise keine Brandschutztüren | |
eingebaut. | |
Die Sanierungen werden seit Jahren von Konflikten begleitet, da | |
Fabrikbesitzer und Modeunternehmen sich oft über die Finanzierung der | |
Reparaturen streiten – diese sind laut Abkommen Aushandlungssache zwischen | |
Modefirmen und Zulieferern. Mehr als 100 Zulieferer, die jeweils mehrere | |
Fabriken haben können, wurden auf eine Ausschlussliste gesetzt: Modefirmen, | |
die dem Accord angehören, dürfen nicht mehr bei ihnen bestellen. | |
Andererseits hat das Abkommen auch einige Erfolge vorzuweisen. Am | |
spektakulärsten ist wohl ein Vergleich vor einem internationalen | |
Schiedsgericht, bei dem [4][eine Modefirma sich verpflichtete, 2,3 | |
Millionen Dollar für die Sanierung ihrer Zuliefererfabriken zu zahlen]. Die | |
Firma war von internationalen Gewerkschaften verklagt worden, weil sie ihre | |
Zulieferer nicht zu rechtzeitigen Reparaturen verpflichtet hatte. „Dieser | |
Vergleich ist der Beweis, dass rechtsverbindliche Mechanismen | |
multinationale Firmen zur Rechenschaft ziehen können“, so eine | |
Gewerkschaftssprecherin. | |
15 May 2018 | |
## LINKS | |
[1] http://bangladeshaccord.org/2018/05/statement-issued-steering-committee-acc… | |
[2] http://bangladeshaccord.org/2018/04/april-quarterly-aggregate-report/ | |
[3] http://bangladeshaccord.org/2017/11/statement-fire-fatality-plummy-fashions… | |
[4] http://www.industriall-union.org/global-unions-reach-us23-million-banglades… | |
## AUTOREN | |
Lalon Sander | |
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