# taz.de -- Düngemittelkonzern K+S: Salzwasser soll in Süßwasser | |
> K+S plant, Millionen Liter Haldenwasser in einen Fluss zu leiten. | |
> Umweltschützer und Angler warnen vor einem Artensterben. | |
Bild: Kalimandscharo: Leicht zu erkennen, wie die Abraumhalde von K+S im Kreis … | |
Göttingen taz | Der Kalimandscharo ragt weithin sichtbar aus der flachen | |
Landschaft auf. Auf der weißen Salzhalde des stillgelegten Kali-Bergwerks | |
Siegfried-Giesen im Kreis Hildesheim, in dem bis 1987 Salz abgebaut wurde, | |
sammelt sich bei Regen salzhaltiges Wasser. [1][Der Düngerhersteller und | |
Betreiber der Grube, K+S,] entsorgte es jahrzehntelang in den Fluss | |
Innerste. Ende 2023 lief die Genehmigung aus. Seitdem wird das Salzwasser | |
ins Bergwerk Siegmundshall bei Wunstorf gebracht, wo es zu dessen Flutung | |
genutzt wird. Doch künftig will K+S die Lauge wieder in die Innerste | |
leiten. | |
K+S hat eine neue wasserrechtliche Erlaubnis beim Landesamt für Bergbau, | |
Energie und Geologie (LBEG) beantragt. Dieser Antrag beinhaltet laut LBEG | |
eine Haldenwassereinleitung von bis zu 4.800 Kubikmeter – oder 4,8 | |
Millionen Liter – pro Tag, jedoch maximal 115.000 Kubikmeter pro Jahr. Das | |
Haldenwasser soll über eine schon früher genutzte Einleitstelle in die | |
Innerste fließen. | |
Über eine Kontrollmessstelle soll sichergestellt werden, dass | |
Konzentrationen von 300 Milligramm pro Liter (mg/l) an Chlorid, 20 mg/l an | |
Kalium, 35 mg/l an Magnesium und 200 mg/l an Sulfat nicht überschritten | |
werden. Damit würden alle Grenzwerte eingehalten, argumentiert K+S. | |
Zudem verweist das Unternehmen darauf, dass eine deutlich geringere Menge | |
Salz eingeleitet werden soll als bis 2023. Und bis das Haldenwasser über | |
die Innerste die Leine und von da Aller und Weser erreiche, sei es ohnehin | |
stark verdünnt. | |
## Fluss bereits jetzt belastet | |
Die Innerste ist bereits heute mit Schwermetallen wie Blei, Zink und | |
Cadmium aus Hinterlassenschaften des Bergbaus im Harz belastet. Zudem wird | |
das Haldenzwasser nicht komplett aufgefangen, sondern versickert teilweise | |
im Boden und [2][versalzt so das Grundwasser.] In der Region zwischen | |
Giesen, Ahrbergen und Sarstedt kann es dann nicht mehr für die Bewässerung | |
von Feldern genutzt werden. | |
Die Wiederaufnahme der Einleitung beeinträchtige das Leben im Wasser | |
erheblich und gefährde das gesetzlich vorgegebene Ziel, einen guten | |
ökologischen Zustand der Innerste zu erreichen, warnt nun der Bund für | |
Umwelt und Naturschutz (BUND). Der Umweltverband fordert nachhaltige | |
Maßnahmen zur Reduzierung der Salzbelastung – zum Schutz von Wasser und | |
Grundwasser. | |
„Mit dem neuen Antrag von K+S besteht das ernsthafte Problem der | |
Versalzung unserer Gewässer fort“, sagt die niedersächsische | |
BUND-Landesvorsitzende Susanne Gerstner. „Wir fordern, die massive | |
Gewässerbelastung bereits an der Quelle zu stoppen, indem die alte | |
Kalihalde abgedeckt oder ganz beseitigt wird.“ | |
Zudem solle die LBEG die Grenzwerte für Salze anpassen. Gerstner zufolge | |
sind die Überwachungswerte für den Salzgehalt der Innerste zu hoch | |
angesetzt. Statt pauschaler Orientierungswerte, die unabhängig vom | |
Gewässertyp – ob kleiner Bergbach oder großer Strom – gelten, könnten na… | |
neueren Studien spezifische Grenzwerte angewendet werden. Für die Innerste | |
würden dann niedrigere, auf die dortigen Verhältnisse abgestimmte | |
Überwachungswerte für drei Salzarten gelten. | |
## „Katastrophe für Kleinstlebewesen“ | |
Von einer „Katastrophe für Kleinstlebewesen“ spricht Heinz Pyka vom | |
Anglerverband Niedersachsen. „Wir sind froh, dass sich das Artenspektrum | |
der Leine in den vergangenen Jahren wieder erholt hat“, sagte er der | |
Hannoverschen Allgemeinen Zeitung. „Durch die Verschmutzungen aus der Zeit | |
der Industrialisierung war es auf fünf Fischarten zurückgegangen, heute | |
sind es wieder 40.“ | |
Jede Verschlechterung der Gewässerqualität bedeute Eingriffe in den | |
„hochsensiblen Lebensraum“ des Fließgewässers. Darunter litten insbesonde… | |
wirbellose Kleintiere im Wasser und den Uferzonen. Wenn sie verschwänden, | |
dann habe das Auswirkungen auf alle anderen Arten, „von der Wasseramsel bis | |
zum Biber“, so Pyka. | |
Falls der Antrag von [3][K+S] genehmigt wird, soll zumindest nicht nur die | |
Einleitung von Chlorid überwacht, sondern auch die Konzentration von | |
Kalium- und Magnesiumsalzen im Wasser begrenzt werden. „Das ist ein | |
Fortschritt“, so Gernstner vom BUND. „Denn diese beiden Salze sind deutlich | |
toxischer für das vielfältige Leben im Wasser als Chlorid.“ Eine dauerhafte | |
Lösung für den Schutz von Innerste und Grundwasser sei das jedoch nicht – | |
„denn die Ursache der Salzwasserbelastung, die Althalde, bleibt“. | |
27 May 2025 | |
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## AUTOREN | |
Reimar Paul | |
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