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# taz.de -- Schadstoffe in Gewässern: Europa will weniger Chemie in Flüssen
> Die EU hat sich auf bessere Kontrollen von langlebigen Schadstoffen in
> Gewässern geeinigt. Umweltschützer:innen geht die Richtlinie nicht
> weit genug.
Bild: Nicht nur sauber, sondern auch rein? Kopfsprung in den Großen Müllroser…
Brüssel taz | Die EU will Flüsse, Seen und das Grundwasser besser [1][vor
langlebigen Schadstoffen schützen]. Darauf haben sich Unterhändler des
Europaparlaments und der 27 Mitgliedstaaten in Brüssel geeinigt. Mit der
Vereinbarung werden auch sogenannte Ewigkeitschemikalien (PFAS) erfasst.
Sie kommen auf eine Liste von Schadstoffen, deren Vorkommen im Wasser
überwacht werden soll.
Es besteht akuter Handlungsbedarf: Ein Bericht der EU-Kommission hatte im
Februar ergeben, dass Seen, Flüsse und Bäche in einem „kritischen“ Zustand
sind. Hauptgrund sind demnach Verschmutzungen durch Quecksilber und andere
giftige Schadstoffe. Besonders schlecht kam Deutschland in dem
Länderbericht der EU-Behörde weg: 99 Prozent der Oberflächengewässer seien
chemisch verunreinigt.
Die EU-Wasserrahmenrichtlinie sollte dem eigentlich entgegenwirken. Doch
viele Schadstoffe wurden bisher nicht oder nur unzureichend erfasst. Die
Einigung sieht nun vor, dass künftig 25 PFAS aufgenommen werden. PFAS sind
chemische Verbindungen, die biologisch nicht abbaubar sind und sich in der
Natur und im menschlichen Körper anreichern. Einige PFAS können die Leber
und das Immunsystem schädigen oder sogar Krebs erzeugen. Sie werden in
zahlreichen Produkten verwendet, etwa beschichteten Pfannen,
Imprägniersprays oder Einwegverpackungen.
Die nun geplante Reform stieß auf ein geteiltes Echo. Die EVP-Abgeordnete
Hildegard Bentele (CDU) sprach von einem „verantwortungsbewussten und
pragmatischen Paket“. Die neue Gesetzgebung sei „der Herausforderung der
sich verschlechternden Wasserqualität angemessen“. Sie sei aber auch
„realistisch angepasst an die Möglichkeiten der Mitgliedstaaten“, so
Bentele.
## Kritik von Umweltschützer:innen
Nachbesserungsbedarf sieht die Grünen-Abgeordnete Jutta Paulus. „Sauberes
Wasser ist ein Grundrecht“, sagte sie. „Mit den Verhandlungen beim
Wasserschutzpaket nimmt die EU endlich PFAS [2][und deren Zerfallsprodukt
TFA] in den Fokus. Wir schützen unsere Trinkwasserressourcen und heben die
Herstellerverantwortung der Industrie hervor.“ Allerdings sei es auch
wichtig, dass die EU-Kommission die fortgesetzten Angriffe auf die
kommunale Abwasserrichtlinie abwehrt und endlich eine weitreichende Reform
des EU-Chemikaliengesetzes vorlegt. „So sichern wir, dass unser Wasser
sauber bleibt, denn das ist eine Frage der Gerechtigkeit“, meint Paulus.
Kritik kommt von der Deutschen Umwelthilfe. Die Wasserrahmenrichtlinie
werde aufgeweicht, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der
DUH. Der geplante Schwellenwert für PFAS bleibe hinter wissenschaftlichen
Empfehlungen zurück und werde hohe Kosten für die Trinkwasseraufbereitung
nach sich ziehen.
Kritik gibt es auch an den langen Übergangsfristen. Die EU-Staaten haben
bis 2039 Zeit, um die neuen Standards umzusetzen, in einzelnen Fällen sogar
bis 2045. Dies sei viel zu lang, moniert das Europäische Umweltbüro. Schon
die Einigung auf den nun vorgelegten Kompromiss habe mit drei Jahren viel
zu lange gebraucht. Im Ergebnis würden die Standards für sauberes Wasser
weiter verwässert.
Die Richtlinie muss nun noch offiziell vom EU-Parlament und den 27
Mitgliedstaaten verabschiedet werden. Dies dürfte auch noch einige Wochen
oder Monate dauern.
24 Sep 2025
## LINKS
[1] /Schadstoffe-im-Abwasser/!6114483
[2] /Belastung-durch-Pestizide/!6080656
## AUTOREN
Eric Bonse
## TAGS
Gewässerschutz
Chemikalien
Europäische Union
Abwasser
Umweltpolitik
Umwelt
Abwasser
Chemikalien
Ökologie
Schwerpunkt Pestizide
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