# taz.de -- Studie über Permafrostböden: Tickende CO2-Zeitbomben | |
> Weltweit erwärmen sich dauergefrorene Böden, wie eine Studie zeigt. Das | |
> Problem: Dadurch könnte eine Menge Treibhausgas freigesetzt werden. | |
Bild: Geraten bald vielleicht ins Rutschen: erst die Permafrostböden, dann das… | |
BERLIN taz | Permafrostböden, die zu den größten natürlichen | |
Kohlenstoffspeichern gehören, erwärmen sich auf der ganzen Welt: Zu dieser | |
Erkenntnis kommt eine im [1][Wissenschaftsmagazin Nature Communications | |
veröffentlichte Studie]. | |
Erst wenn Böden zwei Jahre oder länger gefroren sind, sprechen Forscher von | |
Permafrostböden. Nach neueren Schätzungen binden sie knapp 1,7 Billionen | |
Tonnen Kohlenstoff, also doppelt so viel wie sich derzeit in der Atmosphäre | |
befinden. Etwa ein Viertel der weltweiten Landflächen sind | |
Permafrost-Regionen. | |
„Wenn die Permafrostböden sich über 0 Grad Celsius erwärmen und tauen, dann | |
zersetzen Bakterien das darin erhaltene organische Material wie | |
Pflanzenreste und Tierkadaver“, erklärt Studienautor Boris Biskaborn vom | |
Alfred-Wegener-Institut (AWI) in Potsdam. Das führt laut Biskaborn dazu, | |
dass aus dem Kohlenstoff dann CO2 und Methangas entsteht und so immense | |
Mengen Treibhausgase in die Atmosphäre geraten. „Das globale Klimasystem | |
wäre betroffen.“ | |
Der Weltklimarat schätzt, dass bei einer globalen Erwärmung um 2 Grad | |
Celsius [2][6,6 Millionen Quadratkilometer] der 22,8 Millionen | |
Quadratkilometer Permafrostboden auftauen würde, also mehr als ein Viertel | |
aller Flächen. | |
## Böden erwärmen sich gleichzeitig mit der Luft | |
Kipppunkte nennen Forscher Ereignisse wie das großflächige Auftauen von | |
Permafrostböden, weil solche Ereignisse drastische, unumkehrbare | |
Auswirkungen auf das Klima haben. Auch spätere CO2-Reduktionen können die | |
Folgen nicht mehr abfedern. | |
Global gesehen sind die Bodentemperaturen für die Permafrostregionen um | |
durchschnittlich 0,3 Grad gestiegen, wie die Ergebnisse der Untersuchung | |
zeigen. Solche Böden sind vor allem in arktischen Regionen verbreitet, wie | |
zum Beispiel in Grönland, Alaska oder Sibirien. | |
Für die Studie haben Forscher aus 154 Bohrlöchern rund um den Globus Proben | |
genommen. „All diese Daten zeigen uns, dass sich der Permafrost nicht nur | |
lokal und regional erwärmt, sondern weltweit und nahezu im Takt mit der | |
Klimaerwärmung“, erklärt Forscher Guido Grosse vom AWI. Das führe vor allem | |
in der Arktis zu einer [3][starken Erwärmung der Luft und zu größeren | |
Schneedicken]. | |
In Sibirien gibt es die größten Temperatursprünge | |
„Die Schneedecke ist eine Schicht, die den Boden von der Atmosphäre trennt | |
und wie ein Iglu isoliert“, sagt Biskaborn. „Dadurch wird der | |
Permafrostboden von den sehr kalten Temperaturen im Winter abgeschnitten, | |
die den Permafrost eigentlich abkühlen würden.“ Früherer Schnellfall im | |
Winter führt deshalb zur Erwärmung des Permafrosts. | |
Die Bodentemperaturen sind sensibel gegenüber veränderten klimatischen | |
Bedingungen. Das ist auch wichtig, weil sich die Atmosphäre in den | |
Polarregionen und Hochgebieten schneller erwärmt hat, als anderswo. | |
An manchen Bohrlöchern wie in Teilen Sibiriens wurden Temperatursprünge um | |
bis zu 1 Grad Celsius gemessen, während sich die dortige Luft im selben | |
Zeitraum nur um durchschnittlich 0,61 Grad Celsius erwärmt hat. | |
21 Jan 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nature.com/articles/s41467-018-08240-4 | |
[2] https://www.wri.org/blog/2018/10/8-things-you-need-know-about-ipcc-15-c-rep… | |
[3] https://www.awi.de/ueber-uns/service/presse-detailansicht/presse/so-schnell… | |
## AUTOREN | |
Sinan Recber | |
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