# taz.de -- Salzwasser im Untergrund: Kali und Salz darf weitermachen | |
> Der Kali- und Düngemittelkonzern Kali und Salz darf weiter Abwässer in | |
> den Untergrund verpressen. Umweltschützer protestieren. | |
Bild: Kein Gletscher, sondern eine Abraumhalde von K + S im hessischen Hattorf | |
Berlin taz | Der Salz- und Düngemittelproduzent Kali und Salz (K+S) darf | |
weiter Salzabwässer in den Untergrund verpressen. Das hat das | |
Regierungspräsidium Kassel kurz vor Weihnachten verkündet. Der Konzern darf | |
demnach von 2017 bis 2021 jährlich 1,5 Millionen Kubikmeter versalztes | |
Abwasser in die Tiefe leiten. Beantragt hatte der Konzern zwei Millionen | |
Kubikmeter. Das Salz stammt aus der Verarbeitung von Kalisalzen, die in | |
mehreren Werken in Nordhessen unter anderem zu Düngemittel verarbeitet | |
werden. | |
Um aus dem abgebauten Rohsalz das wertvolle Kalium herauszuwaschen, wird | |
viel Wasser benötigt. Übrig bleibt stark salziges Abwasser – nach Angaben | |
des Unternehmens sieben Millionen Kubikmeter pro Jahr. | |
Bis die alte Genehmigung endete, wurde laut Konzernsprecher Michael Wudonig | |
ungefähr die Hälfte davon, also etwa 3,5 Millionen Kubikmeter, in den | |
Untergrund verpresst. Alles, was darüber hinaus geht, sei in die Werra | |
eingeleitet oder in stillgelegten Bergwerken zwischengelagert worden. | |
Weil nur so viel Abwasser in die Werra geleitet werden darf, dass die | |
Grenzwerte nicht überschritten werden, darf in trockenen Jahren weniger | |
eingeleitet werden. Dann führt der Fluss wenig Wasser und kann das | |
Salzwasser weniger verdünnen. K+S baut deshalb eine Anlage, um | |
wirtschaftlich wertvolle Salze aus dem Abwasser herauszufiltern. Damit soll | |
die Abwassermenge um 1,5 Millionen Tonnen auf insgesamt 5,5 Millionen | |
Tonnen reduziert werden. Nach Angaben des Konzerns wird durch die | |
Verpressung in den Untergrund das Trinkwasser nicht gefährdet: Die | |
Ergebnisse eines Grundwassermodells zeigten, dass nachteilige Wirkungen | |
ausgeschlossen werden können. | |
## Grundwasser bedroht? | |
Das bezweifelt Thomas Norgall vom BUND Landesverband Hessen stark: „Im | |
gesamten Werra-Raum steigt das Wasser, das bereits in den Untergrund | |
geleitet wurde, auf und verbreitet sich auch in alle Richtungen.“ Dadurch | |
könne die Trinkwasserversorgung gefährdet werden. Schon seit über 100 | |
Jahren wird das Abwasser aus der Salzgewinnung in den Untergrund verpresst. | |
„Früher hat man gedacht, dass das nicht aufsteigt“, erklärt Norgall. | |
Selbst bei einem sofortigen Stopp der Versenkung käme laut dem BUND es zu | |
einem weiteren Anstieg der Salzkonzentration im Grundwasser. „Jeder Tropfen | |
Salzwasser, der in den Untergrund verpresst wird, gefährdet die | |
Trinkwasserversorgung und ist deshalb ein Tropfen zu viel“, sagt Jörg | |
Nitsch, stellvertretender Bundesvorsitzender des BUND. K + S habe eine | |
weitere Hilfestellung der Hessischen Landesregierung bekommen. | |
Der BUND kritisiert, dass das Grundwassermodell, das K+S für die | |
Einschätzung der Grundwassergefährdung nutzte, mangelhaft sei – trotzdem | |
habe die Regierung die Genehmigung erteilt. | |
Schon seit Jahren kämpfen Umweltschützer gegen die Einleitung des | |
Salzwassers in den Untergrund und in die Werra. Sie gilt als der salzigste | |
Fluss Europas. Süßwasserfische finden dort keine Lebensgrundlage mehr. | |
Schäden entstehen auch an Brücken. Um Rost zu vermeiden, muss Spezialstahl | |
eingesetzt werden, und die dafür anfallenden Kosten trägt die | |
Allgemeinheit. | |
23 Dec 2016 | |
## AUTOREN | |
Friederike Meier | |
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