# taz.de -- Sheltersuits in Berlin: Ein Overall für Obdachlose | |
> Die Caritas verteilt 80 spendenfinanzierte Schutzanzüge in Berlin. In | |
> ihnen können Menschen auf der Straße warm und trocken leben. | |
Bild: Multifunktional und wasserabweisend: Der Sheltersuit soll Obdachlosen üb… | |
BERLIN taz | Der Wohlfahrtsverband Caritas verteilt Schlafsäcke, die | |
gleichzeitig Mäntel sind – an Berliner Obdachlose, die auch im Februar | |
draußen schlafen. Die sogenannten [1][Sheltersuits] bestehen aus Schal, | |
Schlafsack und Zelt: Auf Schlafsäcke werden Zelte genäht, damit sie sich | |
nicht mit Wasser vollsaugen. Weil ein Teil abtrennbar ist, können sie | |
tagsüber als Mantel getragen werden. Nachts können sie als Schlafsack | |
genutzt werden. | |
Erfunden hat den Sheltersuit der niederländische Designer Bas Timmer, | |
dessen Erfindung in den Niederlanden schon 12.500 Mal verteilt wurde – | |
sowie in Südafrika und im Geflüchtetencamp Moria. | |
In Berlin werden sie mit dem Caritas-Arztmobil verteilt, das Obdachlosen | |
mit einer [2][medizinischen Grundversorgung] beisteht. „Die Menschen dort | |
sind Vollprofis, die aus der Wohnungslosenhilfe kommen. Sie helfen seit | |
über 25 Jahren und wissen, wer in einer schwierigen Lage ist“, sagt | |
Caritas-Sprecher Thomas Gleißner der taz. | |
Vorerst werden 80 Sheltersuits verteilt. Einer kostet 300 Euro. Mit | |
Material, Herstellung und Lohnentschädigung belaufen sich die Kosten auf | |
24.000 Euro, die Caritas sucht noch nach Spender:innen. „Unser erstes | |
Ziel ist immer, die Leute in Wohnungen zu bringen. Wir gehen mit dieser | |
Aktion auf die Situation ein, dass manche im Moment nicht in Notunterkünfte | |
wollen und lieber auf der Straße schlafen“, sagt der Caritas-Sprecher der | |
taz. | |
## Obdachlose zunehmend zwangsgeräumt | |
Bahar Sanli vom Aktionsbündnis Solidarisches Kreuzberg zu Obdachlosigkeit, | |
findet, dass „es eine konkrete, nützliche Form der Unterstützung“ sei. Die | |
aber nichts daran ändere, dass die Menschen weiterhin auf der Straße leben | |
müssten. | |
Dazu müsse man bedenken, dass obdachlose Menschen zunehmend zwangsgeräumt | |
werden. Dabei könne es passieren, dass die Polizei die Schlafsäcke – oder | |
Sheltersuits – wegnimmt. „Jeder Bezirk behandelt das unterschiedlich.“ | |
Während Neukölln und Charlottenburg Obdachlose nicht räumen, die in der | |
Öffentlichkeit schlafen, sehe das in Mitte anders aus. | |
„Wenn die Sheltersuits verteilt werden, muss deshalb gewährleistet werden, | |
dass die Leute die behalten können und nicht geräumt werden. Und sie | |
brauchen sichere Plätze, wo sie sich aufhalten können“, sagt Sanli. Im | |
zweiten Schritt läge es an der Senatsverwaltung, die Polizei und die | |
Bezirke dazu anzuweisen, keine Zwangsräumungen durchzuführen. | |
Sanli gibt zu bedenken, dass viele [3][Obdachlose in Notunterkünften] nicht | |
schlafen wollen wegen der Ansteckungsgefahr mit Corona. Es gebe aber | |
Alternativen: „Die Frage ist doch: Warum müssen die Leute überhaupt draußen | |
übernachten? Hotels stehen leer, Ferienunterkünfte, Businessapartments | |
stehen leer, alles steht leer. Und wir verteilen Sheltersuits und | |
Schlafsäcke.“ | |
Im Januar 2020 wurden 2.000 Obdachlose gezählt. Nach Schätzungen von | |
Sozialverbänden ist die Zahl höher. Derzeit stehen 1.092 | |
Notübernachtungsplätze zur Verfügung, der Evangelische Pressedienst meldete | |
am Montag, 100 weitere seien geplant. | |
1 Feb 2021 | |
## LINKS | |
[1] https://sheltersuit.com/de/ | |
[2] /Leben-ohne-Krankenversicherung/!5035013 | |
[3] /Wohnungslos-im-Corona-Winter/!5735156 | |
## AUTOREN | |
Nicole Opitz | |
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Stephan von Dassel | |
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