# taz.de -- Rodungsmoratorium Hambacher Forst: Kein Baum fällt bis 2020 | |
> NRW-Ministerpräsident Laschet sagt zu, Ergebnisse der Kohlekommission 1:1 | |
> umzusetzen. Der Hambacher Wald ist vorerst geschützt. | |
Bild: „Hambi bleibt“– Baum im Hambacher Wald | |
Im Hambacher Wald, der durch den Braunkohletagebau bedroht ist, wird es | |
mindestens in den nächsten eineinhalb Jahren keine [1][Rodungen] geben. Der | |
nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) sagte am | |
Mittwoch in einer Regierungserklärung im Landtag, der Stromkonzern RWE habe | |
ihm die Zusage für ein „Rodungsmoratorium“ gegeben. „Das heißt, dass in | |
jedem Fall bis zum Herbst 2020 nicht gerodet wird“, erklärte Laschet. RWE | |
bestätigte diese Zusage gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. | |
Derzeit ist der Wald ohnehin durch eine vorläufige Gerichtsentscheidung | |
geschützt, die der Umweltverband BUND erwirkt hatte. Diese gilt aber nur | |
bis zu einer Entscheidung im Hauptverfahren. Durch die Zusage von RWE | |
bleibt der Wald nun unabhängig vom Ausgang des Prozesses vorerst geschützt. | |
Als Konsequenz appellierte Laschet an die BesetzerInnen, die in zahlreichen | |
[2][Baumhäusern im Hambacher Wald leben], diesen zu verlassen. | |
„Alle Seiten sind jetzt aufgefordert, Zeichen der Verständigung zu | |
setzten“, sagte der Ministerpräsident. Zudem plädierte Laschet für eine | |
dauerhafte Sicherung des [3][umkämpften Waldstücks]: „Der Erhalt des | |
Hambacher Forsts ist wünschenswert und muss Bestandteil der Verhandlungen | |
zwischen Unternehmen und Bundesregierung sein.“ Einen neuen Kurs deutete | |
Laschet auch bei der geplanten Abschaltung von Kohlekraftwerken an. „Wir | |
wollen den Konsens der Kohlekommission eins zu eins umsetzen“, sagte er. | |
Die Kommission hatte gefordert, mit dem Braunkohleausstieg im Westen zu | |
beginnen und bis 2022 zusätzliche Kraftwerke mit einer Kapazität von 3,1 | |
Gigawatt stillzulegen. NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart wollte | |
jedoch in seinem Bundesland nur 2,4 Gigawatt abschalten, was Umweltverbände | |
heftig kritisiert hatten. Laschet sagte nun, das Land werde in jedem Fall | |
umsetzen, was die Bundesregierung mit den Kraftwerksbetreibern vereinbare | |
## Klimaschutzgesetz im Kanzleramt | |
Auf Bundesebene hat das von Svenja Schulze (SPD) geführte Umweltministerium | |
unterdessen trotz heftigem Widerstand aus der Union einen Entwurf für das | |
geplante Klimaschutzgesetz zur sogenannten Frühkoordinierung im Kanzleramt | |
eingereicht. Das Gesetz, das in diesem Jahr verabschiedet werden soll, soll | |
sicherstellen, dass die Klimaschutzziele für 2030 erreicht werden. | |
Dafür sind neben der Energiewirtschaft auch in den Sektoren Verkehr, | |
Landwirtschaft und Gebäude konkrete Einsparziele vorgesehen. Werden diese | |
nicht eingehalten, sollen die zuständigen Ressorts für Strafzahlungen oder | |
den Kauf zusätzlicher EU-Verschmutzungsrechte aufkommen. | |
Vor allem dieser Plan sorgt für Widerspruch in der Union. Der | |
stellvertretende Fraktionsvorsitzende Georg Nüßlein (CSU) hatte am Samstag | |
im Handelsblatt das Gesetz, das das Kernstück der deutschen Klimapolitik | |
werden soll, komplett infrage gestellt. | |
20 Feb 2019 | |
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## AUTOREN | |
Malte Kreutzfeldt | |
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