# taz.de -- Tag der Clubkultur: Orte des Zusammenhalts | |
> Am Tag der Clubkultur geht es am Samstag nicht nur um Party, sondern auch | |
> um Awareness-Konzepte, Inklusion und soziales Engagement. | |
Wer weiß, vielleicht wächst auf den Außenfassaden von Clubs wie dem Mensch | |
Meier in Prenzlauer Berg oder dem Suicide in Friedrichshain inzwischen | |
schon Moos. Seit dem Corona-Lockdown Ende März mussten ja sämtliche Clubs | |
der Stadt schließen und durften bislang auch nicht wieder öffnen. Zumindest | |
nicht indoor, vorausgesetzt, sie verwandelten sich nicht in einen | |
temporären Kunsttempel wie aktuell das Berghain oder präsentieren eine | |
begehbare Ausstellung wie die Wilde Renate. | |
Am Tag der Clubkultur, der am 3. Oktober in Berlin begangen wird, können | |
sich Ausgehwillige endlich mal wieder an geliebte Partyorte begeben und | |
dort etwas erleben. 40 ausgewählte Feierläden und Partykollektive in sieben | |
Bezirken der Stadt öffnen ihre Pforten und laden zu Tanz, Performances und | |
Diskussionsrunden. Begonnen wird nicht zu den üblichen Nachtzeiten, sondern | |
je nach Ort zwischen 12 und 20 Uhr. Schluss ist dann auch schon wieder um | |
maximal 1 Uhr am nächsten Tag. Vor Ort gelten natürlich die üblichen | |
Coronaregeln. | |
Clubs seien mehr als bloß wichtige Orte für das Berliner Stadtmarketing, | |
sagte Kultursenator Klaus Lederer am Mittwoch auf der Pressekonferenz zum | |
Tag der Clubkultur. Sie seien auch wichtige „Safe Spaces“ und „Freiräume… | |
für Minderheiten und notwendig für den sozialen Zusammenhalt der gesamten | |
Stadt. Und sie seien nun von der Pandemie „in besonderem Maße betroffen“. | |
Sie wurden als Erste geschlossen und werden wohl als Letzte wieder | |
aufmachen dürfen, diesen inzwischen viel zitierten Satz wiederholte Lederer | |
auch noch einmal. | |
Er hat den Tag der Clubkultur gemeinsam mit der Clubcommission und mithilfe | |
des Musicboards ins Leben gerufen. Im Vorfeld zu der bezirksübergreifenden | |
Veranstaltung am Samstag konnten sich Clubs und Veranstalter für eine | |
Teilnahme bewerben. Ein Kuratorium wählte dann 40 aus 90 Bewerbern aus. | |
## „Hochverantwortliches Handeln“ | |
Bewertet wurde dabei nicht, welcher Laden nun die besten DJs einlädt. | |
Sondern wer sich um Awareness-Konzepte bemüht, um Inklusion oder gar um | |
„soziales Engagement im Kiez“, wie Lewamm Ghebremariam aus dem Kuratorium | |
auf der Pressekonferenz betonte. Die ausgewählten Siegerclubs und | |
Kollektive, darunter auch das Schwuz und das About Blank, aber auch queere | |
Veranstalter wie OYA und QueerBerg, werden außerdem mit je 10.000 Euro | |
bedacht, Geld, das in diesen Zeiten besonders willkommen sein dürfte. | |
Es gehe ihm darum, mit der konzertierten Veranstaltung auch mal einen „Dank | |
an die Clubkultur“ auszusprechen, so Klaus Lederer. Und darum, einen | |
Kontrapunkt zu setzen gegen die mediale Stigmatisierung von Clubs und | |
Szenegängern als unsoziale Coronaverursacher, die er zuletzt sehr stark | |
wahrgenommen habe. Seit dem Beginn der Pandemie erlebe er im Gegenteil | |
seitens der Clubs „ein hochverantwortliches Handeln“, so der Kultursenator. | |
Die ganzen illegalen Raves in irgendwelchen Parks gehen schließlich auch | |
gerade nicht auf das Konto der Berliner Clubs. | |
1 Oct 2020 | |
## AUTOREN | |
Andreas Hartmann | |
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