| # taz.de -- Kommentar UN-Klimakonferenz COP24: Mehr Ehrgeiz ist nötig | |
| > Die Einigung von Kattowitz ist ein Erfolg für die Klimapolitik. Was | |
| > jedoch fehlt, ist beherzte Machtpolitik für eine Zukunft ohne Kohle. | |
| Bild: Jetzt gibt es Regeln, aber abgeschaltet wird erst später | |
| „Noch so ein Sieg und wir sind verloren“, sagte König Pyrrhus in seinem | |
| Krieg gegen Rom. In der Klimadiplomatie lässt sich das so ähnlich | |
| formulieren. Denn das „Kattowitz-Paket“, das am späten Samstag Abend von | |
| der 24. UN-Klimakonferenz [1][angenommen wurde,] ist zwar für den Prozess | |
| ein Erfolg. Endlich gibt es Regeln, sogar relativ strikt und zielführend, | |
| an die sich bald auch die großen Verschmutzer wie Indien und China halten | |
| müssen. Aber das allein vermeidet noch kein Gramm Kohlendioxid, das sich | |
| aus der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas in der Atmosphäre einnistet und | |
| die Temperaturen hochtreibt. | |
| In den 24 Jahren, [2][seit es Klimakonferenzen gibt], sind diese Emissionen | |
| konstant gestiegen – etwa um ein Drittel. Das ist am wenigsten die Schuld | |
| der UN-Klimarahmenkonvention und des Systems ihrer oft frustrierenden | |
| Diplomatie. Es ist dem rasanten Aufstieg von Schwellenländern wie China und | |
| Indien geschuldet, die sich ihren Weg aus der Armut mit Kohle erkämpfen. Es | |
| liegt aber auch am zähen Widerstand der fossilen Industrien und der | |
| Staaten, die auf diesem Wirtschaftsmodell beruhen. Also praktisch alle. | |
| Dass sich diese Staaten gegenseitig versprachen, ihre Abhängigkeit von den | |
| Fossilen zu beenden, war der Fortschritt von Paris. Jetzt in Kattowitz | |
| haben sie sich das Rezept dafür ausgestellt, bald von der Karbon-Völlerei | |
| auf Nulldiät umzustellen. | |
| Wenn das mehr sein soll als der übliche gute Vorsatz zum Neuen Jahr, muss | |
| die sogenannte „High Ambition Coalition“ (HAC) von Paris und Kattowitz am | |
| Leben gehalten werden. In dieser Allianz für großen Ehrgeiz beim | |
| Klimaschutz verbünden sich bisher 107 Länder, darunter viele EU-Staaten, | |
| Norwegen, Kanada oder die Schweiz mit Entwicklungsländern wie Äthiopien | |
| oder Costa Rica. Sie schmieden Bündnisse über Grenzen hinweg, die sonst | |
| zwischen Industrie- und Entwicklungsländern bestehen, zwischen Nord und | |
| Süd, arm und reich. Leider erscheint diese Koalition der Willigen immer | |
| nur, wenn das Desaster droht. | |
| Es wäre ein wichtiger Fortschritt, wenn die HAC permanent zum Machtfaktor | |
| beim globalen Klimaschutz würde. Warum nicht den Spaltern, Nationalisten, | |
| Öl-Lobbyisten und Bremsern eine schlagkräftige Gruppe von Ländern | |
| entgegensetzen, die für eine vernünftige Zukunft Front macht? So richtig | |
| mit regelmäßigen Treffen der Regierungschefs, gemeinsamen Forderungen, | |
| abgestimmter Strategie. Wenn G20 und G7 blockieren, wäre das eine | |
| Alternative. Deutschland könnte da organisatorisch und finanziell an der | |
| Spitze stehen. | |
| Ach ja, Deutschland. Das wäre selbstverständlich der erste Schritt. Dass es | |
| in diesem Land mal wieder eine Regierung gäbe, die beim Klimaschutz und der | |
| Zukunftspolitik von einer High Ambition Coalition getragen wird. Mit der | |
| jetzigen kleinen Koalition ist das wohl nicht zu machen. Die ist in diesem | |
| Punkt bisher ohne jede Ambition. | |
| 16 Dec 2018 | |
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| ## AUTOREN | |
| Bernhard Pötter | |
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