# taz.de -- Streit zwischen Türkei und Griechenland: Maas vermittelt im Mittel… | |
> Im Gasstreit haben Ankara und Athen Marinemanöver in umstrittenen | |
> Meereszonen angekündigt. Nun versucht der Bundesaußenminister zu | |
> schlichten. | |
Bild: Unterwegs in griechischen Gewässern: türkisches Forschungsschiff, hier … | |
ISTANBUL taz | In schwieriger Mission hat Außenminister Heiko Maas (SPD) am | |
Dienstag Athen und Ankara besucht, um Griechenland und die Türkei im | |
Konflikt um Bodenschätze im östlichen Mittelmeer zu Verhandlungen zu | |
bewegen. Maas forderte beide Seiten zu einem „aufrichtigen Dialog“ auf, um | |
Fragen über Hoheitsgebiete und exklusive Wirtschaftszonen in der Ägäis und | |
im Mittelmeer zu lösen. | |
In dem Konflikt, der in den letzten Wochen eskalierte, weil die Türkei | |
[1][das Forschungsschiff „Oruç Reis“ in ein von Griechenland als exklusive | |
Wirtschaftszone beanspruchtes Gebiet] geschickt hatte, hatten beide Seiten | |
am Montag die Spannungen erhöht, indem beide Marinemanöver in der | |
umstrittenen Zone ankündigten. | |
In Athen versicherte Maas seinem griechischen Amtskollegen Nikos Dendias | |
die volle Solidarität Deutschlands und der EU, forderte die griechische | |
Regierung aber dennoch auf, Verhandlungen mit der Türkei nicht länger | |
abzulehnen. Griechenland erwartet zunächst einen Rückzug der türkischen | |
Marine sowie der Forschungsschiffe. Er könne derzeit keinerlei | |
Deeskalationsbemühen seitens der Türkei erkennen, sagte Dendias. Die EU | |
solle deshalb Sanktionen verhängen. | |
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan bekräftigte am Montag noch | |
einmal, dass die Türkei „niemals“ auf ihre Rechte im Mittelmeer verzichten | |
werde. | |
## Situation im östlichen Mittelmeer besonders vertrackt | |
[2][Der aktuelle Streit] hat sich an der kleinen griechischen Insel | |
Kastelorizo entzündet, die rund 120 Kilometer östlich der griechischen | |
Insel Rhodos und nur knapp drei Kilometer vor der türkischen Küste liegt. | |
Nach griechischer Auffassung, die vom UN-Seerechtsabkommen von 1994 im | |
Prinzip unterstützt wird, hat jede Insel eine exklusive Wirtschaftszone von | |
200 Meilen. | |
Dies führt in diesem Fall dazu, dass die Türkei dem Abkommen zufolge auf | |
die Bodenschätze direkt vor ihrer Küste keinen Zugriff hat. Allerdings hat | |
die Türkei – wie die USA und Israel – das Abkommen nicht unterzeichnet. | |
Ankara geht davon aus, dass die Türkei auf ihrem sogenannten Festlandsockel | |
über Bodenschätze verfügen könne, während die Inseln nur eine zwölf Meilen | |
große Hoheitszone hätten, keine exklusive Wirtschaftszone. | |
Die Situation ist im östlichen Mittelmeerraum besonders schwierig, weil in | |
der Ägäis nahezu alle Inseln zu Griechenland gehören, auch wenn sie nur in | |
Ruderbootweite vom türkischen Festland entfernt liegen. Zudem weigert sich | |
auf Zypern die griechisch-zyprische Regierung, die türkische Minderheit und | |
ihren international nicht anerkannten Staat Nordzypern an der Ausbeutung | |
der Gasfelder zu beteiligen. | |
Verhandlungen sind deshalb kompliziert. Alle Lösungsversuche der letzten | |
Jahrzehnten sind gescheitert. Hinzu kommt, dass Erdoğan die Situation aus | |
innenpolitischen Gründen eskaliert, aber auch in Griechenland eine | |
nationalistische Stimmung Gespräche schwierig macht. Das hat sich zuletzt | |
an dem Namensstreit um Mazedonien gezeigt, den der letzte griechische | |
Premier Alexis Tsipras am Ende durch Verhandlungen löste. In der Folge | |
verlor er in Wahlen gegen die Konservativen. | |
Dennoch dürften sich auf Druck der EU am Ende beide Parteien an den | |
Verhandlungstisch setzen. Ein Krieg würde allen Beteiligten immens schaden. | |
25 Aug 2020 | |
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## AUTOREN | |
Jürgen Gottschlich | |
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