# taz.de -- Streik im Krankenhaus: Scharfe Töne bei Vivantes | |
> Im Arbeitskampf der Vivantes Service GmbH verhärten sich die Fronten. | |
> Verdi sagt, es sei den Streikenden sogar mit der Polizei gedroht worden. | |
Bild: Solidarität mit Leidtragenden: VSGler beim Besuch bei protestierenden Fe… | |
Seit über sechs Wochen streiken die Mitarbeitenden der Vivantes Service | |
GmbH (VSG), nun wird der Ton schärfer. Verdi sei beim Klinikum Spandau mit | |
Hausverbot und Polizei gedroht worden, berichtet Janine Balder, die | |
zuständige Gewerkschaftssekretärin. Holger Steinmetz von der Streikleitung | |
sagt, sie hätten dem Arbeitgeber ein Angebot gemacht, der reagiere aber | |
überhaupt nicht mehr. „Wir werden von der Geschäftsführung vorsätzlich | |
ignoriert.“ | |
Der Klinikkonzern Vivantes, zu dem die VSG gehört, weist diese Vorwürfe | |
zurück. In Spandau habe es massive Lärmbeschwerden von Patienten gegeben, | |
Verdi sei der Aufforderung, das Gelände zu verlassen, nicht nachgekommen, | |
so Sprecherin Kristina Tschenett. „Vivantes hat letztlich jedoch darauf | |
verzichtet, das Hausrecht auszuüben.“ | |
Die Vivantes Service GmbH kümmert sich in den Vivantes-Kliniken um | |
nichtmedizinische Aufgaben wie Patiententransporte oder die Sterilisation | |
von Geräten. Die Firma entstand zu Zeiten der Sparpolitik unter Rot-Rot: | |
Landeseigene Unternehmen gründeten damals Tochtergesellschaften, um | |
Personalkosten zu sparen – für deren Beschäftigte gilt der Tarifvertrag für | |
den öffentlichen Dienst nicht mehr. Für die 340 MitarbeiterInnen der VSG | |
heißt das: Sie machen zwar die gleiche Arbeit wie rund 600 KollegInnen, die | |
direkt bei Vivantes angestellt sind, aber zu deutlich schlechteren | |
Bedingungen. Laut Verdi beträgt der Gehaltsunterschied bis zu 800 Euro | |
netto pro Monat. | |
Das will die Gewerkschaft ändern – und fordert von der Geschäftsführung | |
einen Haustarifvertrag, der schrittweise zu einer Angleichung an das Niveau | |
des öffentlichen Dienstes führen soll. Die Arbeitgeberseite hat ein Angebot | |
vorgelegt mit jährlichen Gehaltssteigerungen, allerdings nicht orientiert | |
am öffentlichen Dienst, sondern an niedrigeren, branchenüblichen | |
Servicetarifen. | |
## Was macht der Senat? | |
Verdi will sich damit nicht zufrieden geben. Die Gewerkschaft beharrt auf | |
einer Angleichung an die Löhne der Vivantes-Beschäftigten und weiß dabei – | |
zumindest theoretisch – den Senat hinter sich. Im Koalitionsvertrag steht, | |
dass sich Rot-Rot-Grün für eine Angleichung der Bedingungen in | |
Landesunternehmen und ihren Tochterunternehmen einsetzen will. | |
Das versicherte vergangene Woche auch der Regierende Bürgermeister Michael | |
Müller (SPD); er sprach dabei von „Übergangszeiten“. Er wirke auf neue | |
Gespräche hin, sagte Finanzsenator Matthias Kollatz-Ahnen (SPD), | |
Aufsichtsratsvorsitzender von Vivantes. Und fügte hinzu: Es sei die | |
Gewerkschaft gewesen, die die Gespräche abgebrochen habe, nicht die Klinik. | |
Das stimme nicht, sagt Streikleiter Steinmetz. „Lippenbekenntnisse vom | |
Senat hatten die Streikenden in den letzten Monaten genug. Jetzt müssen | |
Taten folgen!“, fordert Janine Balder von Verdi. Laut der Gewerkschaft ist | |
der derzeitige Streik der längste, den es bei Vivantes bisher gab. In der | |
Hoffnung, die Geschäftsführung doch noch zum Einlenken bewegen zu können, | |
demonstrierten die VSG-Mitarbeitenden am Mittwoch vor der Finanzverwaltung | |
und vor dem Roten Rathaus. Am heutigen Donnerstag geht es weiter am | |
Klinikum im Friedrichshain. | |
24 May 2018 | |
## AUTOREN | |
Antje Lang-Lendorff | |
Susanne Memarnia | |
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