# taz.de -- Senatsprogramm „Geschützes Marktsegment“: Wohnungskonzerne ver… | |
> Vor allem private Vermieter stellen kaum Wohnungen für besonders | |
> Bedürftige bereit. Das geht aus einer Anfrage der Grünen hervor. | |
Bild: Viele Wohnungen – nur nicht für Bedürftige? | |
BERLIN taz | Private Wohnungsunternehmen beteiligen sich kaum am Programm | |
„Geschütztes Marktsegment“ des Senats. Das geht aus einer Schriftlichen | |
Anfrage der Abgeordneten Katrin Schmidberger und Taylan Kurt (beide Grüne) | |
hervor. Das Programm, 1993 ins Leben gerufen, soll Menschen, die auf dem | |
privaten Wohnungsmarkt keine Chancen haben, vor der Wohnungslosigkeit | |
schützen. Zum Beispiel betrifft das Personen mit hohen Mietschulden, | |
kürzlich aus der Haft Entlassene und Menschen, die in Notunterkünften | |
leben. | |
Alle kommunalen Wohnungsbaugesellschaften haben sich verpflichtet, an dem | |
Programm teilzunehmen. Von den Privaten sind dagegen nur die [1][Deutsche | |
Wohnen], Vonovia und die Moravia Holding GmbH überhaupt dabei – doch sie | |
alle verfehlten ihre selbst gesteckten Ziele krachend. So stellte etwa die | |
Deutsche Wohnen 2021 von den 230 versprochenen Wohnungen lediglich 33 | |
bereit. Auch einige kommunale Wohnungsbaugesellschaften haben ihre Ziele | |
verfehlt. Dennoch stellten sie 96 Prozent der insgesamt 1.118 im Jahr 2021 | |
in das Projekt aufgenommenen Wohnungen. | |
Wie aus den Antworten hervorgeht, setzt der Senat auf | |
„Attraktivitätssteigerung“, um das Engagement privater Konzerne zu | |
steigern. So können die Wohnungen 20 Prozent teuer vermietet werden, als | |
dies regulär bei von den Sozialämtern bezahlten Wohnungen möglich ist. Über | |
einen Sicherungsfonds können sich die Konzerne mögliche Schäden fünf Jahre | |
lang ersetzen lassen. Auch wird erwähnt, dass bereits sogenannte | |
Mikroapartments mit nur 25 Quadratmetern Wohnfläche über das Projekt | |
vermietet worden wären. | |
## Fehlende Quoten | |
Das Ziel des Senats, bis 2024 das Geschützte Marktsegment auf jährlich | |
2.500 neue Wohnungen auszubauen, ist auch Teil des [2][neuen | |
Wohnungsbündnisses] unter der Schirmherrschaft von Bürgermeisterin | |
Franziska Giffey (SPD). Weiterhin fehlten aber verbindliche Quoten, | |
kritisiert Katrin Schmidberger, Co-Autorin der Anfrage. „Private müssen | |
besser verpflichtet werden“, sagte sie der taz. Ob und wie viele Wohnungen | |
die Privaten zum Programm hinzusteuern, bliebe ihnen selbst überlassen. | |
Für das Bündnis gewünscht habe sich Schmidberger einen „Stufenplan“, der | |
verbindliche Vergabequoten für verschiedene Einkommenssegmente festlegt – | |
darunter auch das Geschützte Marktsegment. Vorgesehen sei in der | |
Bündniserklärung aber lediglich, dass 30 Prozent der Wohnungen an Menschen | |
mit Wohnberechtigungsschein (WBS) vergeben werden. Da aber 50 Prozent der | |
Berliner:innen WBS-berechtigt seien, befürchtet Schmidberger, dass | |
„Menschen aus der Mittelschicht die Wohnungen erhalten – und eben nicht die | |
Wohnungslosen“. | |
2 Aug 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Seniorenwohnhaus-der-Deutsche-Wohnen/!5868554 | |
[2] /Neubau-ist-kein-Allheilmittel/!5868816 | |
## AUTOREN | |
Timm Kühn | |
## TAGS | |
Deutsche Wohnen | |
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
Wohnungslosigkeit | |
Mietenwahnsinn | |
Schwerpunkt Gentrifizierung in Berlin | |
Volksbegehren Deutsche Wohnen enteignen | |
Deutsche Wohnen | |
Obdachlosigkeit | |
Wohnungslosigkeit | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Mikroapartments in Berlin: Der Wohnzirkus als Geldmaschine | |
Wer verzweifelt eine Wohnung sucht, darf sein Geld solange in | |
Mikroapartments von „Circus Living“ verbrennen. Was beweist: Der Markt | |
regelt nichts. | |
Teure Unterbringung Bedürftiger: Eigener Wohnraum ist günstiger | |
Eine eigene Wohnung ist die günstigste Variante, hilfsbedürftige Menschen | |
unterzubringen. Linke fordert mehr Wohnungen im geschützten Marktsegment. | |
Wohnungspolitik in Berlin: Wohnungslose allein gelassen | |
Deutsche Wohnen stellt nicht genügend Wohnungen für Wohnungslose zur | |
Verfügung. Das zeigt eine Anfrage der Linksfraktion in Berlin. | |
Seniorenwohnhaus der Deutsche Wohnen: Offene Tür bei Deutsche Wohnen | |
Ein Seniorenwohnhaus der Deutsche Wohnen wehrt sich gegen | |
Verwahrlosungstendenzen. Mieter*innen haben Angst und fordern einen | |
Pförtner. | |
Obdachlose in der Hitze: Schutzlos auf dem Asphalt | |
Der Sommer bringt obdachlose Menschen in Lebensgefahr. In Berlin | |
organisieren Stadt und Vereine Angebote der Hitzehilfe. Doch das reicht | |
nicht. | |
Wohnungslos trotz Job: Feierabend in der Notunterkunft | |
Immer mehr Erwerbstätige in den Städten können sich kein eigenes Zuhause | |
leisten. Gibt es in Deutschland eine neue Form der „Working Poor“? |